»Das war natürlich skurril, in diesem Blaulichtwagen Goethe zu rezitieren«

Die Dirigentin Joana Mallwitz und der Schauspieler Joachim Meyerhoff sind Meister des Auswendiglernens. Ein Gespräch über die besten Techniken, um sich Text oder Musik zu merken – und das eine Mal, als Meyerhoff in Todesangst den Faust aufsagte.

Hunderte Seiten Thomas Bernhard, Tausende Blätter Gustav Mahler – und immer noch bester Dinge: Mallwitz und Meyerhoff nach dem Interview in Berlin.

Fotos: Paula Winkler/Ostkreuz; Haare & Makeup: Kim Keusen

SZ-Magazin: Frau Mallwitz, Herr ­Meyerhoff, was lernen Sie gerade auswendig?
Joana Mallwitz:
Für ein Konzert beschäftige ich mich gerade wieder mit Mahlers 1. Sinfonie. Die habe ich vor neun Monaten zuletzt dirigiert. Da ist alles noch sehr präsent, ich muss also nicht neu auswendig lernen. Vielmehr geht es darum, dass das Stück in mir wieder warm wird. Durch den Kopf in den Körper und ins Herz.

Joachim Meyerhoff: Ich tue mich generell erst mal schwer damit, Texte zu lernen, und bin da leider anstrengend für alle Beteiligten. Weil ich viel Zeit brauche, an vielen Sätzen hängen bleibe. Ich spiele demnächst Bertolt Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti im Schauspielhaus Hamburg. Der Puntila hat viel, viel Text. Nun gibt es ja Texte, die einen sehr willkommen heißen, Brecht hat aber auch etwas Dogmatisches. Ich schrecke dann beim Lernen auch zurück, weil es so poetisch verdichtet ist und der Auftrag, wie es zu sprechen ist, so offensichtlich – wo ist man dann eigentlich selbst mit diesem Satz?