Herr Vosicky, Herr Haderer, kann es sein, dass Sie größenwahnsinnig sind?
Bernhard Vosicky: Ich hoffe nicht. Warum glauben Sie das?
Sie sind Stadtkinder aus Wien – und wollen in den Rocky Mountains den legendären Goldschatz finden, den der amerikanische Millionär Forrest Fenn - wie wir berichtet haben - dort vor vier Jahren versteckt hat. Warum sollten ausgerechnet Sie erfolgreich sein?
Richard Haderer: Warum denn nicht?
Vosicky: Diesen Traum vom schnellen Reichtum hat doch jeder in sich. Wenn es mal wieder einen größeren Lotto-Jackpot gibt, denken alle: Wow, was würde ich mit dem Geld machen. Aber es gibt nur wenige, die so eine kindische Idee wie die Schatzsuche wirklich durchziehen. Auch wenn viele Leute sagen: Ihr werdet auf die Schnauze fallen. Aber wir versuchen es trotzdem. Und wir hoffen auf breite Unterstützung durch unsere Fans im Internet.
Per Crowdfunding kann man Sie bei der Suche unterstützen. Was haben die Menschen davon, Geld in Ihr Abenteuer zu investieren?
Vosicky: Es wird eine Facebook-Gruppe geben, in der jeder Unterstützer mit uns diskutieren kann, wo der Schatz versteckt sein könnte. Und wir drehen eine Dokumentation über unsere Suche, der wird ziemlich lustig – und wer uns dabei unterstützt, kriegt den Film natürlich zuerst zu sehen. Ab einer gewissen Summe kriegt man spezielle Geschenke, wir bringen Souvenirs aus den USA mit. Und wir schreiben unseren Unterstützern sogar eine Postkarte aus den Rocky Mountains. Per Hand. Die Leute können also quasi mitfühlen, wie so eine Suche abläuft.
Haderer: Und mal ehrlich: Es gibt doch kaum etwas schöneres, als zwei Stadtkindern dabei zuzuschauen, wie sie sich in der Wildnis zum Deppen machen.
Das klingt nicht so, als ob Sie wirklich glauben, den Schatz zu finden.
Vosicky: Wir gehen das ganze durchaus ernsthaft an. Die Rocky Mountains sind schwieriges Terrain. Und wir wollen nicht so enden wie die Leute, über die wir uns selber in den Alpen immer lustig machen, wenn uns die abgekämpften Touristen bei der Bergwanderung entgegenkommen. In Stöckelschuhen.
Haderer: Darum bereiten wir uns auf unsere Reise vor.
Wie sieht Ihre Vorbereitung aus?
Haderer: Wir machen ein Survivaltraining, so richtig mit draußen schlafen, Feuer machen und allem, was dazu gehört. Ich war als Kind Pfadfinder, das könnte schon mal helfen. Und wir werden auch bei einem Menschen ausbilden lassen, der einen Schatzsucherkanal bei YouTube betreibt und sich sehr gut mit Metalldetektoren auskennt. Mit ihm gehen wir auf Übungs-Schatzsuche, um zu lernen, wie das geht
Vosicky: Forrest Fenn hat die Hinweise, wo der Schatz versteckt ist, in einem Gedicht versteckt. Darum haben wir Kontakt zu einer Sprachwissenschaftlerin der Universität Innsbruck, die sich auf die Interpretation von Gedichten spezialisiert hat. Dann haben wir einen Experten für Kartographie der Uni Wien an Bord, der uns genau erklären kann, welches Gelände der Berge überhaupt für Menschen zugänglich ist – und welches so unwirtlich ist, dass dort ein älterer Mann wie Forrest Fenn kaum einen Schatz verstecken kann. Außerdem hilft uns ein Kryptograph, der sich damit auskennt, wie man Informationen in Texten entschlüsseln kann. Der kennt das Gedicht sogar schon und hat ein paar sehr kluge Ideen dazu.
Welche Ideen?
Vosicky: Wird nicht verraten. Nicht dass uns jemand zuvor kommt.
Viele Schatzsucher schreiben Forrest Fenn eine E-Mail in der Hoffnung auf einen Extra-Tipp. Sie auch?
Vosicky: Noch nicht. Wir wollen erst genug Geld sammeln und sicher sein, dass unsere Schatzsuche auch wirklich stattfindet. Wenn wir Herrn Fenn anschreiben, dann mit etwas Konkretem. Und wir wollen ihn interviewen, vielleicht gibt er uns ja einen Extratipp.
Haderer: Oder wir können aus seinen Antworten etwas herauslesen, wenn wir ihn nach bestimmten Regionen fragen in denen wir suchen wollen. Denkt er da länger nach, vielleicht kann man daraus etwas ableiten. Vielleicht ist er aber auch ein abgebrühtes Schlitzohr und denkt: Jaja, diese Österreicher werden es eh nicht schaffen. Alles was man weiß, ist: Der Schatz liegt irgendwo in den Rocky Mountains, einer Gebirgskette die quer durch die USA reicht.
Wo genau suchen Sie?
Vosicky: Wir beginnen in Santa Fe und reisen bis an den Nordzipfel der Rocky Mountains. Das volle Programm also. Aber wir werden uns nur auf wenige Orte konzentrieren an denen wir konkret suchen.
Haderer: Wir rechnen mit sieben bis zehn Tagen. Aber wenn vor Ort etwas bahnbrechendes passiert, bleiben wir natürlich länger. Also wenn wir vorher mehr Geld einsammeln. Oder falls sich jemand mit einem Tipp meldet, der uns besonders vielversprechend erscheint.
Haben Sie schon Hinweise gesammelt, wo der Schatz sein könnte?
Haderer: Wir haben schon eine interessante Interpretation des Gedichts bekommen, die hat uns ein Leser per Mail geschickt: Er glaubt, dass der Schatz in einem alten Hotel in Santa Fe versteckt ist, in einem Abflusskanal. Das war die ausgefallenste Interpretation bisher. Ich glaube es ja nicht.
Für 199 Euro kann man sich die Option kaufen, eine Goldmünze zu kriegen, falls Sie den Schatz finden. Wie viele Menschen haben das bisher getan?
Haderer: Zwei. Und ich schwöre: Das sind nicht unsere Eltern.
Was halten Ihre Familien von ihrem Plan?
Vosicky: Viele halten es immer noch für einen Scherz: Ja klar, zwei Männer mit Bürojobs gehen auf Schatzsuche in den Rocky Mountains. Aber wir werden denen zeigen: Das ist unser voller Ernst. Spätestens, wenn wir sie vom Flughafen aus anrufen und sagen: Schatz ich bin da. Morgen geht es los.
Haderer: Und hoffentlich kommt dann bald der zweite Anruf: Der Schatz ist da. Komm bitte nach, wir kaufen hier ein Haus. Manchmal glaube ich aber, das schwerste ist gar nicht, den Schatz zu finden.
Sondern?
Haderer: Den Fund geheim zu halten, bis der Film fertig ist. Sonst wäre ja die ganze Spannung weg.
Foto: Tony Gigov