T – Tomaten

Emma, bald fünf Jahre alt, isst kein Gemüse – außer rohen Tomaten. Als Koch ist mir das ein bisschen peinlich. Da mir aber beim Gedanken an die Erbsen-Karotten-Dosen meiner Kindheit immer noch übel wird, lassen wir unsere Tochter gewähren. Immerhin zupft Emma gern Kräuterblättchen über ihr Essen und bereitet sich ihren Lieblingssalat oft selber zu, aus Tomaten, Gurke – ich vergaß, Gurke geht auch, natürlich ohne Schale und Kerne –, Joghurt, Olivenöl, Rosenessig (www.doktorenhof.de), Salz und Gänseblümchen. Zum Glück ist die Welt der Tomaten groß:

Die riesigen Italian-Giant-Fleischtomaten schmecken leicht süßlich und duften intensiv. Eine Scheibe Italian Giant auf einem Vollkornbrot mit ein paar Tropfen Öl und einem Petersilienblatt ist eine komplette Mahlzeit für ein kleines Kind. Den Duft der Tomaten bilden vor allem die kleinen Drüsenhaare auf Stielen und Blättern der Pflanze – deshalb scheint eine selbst geerntete Tomate immer aromatischer zu sein als eine gekaufte und riechen Strauchtomaten im Laden intensiver als Tomaten, die schon von ihren Stielen getrennt wurden. Gelbe Mini-Birnen-Tomaten schmecken äußerst konzentriert und wirken besonders niedlich. Damit eignen sie sich besonders für das gemeinsame Essen mit Puppen und Teddybären. Jede Art italienischer Eiertomaten versetzt mich unmittelbar in leichte Euphorie. Als »Insalata Caprese«, der Klassiker mit Mozzarella, Olivenöl und Basilikum oder meinem Lieblingskraut Zitronenverbene (vgl. Verbene übernächste Woche), ist der Genuss der Früchte für mich der beste Kurzurlaub überhaupt. Übrigens: Auf Capri werden dafür oft Ochsenherztomaten (Cuore di Bue) verwendet.

Die Russische Reisetomate habe ich noch nie gegessen, finde aber das ihr innewohnende Konzept faszinierend: Sie wächst in einem guten Dutzend einzelner, aber miteinander verbundener tropfenförmiger Segmente. Wenn Sie in Russland auf Reisen sind, können Sie, wann immer Sie Lust auf Tomaten verspüren, ein Segment der Reisetomate abbrechen – ohne dass dadurch der Rest verletzt wird, die angebrochene Tomate läuft nicht aus. Und das ganz ohne Gentechnik.
Probieren könnten Sie die Russische Reisetomate noch dieses Wochenende, wenn Sie sich bei Erich www.Stekovics.at anmelden und bis zum 15. 8. seine Paradeisertage in Frauenkirchen im Burgenland besuchen – ich fahre nächstes Jahr mit Emma hin.

Meistgelesen diese Woche:

SIZILIANISCHE SPAGHETTI
Die Mutter aller Tomatensaucen: Es heißt, Hafenarbeiter im sizilianischen Trapani hätten damit begonnen, frische Tomatenwürfel und Olivenöl über ihre gekochten Nudeln zu geben. Für 4 Personen: 500 g Spaghetti kochen. 500 g Tomaten waschen, vierteln, entkernen. Das Fruchtfleisch in Würfel schneiden. 1 Knoblauchzehe schälen und leicht quetschen. Die Blättchen von 1 Bund Basilikum zerzupfen. Tomaten, Knoblauch und Basilikum mischen, mit Salz und Pfeffer würzen, 6–8 EL OlivenÖl zugeben. Nudeln abgießen und mit der Sauce mischen. Grob geraspelter fester Ricotta salata, sizilianischer Ricotta sfornata (gesalzen und im Ofen gebacken, wird in Sizilien verwendet wie Parmesan in Mittel- und Norditalien) oder zerkrümelter frischer Ricotta passen sehr gut dazu.