Wenn am kommenden Montag, dem 22. Mai, auf dem Filmfest in Cannes Happy End läuft, ist das für Schauspieler wie Isabelle Huppert, vor allem aber für den Regisseur Michael Haneke ein Routineauftritt. Zweimal schon hat er mit seinen Filmen in Cannes gewonnen, mit Das Weiße Band und Liebe.
Für den deutschen Schauspieler Franz Rogowski hingegen ist Cannes der erste internationale Auftritt. Er spielt Isabelle Hupperts Sohn in Happy End, und wenn er darin ähnlich überzeugend ist wie als Gangster in Victoria, dann könnte diese Woche in Cannes sein Leben ändern.
Noch dreht Franz Rogowski Filme eher nebenher. Hauptberuflich ist er Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen – in sieben Stücken ist er derzeit zu sehen. Die Zuschauer kennen und lieben ihn.
12 Uhr, an einem Freitag im Frühjahr. Fischessen im Gasthaus Isarthor. Rogowski kommt mit dem Fahrrad und ein paar Minuten zu spät. Er hat verschlafen, Vorstellung am Abend zuvor, davor Proben und die Abschlussfeier eines abgedrehten Films, »ist alles ein bisschen viel gerade«, entschuldigt er sich, schiefes, schüchternes Lächeln, greift nach dem Telefon, entschuldigt sich noch mal, »ich muss kurz was verschieben«. Dann ruft er seinen Bruder in Düsseldorf an.
Wahrscheinlich ist es seinen erheblichen Schwierigkeiten mit der Schule zu verdanken, dass der heute 31-Jährige überhaupt Schauspieler wurde. Im Interview mit dem SZ-Magazin bezeichnet sich als sehr körperlichen Menschen, der nicht still sitzen konnte. »Wer Bewegung brauchte, um sein Hirn zu aktivieren, war in der Schule verloren«, sagt er. Er sei an diesem Bildungssystem gescheitert.
Rogowski wuchs mit seiner Mutter, seinem Erziehungsvater und drei jüngeren Halbgeschwistern in einem großbürgerlichen Haushalt in Tübingen auf. Sein Großvater ist Michael Rogowski, ehemaliger Präsident des BDI. Dem Großvater sei er vor allem innerlich ähnlich, sagt er: »Er ist getrieben, ich auch.«
Warum Franz Rogowski es hasst, auf seine Lippenspalte angesprochen zu werden und warum es ihm nicht um Spaß geht ist – auch das wird Thema das Gesprächs sein.
Foto: Gettyimages / Pascal Le Segretain