Sils im Oberengadin

Als Friedrich Nietzsche 1881 Sils besuchte, schwärmte er »alle Bedingungen meines armen Lebens sind hier erfüllt« und bezeichnete den Ort als den »lieblichsten Winkel der Erde«. Sätze von bleibender Gültigkeit. Zwar sollte man nicht wirklich arm sein, wenn man es sich hier gut gehen lassen will – Übernachtungen sind kaum günstig zu kriegen und ein Käsefondue in der Edel-Skihütte »El Paradiso« kostet ein Vermögen. Doch der Gegenwert! Sils liegt 1800 Meter hoch – hier wird man auch dann noch im Schnee herumtoben können, wenn in Kitzbühel Palmen wachsen. Vor allem Langlaufen: die Engadin-Marathon-Strecke zieht sich direkt durchs Dorf. Wenige Kilometer entfernt feiert der Jetset in St. Moritz – in Sils verhält sich die Prominenz unauffällig, es plätschern die Brunnen, es leuchten die Sterne, nur Mino aus Como singt im »Hotel Margna« bis Mitternacht und fast so gut wie sein Landsmann Paolo Conte. (4) Nietzsche-Haus, 7514 Sils-Maria, Tel. 0041/81/826 53 69, www.nietzschehaus.ch
(5) Skihütte El Paradiso, St. Moritz, Tel. 0041/81/833 40 02, Fax 834 80 19, www.el-paradiso.ch
(6) Start der Engadin-Marathon-Strecke am Hotel »Maloja Palace« in Maloja, 6 km von Sils entfernt.

(1) Renato Giovanoli, ein Italiener mit Rauschebart, macht das beste Bündnerfleisch der Welt. Er kauft von den Schweizer Spitzenkühen nur die Nussstücke, trocknet sie im Steinhaus mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und hängt sie im Netz an den Hausfirst. Natürlich nur im Winter, wegen der Fliegen, Trockenan-lagen verachtet er. Mit Giovanoli kann man verhandeln, falls man ihn findet: Am Ortseingang Maloja, rechts den Berg hinauf – ohne Schneeketten wird die Anreise zur Wanderung. Renato Giovanoli, Pila, Maloja, Tel. 0041/81/824 31 13.
(2) La Baracca hat den Charme einer Imbissbude: eine Baracke auf dem Grundstück einer Baufirma. Trotzdem essen hier alle, in Schlips oder Skistiefeln: Russen, persische Prinzen, Einheimische. Keiner weiß, wie lange die Baracke noch genehmigt ist – was ihren Reiz erheblich erhöht.
La Baracca, Via San Gian, St. Moritz, Tel. 0041/79/270 07 75.
Im Jahr 1817 wollte der Zuckerbäcker Johann Josty mit der (3) Villa Margna seiner Frau, die er hintergangen hatte, eine Freude machen – es sollte das beeindruckendste Haus der Gegend werden. Das wurde es auch. Später bekam es nur vom »Waldhaus Sils« Konkurrenz. Von außen ist das »Hotel Margna« inzwischen rosa wie ein Törtchen, von innen aufwändig renoviert. Überall hängen alte Gemälde, mit denen Sammler einst ihre Übernachtungen bezahlten. Zum Frühstück gibt es zwölf Brotsorten, zum Beispiel Engadiner Birnenbrot, sonntags Champagner.
Hotel Margna, DZ ab 160 CHF, Sils-Baselgia, Tel. 0041/81/838 47 47, Fax 838 47 48, www.margna.ch.