Die Frau meines Lebens - Marilyn Monroe

Von Marilyn Monroe hat sich Simone Buchholz das richtige Hinternwackeln abgeguckt. Geliebt hat sie die Schauspielerin aber, weil sie ihr gezeigt hat, dass Hinternwackeln nicht alles ist.

Marilyn Monroe, 1952 fotografiert von Philippe Halsman für ein Life-Cover.

Marilyn Monroe, Sex auf zwei Beinen, Göttin meiner Teenagerjahre. Ich bewunderte sie lautstark, mir schmolz das Herz, wenn ich sie sah, und Falco war der Einzige, der neben Marilyn an den Wänden meines Teenager-Zimmers kleben durfte. Ich hatte einen Hang zum Drama. Vielleicht war Marilyn Monroe meine Königin, weil ich nicht wusste, wohin mit all den Kurven an meinem Mädchenkörper, und weil sie mit solchen Kurven offensichtlich umgehen konnte. Weil ich ahnte, dass sie diese ganz speziellen Männerblicke, die mich schon sehr früh trafen, auch gekannt hatte. Und weil ich sie einfach hinreißend fand – ihren Gang, ihr Lächeln, ihren Glanz: Marilyn war eine Sahnetorte, und ich wollte genauso süß schmecken wie sie.

Ich legte mir ein paar ihrer besten Augenblicke zu. Ein bisschen was von ihrem sanften Gewackel, einen bestimmten Schwung aus ihrem Haar, die Farbe ihres Lippenstifts. Mein coolstes Ding war, Happy Birthday zu singen, so wie sie es für John F. Kennedy gesungen hatte. Ich fragte mich nie, warum sie eigentlich kurze Zeit später nicht mehr lebte.

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Ich wurde älter. Ich lernte: dass Begehren zwar aufregend, aber nicht mit Liebe zu verwechseln ist; dass ein Leben ohne Liebe wehtun kann, aber ein Leben mit Liebe noch viel mehr; dass man verletzlich ist, wenn man seine weichen Stellen zeigt; dass manche Verletzungen tiefer gehen als andere; dass Marilyn Monroe in Wahrheit Norma Jeane Mortenson hieß und Zeit ihres Lebens kreuzunglücklich war.

Je mehr ich lernte, desto unwichtiger wurde es mir, wo ich welche Kurven hatte. Ich wollte von den Männern, die mir begegneten, nicht mehr nur begehrt werden. Ich wollte Liebe und ich wollte auch die Schmerzen, aber ich wollte für meinen Humor und meine Intelligenz geliebt werden, und nicht nur dafür, dass ich aussehen konnte wie Bettwäsche am Morgen.

Ich wollte Respekt, Aufrichtigkeit und Augenhöhe. Ich begriff irgendwann, dass Marilyn Monroe genau das auch gewollt hatte. Und dass sie gestorben war, weil sie es nicht bekommen hatte. Weil sie es nicht geschafft hatte, aus der
Sahnetorte zu klettern.

Ich schwor mir, dass ich mich nie mehr respektlos behandeln lassen würde, von niemandem. Und ich achtete darauf, zumindest in beruflichen Situationen, nicht mehr so sehr mit dem Hintern zu wackeln.

Inzwischen hab ich viele meiner Marilyn-Attitüden über Bord geworfen. All die übertrieben verführerischen Momente in Gold und Satin und Lippenstift, die Nächte mit Pelzkragen und Champagner und extraglitzernden Augen. Ich bin nicht mal mehr richtig blond. Einfach dunkler geworden im Laufe der Zeit.

Nur zwei Marilynalien hab ich behalten. Ein Fläschchen Chanel No. 5 in meinem Badezimmer, für besondere Anlässe. Und ein Bild von ihr. Da lehnt sie auf der Balkonbrüstung eines Hotelzimmers in New York. Sie raucht, sieht sich den Verkehr an und denkt nach. Weich und weiblich und wunderschön, aber ganz ohne Sahne.

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Simone Buchholz, 38, lebt mit ihrem Freund und ihrem Sohn in Hamburg und wird nicht müde zu wiederholen: "Glaubt bloß nicht, dass ich für euch meine Unabhängigkeit aufgeben!" Dabei hält sie den Zeigefinger in die Luft. Dann geht sie in die Küche und kocht.

Foto: Philippe Halsman /Magnum Photos /Agentur Focus