Seit der Trendforscher Norbert Bolz in Chrismon die Dresdner Frauenkirche zu einer Art Antwort auf den Kölner Dom hochgeredet hat, ist in München der Teufel los. Wieso, fragen sich die Freunde der hiesigen Frauenkirche, lenkt Bolz den von Dresdens wiedererwachtem Wunder abstrahlenden Glanz ausgerechnet nach Köln, das mit dem neuen Papst ja nun wirklich gut bedient war? In München spielt die Musik, was freilich nicht heißt, dass die Münchner nun den Dresdnern eins auswischen wollen, sei es, indem sie auf die reichlich zwei Jahrhunderte pochen, die ihre Frauenkirche mehr auf dem gewaltig ausgreifenden Buckel hat, sei es, indem sie deren zwei Zwiebeltürme gegen die Dresdner Kuppel aufrechnen, eine Kuppel, die der Volksmund noch dazu »Zitronenpresse« nennt. Nein, die Münchner sind stolz auf die Tugend des Understatements, die ihnen in höherem Maß als anderen deutschen Großstädtern gegeben ist, und aus der Fülle dieser Tugend heraus sagen sie den Dresdnern nur dies: Als unsere Frauenkirche gebaut wurde, war der Teufel (ein anderer als der oben genannte) sauer, als wäre er unter eine, nun ja, Zitronenpresse geraten, und er schwor, sie zu verderben, sollte es Baumeister Jörg nicht gelingen, sie fensterlos zu bauen. Topp, die Wette galt, und wie der Teufel nach einer Weile nachschauen kam, sah er absolut kein Fenster, so schlau war die Flucht der Säulen angelegt. Noch heute sieht man dort, wo er wütend abdrehte, seinen Fußabdruck. Bei allem Respekt, Dresdner: Könnt ihr da mithalten?
Fotos: ddp, dpa
Dresdner & Münchner Frauenkirche
Zwei, die nicht miteinander können.