Manche Namen klingen, als hätte man Hamburger Hip-Hopper oder notorische Kabarettisten um Rat gefragt. Ganz weit vorn liegt die Kindergruppe von E.ON in Regensburg, der Stadt der Domspatzen – die heißt »Stromspatzen«. Der Energiekonzern Mainova nennt seine Kitagruppe »Energiebündel«. Der Mitarbeiter-Nachwuchs beim Bayerischen Rundfunk läuft unter »Fünkchen«. Viele deutsche Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Kinderbetreuung an, oft direkt in der Firma, die Leute können einfach mit ihren Kindern zur Arbeit kommen. Wunderbar. Aber warum immer die betont geistreichen Namen? Es ginge ja auch »Betriebskindergartengruppe 1«, aber nein, wo ein Wortspiel machbar ist, muss ein Wortspiel her. Natürlich auch, weil es süß ist. Und kindgerecht.
Der eigentliche Grund aber liegt vielleicht im Berufsalltag der Eltern: Viele Arbeitnehmer leiden unter dem Trott, unter der immer gleichen Arbeit, unter den öden Räumen, in denen sie ihre Tage verbringen. Wenn die Menschen jetzt auch noch ihre Kinder mitnehmen an den trüben Ort der ewigen Wiederholung, dann werden die unschuldigen Kleinen gewissermaßen kontaminiert, das Grau des Bürolebens legt sich wie schwerer Staub auf ihre schwachen Schultern und raubt ihnen die Lebensfreude. Als wären sie nur noch eine Abteilung – Erdgeschoss: Poststelle und Kinderabstellraum. Also muss da irgendwie Abstand rein, ein Zeichen, das klarmacht, es gibt einen Unterschied zwischen Ernst des Lebens und kindlicher Freiheit. Hier der trockene Job bei Mercedes, da Sandkastengaudi bei den »Sternchen«. Der Kita-Namenswitz als Demarkationslinie zwischen Ackern und Rackern.
Vielleicht wäre es auch für die Eltern ganz gut, diese Trennung aufzuheben, Arbeit und Spiel überhaupt viel mehr ineinanderfließen zu lassen. Wir beim SZ-Magazin mögen unsere Jobs, aber wir könnten ja mal »Die Heftlbande« an die Tür schreiben. Na ja – wir warten wohl lieber noch auf bessere Vorschläge.
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Illustration: Andy Rementer