Das Filmprojekt heißt "Iron Sky" und hat noch nicht einmal einen Start-Termin. Doch der finnische Independent-Streifen sorgt schon während der Produktionsphase für Gesprächsstoff. Das liegt an zwei Dingen. Zunächst am Filmplot: Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtet ein Teil der Nazi-Elite von der Erde. Mit sogenannten Reichsflugscheiben, gestartet von einer geheimen Basis in der Antarktis, fliegen sie auf die dunkle Seite des Mondes, um dort eine Kolonie aufzubauen. Sie planen die Invasion der Erde im Jahr 2018. Es soll eine schwarze Komödie sein, purer Trash also, und zwar im positivsten Sinne des Wortes. Seit das vielgelesene Störungsmelder-Blogder Zeit vor mehr als einem Jahr den ersten Trailer verlinkte, wartet auch in Deutschland eine interessierte Community gespannt auf den Film.
Dass der Streifen derzeit jedoch in mehreren Blogs und auf alternativen Nachrichtenseiten verlinkt wird, hat einen anderen Grund: Die finnischen Filmemacher behaupten, während der Dreharbeiten in Frankfurt von deutschen Polizisten brutal attackiert worden zu sein. Am 16. Dezember veröffentlichte der Independent-Regisseur Timo Vuorensola auf einem Produktionsblog schwere Vorwürfe gegen vier Polizisten: „Sie stürmten rein, sie prügelten die Scheiße aus unseren Jungs und gingen. Keine Anklage, keine Gründe, keine Erläuterungen. Einfach nur willkürliche Gewaltanwendung." Er selbst war bei dem angeblichen Vorfall nicht dabei. Zwei Mitglieder seiner Crew sollen ernstlich verletzt worden sein. Die Pressestelle der Frankfurter Polizei bestätigt Handgreiflichkeiten, weist aber jede Schuld von sich.
Soviel ist sicher: Die beiden Crew-Mitglieder waren in der Nacht von Samstag auf Sonntag um Viertel vor Fünf in einer Bar. In allen anderen Punkten steht vorerst Aussage gegen Aussage. Der Regisseur Vuorensola behauptet, dass die Polizei, zusammen mit Hunden, ohne erkennbaren Grund die Bar gestürmt und die Mitglieder unsanft ins Freie befördert habe. Dort sei einer der beiden mit dem Gesicht zuerst gegen die Wand geschleudert worden. Ein Sprecher der Polizei hingegen weiß anderes zu berichten: Zwei Beamte hätten einige Lokale kontrolliert, um an die Sperrstunde um fünf Uhr morgens zu erinnern. Die Mitglieder der Crew hätten, offensichtlich betrunken, lautstarken Protest angemeldet: „Die haben „Fuck you, Police. Fuck you, Germans" gesagt", so der Sprecher. Als die Wirtin die beiden hinausgebeten habe, hätten sie sich geweigert. Dann seien sie von den Polizisten - einer von ihnen im „Polizei-Griff" - aus dem Lokal geführt worden.
Vuorensola hat auch Fotos von Verletzungen in das Blog geladen, jedoch mittlerweile gelöscht. Zu sehen war darauf eine Platzwunde am Hinterkopf sowie ein sichtlich geschwollenes Knie. Der Polizei zufolge habe sich einer der beiden verletzt, als er sturzbetrunken rückwärts gegen eine Hauswand gestürzt sei, nachdem ein Polizeibeamter ihn mit der flachen Hand weggeschubst habe. „Einer der Polizisten war Hundeführer, darum der Hund. Aber er war nur Zuschauer", versichert der Sprecher.
Über den Blogeintrag hinaus will die Filmcrew keine weiteren Statements abgeben. Man habe einen Anwalt eingeschaltet. Mittlerweile berichtet auch die finnische Presse von dem Fall: Dass ausgerechnet die Produzenten eines satirischen Nazi-Films in Deutschland Opfer von brutaler Behördengewalt geworden sein sollen - das allein ist schon eine Schlagzeile wert.
Die bisherige Produktion des Films begleitete eine schlau konzipierte Viral Marketing-Kampagne. Internet-User wurden eingeladen, am Drehbuch mitzuschreiben, die Produzenten gaben „War Bonds" aus, mit denen Fans die Finanzierung unterstützen konnten. Schon kurz nach Veröffentlichung des Blog-Eintrags stellte ein User die Frage, ob es sich bei dem behaupteten Gewalt-Exzess nicht um reine PR-Aktion der Filmemacher handeln könne. Janos Honkonen, Pressesprecher des Projekts, konterte mit einer Gegenfrage: „Wie genau sollten wir davon profitieren?"