Natürlich gibt es Frauen, die Männern einen Heiratsantrag machen. Ich selbst kenne ein paar: Die eine kniete sich in Paris vor ihren Mann und fragte ihn mit einer Rose zwischen den Zähnen, ob er sie heiraten wolle. Das ist gut, das ist fortschrittlich - nur, ist es nicht auch irgendwie komisch? Und das sich seit Jahrtausenden in männlicher Hand befindliche Ritual ironisch brechend? Da bleibt dieses merkwürdige Restgefühl von: Da stimmt was nicht, da sind zu viele Ebenen auf einmal. 1: Ich weiß, sowas machen eigentlich Männer. 2: Ich kopiere das Ritual trotzdem. 3: Ernst sollst Du den Antrag dennoch nehmen und »ja« sagen. Nee, eine Lösung ist das nicht.
Aber gibt es überhaupt eine Möglichkeit im Jahr 2016 als emanzipierte Frau den Mann um die Liebe und Gemeinsamkeit für den Rest des Lebens zu bitten ohne dabei - nun - ein bisschen lächerlich zu wirken? Es gibt wohl nur eine, und die hat mit Romantik verdammt wenig zu tun: Beide besprechen das in aller Ruhe, nüchtern. »Wir leben jetzt schon so lang zusammen, ich finde, wir könnten heiraten?« Sehr viel mehr geht da nicht.
Zahlen, wie viele Frauen bei Männern um die Hand anhalten, gibt es nicht. Absichtserklärungen in Umfragen eine Menge. Angeblich wollen über 30 Prozent der Frauen den Männern einen Heiratsantrag machen. Doch wie viele es am Ende wirklich tun, weiß niemand, vermutlich ist bei der Absicht und der Überzeugung Schluss, dass so etwas nicht mehr Männersache sei. Die männlichen Rituale sind seit Jahrhunderten eingespielt, da weiß jeder, wo sein Platz ist, der Mann darf endlich einmal Ritter sein, die Frau Prinzessin. Ihr Traum vom weißen langen Kleid mit Spitze und Schleier nur ein weiterer Beleg dafür. Dass sich daran etwas ändern sollte, ist die Meinung vieler – auch unserer Autorin Susanne Schneider. Im SZ-Magazin plädiert sie dafür, dass auch Frauen sich trauen sollten, Heiratsanträge zu machen, untersucht geglückte und weniger geglückte Anträge von Frauen – und geht der Frage nach, warum Romantik, wie wir sie verstehen, trotz aller Fortschritte in anderem Bereichen hier eben keine Frauensache zu sein scheint.
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Foto: Suzanne Plumette/fotolia.de