SZ-Magazin: Frau Pauli, wann merken Kinder, wie sie lieben?
Dagmar Pauli: Meistens zu Beginn der Pubertät, also mit 13 oder 14. Der Körper verändert sich, Sexualhormone lassen die Jugendlichen erkennen, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sie sich hingezogen fühlen. Liebesgefühle stellen sich auch schon bei viel jüngeren Kindern ein, das ist aber eher kindliche Verliebtheit und weniger sexuelles Bedürfnis.
Wie gibt man als Eltern seinem Kind die nötige Sicherheit, sich ohne Angst zur eigenen Sexualität und Identität bekennen zu können?
Kinder sollten die Vielfalt der menschlichen Liebe von Beginn an kennenlernen dürfen. Homosexuelle Paare in der Öffentlichkeit, trans Personen in Kinderbüchern oder auch Patchworkfamilien – all das sind wertvolle Eindrücke, bei deren Entdeckung man sein Kind begleiten sollte. Man muss keine komplizierten Vorträge halten. Spürt ein kleines Kind, dass die Eltern andere Lebensentwürfe als gleichwertig erachten, schwinden Berührungsängste von selbst.