Wenn die Kleinen weinen – dann kann man ihnen besonders gut die Rotznäschen putzen. Weil ein Teil der Tränenflüssigkeit über Tränenröhrchen direkt aus dem Augenwinkel in die Nase fließt und dort besser wirkt als jedes Spray. Tränen dienen der Selbstreinigung von Auge, Nase und Seele.
Schneiden Sie also Zwiebeln. Es hilft. Und wenn die Tränen getrocknet sind, dann stecken Sie eine kleine Zwiebel in die Erde. Denn obwohl sie in unserer Küche als archetypisches Gemüse aus babylonischer Urzeit allgegenwärtig ist, obwohl sie als Quell unzähliger Sprachbilder für die Vielschichtigkeit unseres Lebens dient, bleibt eine ihrer Eigenschaften oft unbemerkt: Zwiebeln blühen in wunderbar kugeligen weißen, zartgrünen oder violetten Scheindolden. Sepp Dürr, Biobauer und Fraktionsvorsitzender der Grünen im bayerischen Landtag, versucht die Zwiebelblüte zu vermeiden, trotzdem verrät er uns einen Trick: Wenn Zwiebeln in Ihrer Küche zu treiben beginnen, werfen Sie sie nicht weg. Pflanzen Sie die Zwiebeln ein. Im folgenden Sommer werden unzählige Miniblüten aus einem festen Blütenstängel sprießen.
Es sind Temperaturschwankungen, die die Blüte bei schlecht gelagerten Zwiebeln fördern. Wenn Sie also lieber Zwiebeln als Blüten ernten wollen, empfiehlt Sepp Dürr in den nächsten Wochen kühl, aber frostfrei überwinterte Steckzwiebeln an einer sonnigen Stelle in lockeren, wasserdurchlässigen Boden zu setzen. Vorsicht mit dem Dünger: Zu viel Stickstoff macht Zwiebeln zwar groß, sie halten aber nur kurz und riechen schnell muffig – ein typisches Problem scheinbar preisgünstiger Supermarktware. Sobald im Spätsommer die grünen Röhrenblätter – Schloten – von selber welken, sind Ihre Zwiebeln reif für die Ernte. Aus der Erde ziehen, im Freien noch einige Tage trocknen, dann zu Zöpfen flechten und einlagern. Mehr zu den erstaunlichen Eigenschaften der Allium-Gewächse finden Sie hier in den Kolumnen über Thai-Schalotten und Knoblauch. Oder Sie warten ein wenig: Im Herbst erscheint mein Küchenalphabet mit den bisher 100 erschienenen und neuen Texten als Koch-Lese-Buch. Mit meinem Lieblings-Zwiebel-Rezept verabschiede ich mich an dieser Stelle von Ihnen und danke den vielen Lesern, die mir regelmäßig Briefe und Anregungen geschrieben haben. Ab nächster Woche beginnt hier die neue Rubrik: Nimm 3, in der Köche wie Eckart Witzigmann Hans Jörg Bachmeier oder Joël Robuchon ihre kürzesten und schnellsten Rezepte vorstellen werden.
Nimm 3 heißt: Sie brauchen für die Zubereitung jeweils nur drei frische Zutaten besorgen, wenn Sie folgende Basics in der Küche vorrätig haben:
Oliven- und Pflanzenöl, Obst- und Balsamico-Essig, Butter, Mehl, Salz, Pfeffer, Gewürze, Zucker, Senf, Sojasauce, Zitrone, Weiß- und Rotwein, Zwiebeln, Knoblauch.
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Griechische Zwiebeln
GRIECHISCHE ZWIEBELN
4 große (rote) Zwiebeln schälen und in dicke Scheiben schneiden. Mit Meersalz bestreuen und mit dem Saft einer Zitrone beträufeln. Mindestens 15 Minuten marinieren, trocken tupfen und lagenweise in eine Schüssel füllen. Jede Lage mit Oregano, gemahlenem Piment, Kreuzkümmel und edelsüßem Paprikapulver würzen. Den Saft von 2 Zitronen über die Zwiebeln gießen und zugedeckt im Kühlschrank aufbewahren. Die Zwiebeln auf Teller verteilen, mit etwas Olivenöl beträufeln und zu Käse, griechischem Joghurt, Salzkartoffeln oder Lammkoteletts servieren.