»Gestern Abend mit einem komischen Gefühl meine Ausrüstung fertig gemacht«

Was schreiben deutsche Soldaten und Soldatinnen aus Afghanistan an ihre Familien? Hier zeigen sie uns ihre Feldpost an die Heimat. Es sind Briefe voller Liebe, Sorgen und Zweifel. 

Ein Soldat verlässt mit seiner Tochter den Appellplatz nach der feierlichen Verabschiedung von Soldaten in den Auslandseinsatz nach Afghanistan.

Foto: dpa

1. Ankunft

Hallo, mein Liebling, ich bin kaum aus der Tür und vermisse Euch jetzt schon so sehr. Wir fliegen in einer halben Stunde ab, und Du kannst Dir nicht vorstellen, was es für ein Gefühl ist, von Euch getrennt zu sein. Ich melde mich, sobald ich die Möglichkeit habe. Mach Dir keine Sorgen. Ich liebe Dich.
Oberstleutnant Markus Mossert*, 35, Masar-i-Scharif 2009.
(*Namen von der Redaktion geändert)

Nach 6 Stunden Flug ab Köln landeten wir gegen 22:30 Uhr örtlicher Zeit in Termes, Usbekistan. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Kabul, endlich mal wieder Transall fliegen. Dieser Lastesel der Bundeswehr fliegt seit knapp 40 Jahren. Zum Pinkeln hätte ich eine Klappe im Flugzeugheck benutzen dürfen, immerhin mit Anstandsvorhang. Ich habe verzichtet.
Oberstabsarzt Jens Weimer*, 34, Kabul 2006.

Meistgelesen diese Woche:

Es war schon ein komisches Gefühl, in Termes aus dem Luftwaffenairbus zu steigen, in den am nächsten Morgen der Sarg mit dem gefallenen deutschen Hauptfeldwebel eingeladen wurde, um ihn nach Deutschland zu fliegen. Die Stimmung als gelöst zu beschreiben würde es nicht treffen.
Stabsoffizier Hermann West*, 40, Kabul 2008.

Nachdem ich jetzt Internetzugang habe, möchte ich liebe Grüße vom A… der Welt in dieselbige senden. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das heute in Form einer Sammelmail tue, aber die Verteidigung der deutschen Sicherheit am Hindukusch (Danksagungen nehme ich gerne entgegen …) erfordert meinen ganzen Einsatz.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Faisabad 2004.


Hier ist alles 100 Mal schlimmer, als es mir in meinen kühnsten Träumen erschien. Wenn Albanien schon schlimm war, was Armut betrifft, und Bosnien, was Zerstörung betrifft, so kann das alles hier mühelos getoppt werden. Der Dreck, der Staub ist unbeschreiblich. Waschen in der Früh bei minus 8 Grad aus der Flasche, weil der Wassercontainer meist eingefroren ist. Die Toilette ist ein Donnerbalken. Von einem Wasserhahn träumen hier alle, von einer Dusche gar nicht zu reden.
Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kabul 2002.

Nach den Wochen des Ankommens und der Anpassung an Klima, Geräusche etc. schlafe ich prächtig und viel. Vielleicht würde mein bislang nicht existenter Therapeut sagen, ich verdrängte. Vielleicht bin ich auch einfach nur stumpf genug, vieles an mich gar nicht ranzulassen.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz*, 27, Kundus 2009. Mitglied der Schnellen Eingreiftruppe.

Weihnachten in Afghanistan, I.
Bei uns kommt der Weihnachtsmann mit der CH-53 angeflogen. Die Hubschrauber fliegen im 10-Minuten-Takt über unsere Köpfe. Minus 20 Grad und kälter haben wir nachts, das Mittel dagegen heißt: Glühwein, viel Glühwein. Sieg und fette Bräute, Björn!
Hauptgefreiter Björn Uwe Schulz, 23, Kabul im Dezember 2006.

2. Der Einsatz beginnt

Waren auf Nachtpatrouille raus. Sehr aufregend. Wir sind in ein Dorf namens Madrassa gefahren, sind aufgesessen und haben dann den Patrouillenweg zu Fuß fortgesetzt. Im Stockdunkeln, mit Nachtsichtgeräten. Ich war schwer bewaffnet … das Harmloseste war noch eine Familienflasche Tränengas, so groß wie ein kleiner Feuerlöscher.
Hauptgefreiter Robert Klein*, 23, Kabul 2007.

Man braust etwas soldatisch-romantisch in der Panzerluke stehend durchs Land, funkt ein bisschen hin und her, lebt von EPA, schläft auf dem Panzerdeck und denkt unter einem unendlichen Sternenhimmel über diese Welt nach.
Stabsarzt Christian Werner*, 38, Kabul 2005.

In ein paar Tagen geht’s wieder raus. Dann nicht an die Front – das gibt’s in diesem Guerillakrieg in diesem Land gar nicht. Aber Talibanhochburgen. Und dort geht’s hin. Um im Vorfeld und während der Wahlen Präsenz zu zeigen und, wo nötig, kräftig auf den Busch zu klopfen.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

Ich mach jetzt mit anderen Kräften einen neuen Auftrag, das ist bei Kundus! Genaueres darf ich nicht sagen! Leider ist es dort, wo die anderen zwei Soldaten gefallen sind. Brauchst Dir aber keine Sorgen zu machen, ich pass gut auf mich auf! Smile!
Hauptgefreiter Tom Granz*, 19, Kundus 2008.

Unsere Panzer haben alle Namen, leider aus der Sesamstraße. Meiner heißt Samson, nun ja. Schade, dass ich nicht mehr mit ganz vorne sitze und rausschauen kann. Jetzt kann ich eine Fahrt nach Imam Sahib nur am Schaukeln von einer nach Buxtehude unterscheiden. Also bleiben mir Buch und Rätselheft während der Fahrt. In der Kabine habe ich eine Luke, aber in und um Kundus ist es unratsam, den Kopf oben herauszustecken.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Weihnachten in Afghanistan, II.
Die amerikanische Majorin hat einen kleinen Christbaum zwischen ihren Schreibtisch und meinen gestellt, und ich hab einen Kalender mit täglicher Schokolade hinter dem Türchen, das ist gar nicht so schlecht. Das Support Element lässt einen Christbaum aus DEU einfliegen, wie alles bei der Bundeswehr hat sogar der Christbaum eine Versorgungsnummer – unsere Logistik ist der Hammer. Und der Bundeswehrverband hat jedem Soldaten im Einsatz einen Schokonikolaus versprochen, die Einsatzbereitschaft des deutschen Heeres ist somit sichergestellt.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

3. Alltag im Lager

Der Fernseher ist den ganzen Abend und Nachmittag an. Wenn das nicht reicht, wird DVD geguckt, meist Kriegsfilmscheiß!! Da der Fernseher so steht, dass er genau neben mir ist, fliehe ich abends.
Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kundus 2003.

Den Wohncontainer teile ich mit einem Dänen, ganz offenbar Hägars jüngerer Bruder – im Wettschnarchen liege ich trotzdem nach Punkten vorn. Die hygienischen Bedingungen erinnern an eine Jugendherberge in Mecklenburg fünf Jahre vor dem Mauerfall.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Bei uns geht alles unter im Schnee, und wir sind ständig beschäftigt damit, die Wege frei und die Fahrzeuge einsatzbereit zu halten. Am schlimmsten ist, dass unsere Satellitenschüssel zuschneit und wir nix mehr in die Röhre bekommen. Sonst ist alles ruhig, und wir bauen Schneemänner und Schneeengel, wobei die Schneeengel eher dadurch entstehen, dass wir einen Kameraden in den Schnee schubsen und ihn dann an den Beinen herumschleifen. Oder wir fangen eine Schneeballschlacht mit den Franzosen an.
Hauptgefreiter Björn Uwe Schulz, 23, Kabul 2006.

Hatte vergangene Nacht OvD-Dienst: Der Offizier vom Dienst ist derjenige, der im Fall der Fälle das Lager aus den Betten bläst und in die Bunker jagt. Nur hatte mir das keiner gesagt. Also zog mich um 20:45 Uhr, lange nach Dienstbeginn – im Radio lief gerade die Bundesliga-Schlusskonferenz, die uns vom SWR eingespielt wird –, ein aufgelöster Oberleutnant keuchend aus der »Feuchten Patrone«, wo ich beim zweiten Weißbier saß und eben eine Zigarre auf das herrliche Gefühl angezündet hatte, dass vor mir ein Sonntag lag, an dem ich ausschlafen konnte. Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Ich verbringe die Zeit mit Schlafen und Sport und habe nur einmal Playstation gespielt. Sonst ist dafür keine Zeit, oder ich bin platt wie ein Puffer. Hauptgefreiter Björn Uwe Schulz, 23, Kabul 2006.

Ich befürchte übrigens schon wieder das Schlimmste, was meinen Pommeskonsum hier angeht.
Oberleutnant Ulrich Ruder*, 31, Masar-i- Scharif 2007.

Weihnachten in Afghanistan, III.
Am Nachmittag eröffnet der General den Weihnachtsmarkt. Es gibt norwegische Waffeln, Glühwein und Stollen. Dazu eine heimelige Atmosphäre, die einen vergessen lässt, wo man ist. An die Ein-Becher-Regelung hält sich kaum einer, Glühwein in afghanischer Kulisse und Soldaten in Flecktarn mit Zipfelmütze sind einfach Ausnahmezustand.
Stabsoffizier Lars Stock*, 29, Masar-i-Scharif 2007.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Plötzlich eine Detonation, der Boden unter den Füßen vibriert. Ich drehe mich um und sehe einen Staubpilz in der Luft, 50 Meter von uns. Keiner weiß, was passiert ist. Ein zweiter und ein dritter Knall ...")

4. Krieg oder kein Krieg?
Insgesamt hat der ISAF-Einsatz in Kundus nur noch wenig von einem Hilfseinsatz, sondern mehr von einem (asymmetrischen) Krieg. Wenigstens alle drei Tage passiert etwas. Anfangs kamen in schöner Regelmäßigkeit Raketen, das hat nachgelassen. Dafür häufen sich Anschläge und Hinterhalte. Kaum ein Schutzzug, der noch kein Feuergefecht hatte. Mindestens sechsmal wurden unsere Patrouillen angesprengt.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Plötzlich eine Detonation, der Boden unter den Füßen vibriert. Ich drehe mich um und sehe einen Staubpilz in der Luft, 50 Meter von uns. Keiner weiß, was passiert ist. Ein zweiter und ein dritter Knall. Jetzt ist klar: ein Mörser- oder Raketenangriff. Ein Offizier befiehlt, in die Flughalle einzurücken. Ich ziehe Weste und Helm an. Ein Zugführer schreit seine Soldaten an, nicht vor den Fenstern zu stehen. Ein anderer brüllt: »Gefechtsbereitschaft herstellen!« Ich lade mein Gewehr und spüre das Adrenalin. Ich bin perplex, dass ich weder Angst noch Panik verspüre. Über Funk erfahren wir, dass es eine Raketenwarnung gibt. Wie das hier wohl aussehen würde, wenn eine Rakete diese Halle träfe?
Oberstleutnant Boris Barschow, 42, Masar-i-Scharif 2009.

Bei uns ist wieder alles i. O.! Ist ruhiger geworden, obwohl jetzt hier in Afghanistan die Wahlen beginnen! Das wird noch mal stressig bis Ende Oktober, und dann wird es frostig und ist selbst den Taliban zu kalt! Smile!
Hauptgefreiter Tom Granz, 19, Kundus 2008.

Spätestens nach dem zweiten Bunkeralarm entwickelt auch der größte Philanthrop blutige Rachegelüste. Die militärisch einfachste Lösung, die hier von den Soldaten auch favorisiert wird, ist der groß angelegte Artillerie-Gegenschlag. Technisch kein großes Problem: Abschussstelle orten, Kanone ausrichten und zurückschießen – dauert weniger als eine Minute. Die ersten feindlichen Raketenschützen hätten wohl auch Pech, aber die Taliban sind nicht blöd. Schon die Nächsten hätten ein langes Kabel und würden die Rakete neben einem Kindergarten starten.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Von Juni an waren wir knapp sechs Wochen in Kundus, wo noch letzte Woche die schwersten Gefechte der Bundeswehr seit dem letzten Krieg stattfanden. Außer den drei gefallenen deutschen Kameraden haben wir noch einen schweren Bombenanschlag auf die Amis mit vier Toten erlebt.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

Meine erste Rakete war gleich ziemlich nah. Ich saß mit meinem Team im Zelt und hörte plötzlich ein dumpfes Geräusch. Dann für ein, zwei Sekunden das Pfeifen und danach ein lauter Knall. Wir mussten nicht auf das »JOC an alle: Bunkeralarm!« warten, um ins Rettungszentrum zu springen. Am nächsten Morgen haben wir uns den Einschlag angesehen: Knapp 25 Meter hinter unserem Zelt war eine unspektakuläre Vertiefung im Boden, die umstehenden Container waren allerdings von Splitterlöchern durchsiebt. Zum Glück gab’s nur ein paar Schürfwunden, bei Leuten, die sich in den Straßengraben geworfen hatten. Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Uns ist nix passiert, man hat aber ganz schön Muffensausen, wenn so ein Ding nur ein paar hundert Meter neben einem hochgeht! Den Arsch, der auf uns geschossen hat, haben wir leider nicht mehr bekommen!
Hauptgefreiter Tom Granz, 19, Kundus 2008.

Eine Detonation erschüttert die freitägliche Stille im HQ Kabul. Nur 500 Meter entfernt eine gewaltige Explosion. Im Deckungsbunker lackiert sich eine US-Journalistin lässig die Fingernägel. Dann gibt es eine Schweigeminute für gefallene Amerikaner.
Hauptmann Thomas Brackmann, 32, Kabul 2006.

An manchen Tagen nehmen ISAF und OEF etliche Aufständische fest oder töten sie, aber dank des riesigen Nachschubs an zornigen jungen Männern aus den Koranschulen Pakistans, die es Uncle Sam mal zeigen wollen, gehen uns die Gegner nicht aus. Vor allem im Süden und Osten herrscht in manchen Regionen Krieg, und wer das leugnet – wie Verteidigungsminister Jung, der neulich hier war und von einer »peace support mission« sprach (Augenrollen beim COMISAF) –, redet sich die Umstände schön. Ich weiß nicht, ob dieser Krieg militärisch zu gewinnen ist. Der Preis, den dafür vor allem Kanadier, Briten und Amerikaner zahlen, ist jedenfalls sehr, sehr hoch.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Weihnachten in Afghanistan, IV.
Ich hätte den ersten Advent glatt verpasst, wenn mich ein Stabsfeldwebel nicht mit »Schönen ersten Advent, Herr Leutnant« begrüßt hätte.
Stabsoffizier Lars Stock, 29, Masar-i-Scharif, im Dezember 2006.

5. Das große Bild

Was den Angriff auf die Tanklaster angeht: In Deutschland ist die Lage ziemlich seltsam, wie ich finde, die Politiker waschen ihre Weste rein und schieben die Schuld dem armen Oberst Klein zu – ohne deren Mandat wären wir nicht hier und Oberst Klein hätte nicht so eine Entscheidung treffen müssen. So stehen wir Soldaten als schießgeile Rambos da, und unser Ansehen leidet in Deutschland noch mehr. Das ist übrigens auch ein Grund für mich, die Bundeswehr zu verlassen – mir fehlt einfach der Rückhalt für unseren Beruf in der Gesellschaft. Das Thema sorgt jedenfalls für ziemliche Verwirrung bei den einfachen Soldaten, die nun noch weniger wissen, wie sie eigentlich handeln sollen, ohne direkt vors Tribunal gestellt zu werden.
Oberleutnant Eva Weber*, 28, derzeit in Masar-i-Scharif.

Alles muss dank der großen Politik in Deutschland schnell, schnell gehen – Tornados und so weiter –, aber keiner macht sich dort nen Kopf, wie das eigentlich gehen soll. Hier hängen so viele Rattenschwänze dran, dass man gar nicht weiß, welches der unlösbaren Probleme man zuerst lösen soll. Danke, Frau Merkel! Aber die war ja auch noch nie hier und hat sich das alles angeschaut, vor allem bei Regen nicht! Sollte sie mal tun!
Oberleutnant Ulrich Ruder, 31, Masar-i-Scharif 2007.

Demokratie hier einzuführen wäre eine über Generationen andauernde Aufgabe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das funktionieren kann.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Am Freitag waren wir bei der UNO und haben mit »Ärzte ohne Grenzen« verhandelt. Da sitzt so ein Armleuchter im 150-Euro-Kaschmirpullover vor dir und erklärt, sie könnten keine Projekte mit uns durchziehen, da sie strikt neutral seien und Waffen und Uniformen grundsätzlich ablehnen würden. Denen ist egal, dass dieses Krankenhaus im Hazara-Viertel (da wohnen die Underdogs) nichts wird. Hauptsache, sie halten an ihren Prinzipien fest.
Major der Reserve Paul Schief*, 39, Kabul 2004.

Heute kam ne Rundmail rum, dass der Herr Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Chef von den roten Socken ;o), hierher ins Camp kommt. Kann das eigentlich nicht jemand Interessantes sein? Na ja, ich werd mir den Vogel mal anschauen.
Oberleutnant Ulrich Ruder, 31, Masar-i-Scharif 2007.

Als kleine Anerkennung unseres beschwerlichen Dienstes hat der Verteidigungsminister unseren steuerfreien AVZ zum 1.1.09 um 20 Euro pro Tag angehoben. Da alles kostenneutral ablaufen muss, kriegen die Kameraden in Bosnien und Kosovo künftig weniger pro Tag. Eine supi Entscheidung, aber typisch für Deutschland und sein Nicht-Verhältnis zur Armee.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Die angekündigte Großoffensive von Obama sehen die Afghanen auch eher kritisch. Mal sehen, was sich so tut – vor allem bei der Konferenz Ende Januar.
Oberleutnant Eva Weber, 28, derzeit in Masar-i-Scharif.

Weihnachten in Afghanistan, V.
Auf dem Flugfeld hab ich drei Paletten mit Weihnachtsbäumen gesehen, die an Kompanien und »Betreuungseinrichtungen« (Bars, Sporthallen, Kantine etc.) verteilt werden.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.6.

Fremdes Land – fremde Menschen

Wir hatten heute eine Buchlesung mit einer Deutsch-Iranerin, die das Leben einer Afghanin beschreibt, das Buch werde ich hier wohl noch lesen. Es heißt: Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen und beschreibt die letzten 23 Jahre Krieg.
Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kabul 2002.

Der Verkehr in Kabul ist wahnsinnig: Autos, Busse, Lkws. Esels- und Pferdekarren, kleine Schub- und riesige Ziehkarren, Radfahrer, Fußgänger und sonstiges Getier bilden eine Verkehrsmasse, deren Hauptfließrichtung kaum festzustellen ist. Dazwischen unser Wolf. Und mitten auf der sechsspurigen Hauptverkehrsstraße sitzt ein Beinamputierter und bettelt. Die Polizei lässt ihn einfach sitzen, und wenn ihn keiner aufgelesen hat, sitzt er noch heute da.
Major der Reserve Paul Schief, 39, Kabul 2004.

Afghanistan, hier stinkt’s. Überall kann man Scheiße riechen, überall Sand und Staub. Überall Trümmer und Wracks von alten russischen Panzern, überall Ruinen, Einschusslöcher. Afghanistan, hier gibt es schon lange keinen Gott mehr. Hauptgefreiter Robert Klein, 23, Kabul 2007.

Meine Sprechstunden in den Dörfern gehören eigentlich nicht zum Auftrag, werden allerdings im Sinne von Vertrauensbildung, aus humanitären Aspekten und auch als eine Art Lebensversicherung für uns durchgeführt. Ich erlebe Krankheitsbilder in einer Ausprägung, wie man sie in Europa gar nicht mehr findet, allenfalls noch im Lehrbuch, und ich kann mit einfachen Mitteln schon beachtliche Wirkung erzielen. Ohren-, Mandel- und Lungenentzündungen aller Art, dazu Brechdurchfälle allerlei Genese, woran noch sehr viele Kinder versterben, da es nur selten oder schlechte Antibiotika gibt.
Stabsarzt Christian Werner, 38, Kabul 2005.

Durch die Seitenscheibe des Wagens sehe ich ein kleines dreckiges Mädchen, das bettelt, sie hält einen Zettel hin, auf dem steht, dass ihr Vater blind ist, und bittet um Geld. Ihr Vater steht hinter ihr. Eines seiner Augen fehlt komplett, stattdessen üble Narben. Das andere Auge ist milchig, deformiert und nur noch schwer als Auge erkennbar. Was kann dieser Mann hier in Afghanistan tun, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? Der Staat hilft ihm sicher nicht. Ich frage mich, wie er sein Augenlicht verloren hat. Haben die Taliban ihn misshandelt? War er bei einem Anschlag zur falschen Zeit am falschen Ort? Wurde er bei einem Luftangriff unserer Bündnispartner getroffen? Oder hat er selbst einen Sprengsatz gebaut, und etwas ist schiefgegangen?
Oberfeldwebel Dominik Hirz*, 30, Kabul 2008.

Wir fahren zum Kindergarten. Dort ist es kalt, es gibt keine Tischchen und Stühlchen wie bei uns, keine Bilderbücher und keine Spielsachen. Es sind nicht viele Kinder, aber die Augen der wenigen leuchten, als wir die Kiste mit den gebrauchten Puppen öffnen. Eine ziemlich zahnlose Mutter bedankt sich bei uns Soldaten in ziemlich unverständlichem Englisch fürs Dasein. Es ist das erste Mal, dass ich in Afghanistan Frauen offen ins Gesicht blicken, ihre Hände schütteln und sie sogar fotografieren kann. Diese Frauen sind mutig, denn die Taliban sind längst nicht völlig besiegt.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Unsere bärtigen Gegner zünden immer noch Schulhäuser an, wenn dort Mädchen unterrichtet oder gar Lehrerinnen beschäftigt werden.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Die Leute in der Stadt scheinen uns überwiegend freundlich gesinnt zu sein, es wird viel gewinkt, Kinder laufen neben den Autos her und singen etc.
Hauptmann Bastian Kuhl, 35, Kundus 2004.

Andere Afghanen sind nicht gut, gucken böse, werfen mit Steinen.
Hauptgefreiter Robert Klein, 23, Kabul 2007.

Unsere Wachposten gehen gegenüber den Einheimischen manchmal sehr überheblich, rüde, unfreundlich vor. Es ist tatsächlich latent – und manchmal gar nicht so latent – eine Fremdenfeindlichkeit, Überheblichkeit zu bemerken. Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kabul 2002.

Was mich an den Amerikanern hier wirklich stört, ist ihre alberne Art des taktischen Fahrens. Aus Angst vor Anschlägen fahren sie eng nebeneinander, drängen andere Autos von der Straße und jagen mit den Richtschützen auf dem Dach mehr Angst als Vertrauen ein. Wenn ich dauernd mit den Humvees Eselskarren abdränge, eingeschüchterte Taxifahrer beim Überholen mit Waffen bedrohe, auch innerorts rase und dabei den Tod von Einheimischen in Kauf nehme, ohne anzuhalten, dann muss ich mich über gewisse Ablehnung in der Bevölkerung nicht wundern.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Heute war ein schlechter Tag, und ich kann aus diesem Drecksloch nix Schönes erzählen. Ich hasse das Land gerade! Alles Verbrecher hier, ich traue niemandem! Betet zu Gott, dass alles gut wird! Ich liebe und vermisse Euch alle!! Hauptgefreiter Robert Klein, 23, Kabul 2007.

Heute Mittag fand mein Essen bei den Afghanen statt, auf Einladung eines afghanischen Offiziers. Danach durfte ich meinen Mittagsschlaf in seiner Schlafkoje halten (auf seinem Dienstzimmer), er nahm mit einer Liege außerhalb des Zimmers vorlieb. An die Tür hefteten sie ein Schild: »Nicht stören, hier schläft Cptn Jötten«.
Hauptmann Marc Jötten*, 53, Kabul 2004.

In fast jedem Dorf werden wir zum Essen eingeladen. In Windeseile wird an einem Plätzchen unter einem Baum ein Teppich ausgebreitet, und nach kurzer Zeit treffen Helfer mit Tee-Thermoskannen, Knabbereien und Fladenbrot ein. Das Brot wird von den freundlichen Gastgebern mit unfassbar schmutzigen Händen gebrochen. Egal, ist nur eine Tagestour, der Durchfall kommt frühestens im Camp. Unser Gastgeber bezeichnet sich als Polizeichef des Dorfes, Uniform trägt er nicht. Stolz präsentiert er uns dafür seine Pistole und seine AK-47. Im Gegenzug darf er sich unsere (entladenen) Waffen ansehen. Nach dieser Waffenschau verabschieden wir uns höflich und machen uns auf den Rückweg. Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Faisabad 2007.

Kommt man ein drittes, viertes Mal in ein Dorf, wird die Arbeit am und für den Patienten immer intensiver. In zwei Dörfern darf ich nun auch in einem separaten Raum Frauen untersuchen (sprich: anfassen und anschauen), was ich als kleinen Erfolg feiern kann.
Stabsarzt Christian Werner, 38, Kabul 2005.

Wenn es stimmt, dass die Eskimos 90 verschiedene Worte für Schnee haben, müssen die Afghanen 100 verschiedene Wörter für braun haben. Unglaubliche Farben aus dem Helikopter heraus, so was habe ich noch nie gesehen. Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Ich griff auf den Rücksitz, wo eine Palette mit Gummibärchentüten, die wir aus dem Lager mitgebracht hatten, stand, und drückte dem bettelnden Jungen zwei Tütchen in die Hand. Danach fiel eine Meute aus dem Nichts über mich her. Noch einmal griff ich nach hinten, hatte vielleicht zehn Gummibärchentüten in der Hand, die mir schreiende Kinder, Männer und Mütter mit hysterisch aufgerissenen Augen und Mündern entrissen. Ich warf in meiner Hilflosigkeit die restlichen Tüten in die Menge. Eigentlich finde ich diese Geste unerträglich, weil es ein Ausdruck extremer Großkotzigkeit ist, anderen Menschen etwas vor die Füße zu werfen, um das die sich dann reißen können. Aber ich wusste nicht, was tun.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Letztens wären Soldaten fast von Flüchtlingen überrannt worden, als sie Hilfs-
güter in ein Flüchtlingslager gebracht haben; sie mussten Warnschüsse abgeben, um Chaos, Gedränge und Tote zu verhindern – so verzweifelt sind die Leute hier. Täglich erfrieren und verhungern Menschen in Afghanistan.
Oberfeldwebel Dominik Hirz, 30, Kabul 2008.

Auf dem Rückweg haben wir dann in der »middle of nowhere« zwei Kinder auf der Straße gesehen, vielleicht 9 bis 11 Jahre alt. Wir wollten beiden einen Bleistift schenken. In Kundus haben die Kinder uns Bleistifte immer aus den Händen gerissen. Aber diese beiden gaben uns die Stifte sofort wieder. Sie wussten nicht, was das ist, ein Bleistift.
Hauptmann Bastian Kuhl, 35, Kundus 2004.

Manche der bettelnden Kinder haben immerhin Drachen, die unter der Talibanherrschaft verboten waren.
Stabsoffizier Jonathan Unnes*, 32, Kabul 2002.

In einem Bezirk, in dem eine deutsche Fußpatrouille regelmäßig unterwegs ist, haben die Kinder inzwischen aufgehört »How are you?« zu rufen. Die Patrouille hat den Kindern Bairisch beigebracht. Dort rufen die Mädchen und Buben jetzt begeistert »Servus«.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Weihnachten in Afghanistan, VI.
Zu Weihnachten hängt man doch schon ein bisschen durch, und es ist recht still im Lager, da alle in Gedanken zu Hause sind. Da es aber keine Feiertage oder freien Tage hier gibt, bleibt auch nicht viel Zeit zum Nachdenken. Aber verdrängt werden Weihnachten und Silvester nicht. Im Gegenteil: Von offizieller Seite wird viel getan, um solche gemeinschaftlichen Dinge auch zu leben und Vertrautes aufrechtzuerhalten. Und die ev. wie kath. Militärseelsorge tut ihr Übriges. Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Die Flaggen vor unserem Stab waren in letzter Zeit erfreulich häufig oben, das ist jeden Morgen der erste bange Blick, noch vor dem Briefing: kein Halbmast, keine gefallenen Kameraden.")

7. Die Angst

Wir kommen am »Hotel Serena« vorbei, ein 5-Sterne-Hotel, von dem ich schon viel gehört habe. Mein Beifahrer erzählt, dass es mit das am besten gesicherte Hotel der Welt ist. Zweieinhalb Stunden später hören wir Schüsse aus Sturmgewehren, außerdem drei kleinere und eine große Detonation. Am Abend erfahren wir, dass am »Hotel Serena« etwas passiert ist: Zwei Attentäter sind mit Sturmgewehren und Handgranaten hin und haben die Wachposten erschossen. Einer hat sich dann mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gejagt. Ein seltsames Gefühl, wenn man gerade erst da vorbeigefahren ist.
Oberfeldwebel Dominik Hirz, 30, Kabul 2008.

Im Moment ist hier alles sehr schwierig. Erst der Raketenangriff auf das Camp, und dann wurde heute eine Patrouille angesprengt (keine deutsche). Viele Leute aus unserem Zug sind genervt oder haben Angst. Auf jeden Fall ist hier Scheiß-Stimmung. Fast jeder meckert über jeden.
Oberstleutnant Markus Mossert, 35, Masar-i-Scharif 2009.

Viele Menschen tummeln sich auf der Straße, alle mit diesen wallenden Klamotten, unter denen sich so viele unschöne Dinge verbergen lassen. Man ahnt wirklich nicht, wer einem wohlgesinnt ist und wer ein bisschen weniger. Entsprechend zügig bewegen sich die Konvois durch die Stadt. Wenn ich das Lager verlasse, ist Nervosität immer dabei.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Gestern Abend mit einem komischen Gefühl meine Ausrüstung fertig gemacht. Es geht nach Kundus. In den Krieg? Jedenfalls sterben dort Menschen.
Oberstleutnant Boris Barschow, 42, Masar-i-Scharif 2009.

Du fragst nach Angst. Zum Glück bislang nicht. Ich bin da mit einem kühlen Gemüt gesegnet. So richtig Schiss hatte ich bislang nur beim Klettern in den Bergen und auf der Autobahn.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

Heute bekam ich die Bestätigung dafür, dass ich richtig gelegen hatte mit meiner Vermutung, was Oberleutnant Zillner * angeht. Er war Zugführer des zweiten Zuges und wurde heimgeflogen. Angeblich Bluthochdruck, aber jeder wusste, dass das nicht stimmte. Es war einfach zu viel für ihn. Er ist mit dem Einsatz nicht zurechtgekommen und hat nervliche Probleme bekommen.
Stabsoffizier Lars Stock, 29, Masar-i-Scharif 2007.

Weihnachten in Afghanistan, VII.
In den letzten Tagen wurde unser Feldpostdienst mächtig strapaziert. Berge von Päckchen mit Süßigkeiten, Backwaren und Geschenken kamen herein oder wurden aus dem Einsatzland nach Hause geschickt.
Brigadegeneral Bernd Kiesheyer, 62, Kundus, im Dezember 2005.

Guten Morgen, Spatz, heute ist Schneeregen, ungemütlich und kalt. Ich habe leider keine Weihnachtsgeschenke! Natürlich kann ich hier afghanischen Schmuck kaufen, aber ich kann ja nicht jedem irgend so was schenken …
Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kundus, im November 2003.

8. Die Toten

Die Flaggen vor unserem Stab waren in letzter Zeit erfreulich häufig oben, das ist jeden Morgen der erste bange Blick, noch vor dem Briefing: kein Halbmast, keine gefallenen Kameraden.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Wir parken den Panzer und gehen zu den Kameraden ins Rettungszentrum. Dort herrscht eine ganz eigenartige Stimmung, die Betriebsamkeit, die bei Notfällen üblich ist, ist nahezu abgeklungen. In den Gesichtern Trauer und Entsetzen. Jeder weiß, dass der Einsatz Risiken birgt, aber die persönliche Konfrontation mit gefallenen Kameraden ist etwas ganz anderes. Die Fahrerin des BAT weint und wird getröstet. Der Gefallene war MG-Schütze Oberluke. Dort hat er einen Treffer in den linken oberen Thorax bekommen, sodass der Arm im Schultergelenk fast komplett amputiert wurde. Als er zum BAT gebracht wurde, war er bereits tot, die Wunde hat nicht mehr geblutet. Der Rettungsassistent trug noch die blutverschmierte Hose, der Panzer wurde vor dem Rettungszentrum von einigen Freiwilligen ausgeräumt und gesäubert.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Der Tod der beiden Kameraden in Kundus hat uns alle erschüttert und gezeigt, dass es gar nicht fremder Gewalt bedarf, sondern der Einsatz als solcher bereits ein erhebliches Risiko darstellt. Jedoch bedarf es gerade solcher Momente, um Sorglosigkeit und Nachlässigkeit der Mannschaften zu vertreiben und uns alle an die alltägliche Gefahr zu erinnern.
Stabsarzt Christian Werner, 38, Kabul 2005.

Gestern lief durch die deutsche Presse, es wären 4 US-Amerikaner im Süden bei Gefechten getötet worden. Die ebenfalls getöteten vier afghanischen Soldaten interessieren keinen. Sind aber auch Söhne von Müttern oder Väter von Kindern.
Hauptmann Marc Jötten, 53, Kabul 2004.

Auf dem Ehrenwachenplatz stehen ein großes Foto des Gefallenen und ein Kranz. Jeweils zwei Kameraden, die sich halbstündlich abwechseln, halten Ehrenwache. Der Kompaniechef und der Spieß machen den Anfang. Auf einem Tisch liegt ein Kondolenzbuch aus. Zuerst stehen die Soldaten des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen an. Jeweils zu zweit treten sie heran; militärischer Gruß, kurzes Innehalten, ein Eintrag ins Kondolenzbuch. Ich stelle mich dazu. Geredet wird fast gar nicht, einige Soldaten können die Tränen nicht zurückhalten.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kundus 2009.

Bestimmt hast Du erfahren, was hier zurzeit los ist. »Die Schweine haben uns voll erwischt«, hat der Major gesagt. Heute war Antreten zum Gedenken an die Toten. Jetzt sieht man auf einmal alles anders.
Unteroffizier Frank Ort*, 26, Kabul 2005.

Heute habe ich den ersten Gefallenen (einen Afghanen) in meinem Bataillon zu verzeichnen gehabt, das erste Mal in meinem Berufsleben als Soldat, dass ich einen im Gefecht Getöteten »papiermäßig« aus der Truppenstärke abschreiben musste. Schon ein eigenartiges Gefühl. Er war ein sehr guter Mann. Wie immer, die Guten trifft es zuerst.
Hauptmann Marc Jötten, 53, Kabul 2004.

Bei mir ist alles okay, nur ein bisschen geschockt wegen Kundus. Der Kamerad war aus meiner Nachbarkompanie, wird morgen ausgeflogen. Die Verletzungen sind nicht allzu schwer, man macht sich mehr um das Seelische Sorgen. War ein Stabsgefreiter, den es erwischt hat.
Unteroffizier Frank Ort, 26, Kabul 2006.

Tut mir leid, dass ich heute nicht ausführlicher schreiben kann, aber Sie können sich sicherlich vorstellen, was hier nach dem Sprengkörper-Unglück los ist. Morgen geleite ich die Überführung der Toten nach Deutschland.
Militärdekan Joachim Simon, 49, Kabul 2002.

Immer wieder reisen auch Angehörige der ums Leben gekommenen Soldaten für einen Tag an. Angehörige der sieben Opfer des Hubschrauberabsturzes am 21. Dezember letzten Jahres, der vier Toten des Busanschlags von Anfang Juni
und der drei Minenopfer. Sie wollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Ehemänner, Väter und Söhne im Camp Warehouse sehen und auf dem Internationalen Friedhof beten, sie wollen aber auch die Unglücksstellen besuchen, um Abschied zu nehmen. Feldjäger und Scharfschützen überwachen das Gelände. Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Weihnachten in Afghanistan, VIII.
Wir hatten hier gestern schon Silvester: sieben Raketen auf ein nahes Lager. Aber auch den Taliban sind wohl schon die Finger klamm, keine hat getroffen …Vor dem HQ steht ein von den Deutschen gespendeter Weihnachtsbaum, an der Antenne bei den Fernmeldern klettert ein Plastik-Nikolaus hoch, und vor unserem National Support Element haben wir einen großen Adventskranz befestigt – keine Frage, in Afghanistan weihnachtet es sehr, so viel Kulturimperialismus sei uns gestattet. In diesem Sinne: Nochmals frohe Weihnachten!
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

9. Ablenkung im Lager

Vielfach ist die Freizeit der Kameraden, vor allem der Mannschaften und Unteroffiziere, durch die gleichen Dinge wie zu Hause bestimmt: Formel 1, Fußball, Musik. Innerhalb des Lagers bildet sich eine kleine heile Welt, und wenn man will, braucht man sich gar nicht auf Land und Leute einzulassen. Zumal ein großer Teil der Brigade gar nicht aus dem Lager rauskommt.
Stabsarzt Christian Werner, 38, Kabul 2005.

Die meisten deutschen Soldaten stecken im Lager fest und langweilen sich oft genug. Mit allen Folgen. Das ist dann vielleicht am ehesten mit offenem Strafvollzug zu vergleichen.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

Abwechslung bietet gerade ein kleines Fußballturnier, fünf gegen fünf auf einem Handballfeld. Wir Deutsche haben uns gefakte Nationaltrikots mit dem Bundesadler besorgt, nach Auftakterfolgen gegen die Fußballriesen Kanada und USA gab’s jetzt schön eins auf die Mütze gegen Rumänien und Frankreich. Briten und Mazedonier wurden nach einer heftigen Schlägerei disqualifiziert, schön, wie viel Aggressivität hier im Lager herrscht. Zum Glück bin ich meist der Dienstgradhöchste und werde entsprechend weniger gefoult, aber kein Vergleich gegen die Samthandschuhe, mit denen der türkische General angefasst wird … Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Zwei Drittel der Kompanie sind mit dem Kicker-Virus infiziert. Verliert man zu null, muss man unter dem Tisch durchkrabbeln und dies mit Unterschrift auf der Unterseite beurkunden. Mittlerweile habe ich vier oder fünf Striche hinter meinem Namen.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kabul 2006.

Es gibt außerdem ein Kino und ein überfülltes Fitnessstudio sowie Kartenspiel-Turniere, Beachvolleyball-Spiele und und und. Genug Programm also für die relativ spärliche Freizeit.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Vor zwei Wochen war Feldgottesdienst. Gebete und Predigt waren in Ordnung, die Liedauswahl weltlich und depressiv (Let it be, Wo sind all die Blumen hin und Über den Wolken), aber mit unserem Einsatzoffizier war es ein nettes Singen.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Faisabad, 2004.

Der Zuspruch vieler Soldaten zum Angebot der Militärseelsorge ist ermutigend. Das Zimmer, das ich mit einem evangelischen Amtsbruder im Stabsgebäude teile, ist zu einem beliebten Treffpunkt und Kommunikationszentrum für das Feldlager geworden.
Militärdekan Joachim Simon, 49, Kabul 2002.

Im »Camp Warehouse« gibt es fünf offizielle Betreuungseinrichtungen, sprich: Kneipen. Die der Sanitäter heißt zum Beispiel »SanShine-Bar«, die der Fernmelder »Coyote Ugly«. Alkohol darf von 19 bis 22 Uhr ausgeschenkt werden, aber nur Bier und Wein. Um 22:30 ist Zapfenstreich, bis auf samstags, da geht es eine Stunde länger. Beim Bier gilt die Zwei-Dosen-Regelung. Die wenigen, die das ernst nehmen, trinken dann halt Flaschenbier weiter.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kabul 2006.

Vor gut einer Woche kam Freddie Man-dera, die selbst ernannte Voice of Western Music, ins »Camp Warehouse«. Was in dem Zelt los war, als 400 Soldaten, Freibier in der Hand, mit ihm »Country Roads, take me home« gesungen haben, könnt ihr Euch nicht vorstellen. Selbst Seine Exzellenz der deutsche Botschafter Rainer Eberle war zu dem Konzert gekommen und rockte ab, dass dem stellvertretenden nationalen Befehlshaber die dicke Zigarre im Mund erlosch. Ich muss zugeben, auch ich war sehr erstaunt. Anschließend ließ der Botschafter sich schweißgebadet in seiner dunkelblauen Mercedes-Panzerlimousine nach Hause chauffieren.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Im »Coyote Ugly« gibt es donnerstags selbst gemachte Bowle für zwei Euro den Becher, dazu einen DJ mit meist guter Musik. Der »Coyote« ist dann immer gerammelt voll, sieht fast aus wie in einer Dorfdisco, nur dass alle das Gleiche anhaben, inklusive Waffe auf dem Rücken. Und dass keiner tanzt. Angesichts des Alkoholgehalts der Bowle und des daraus resultierenden Alkoholgehalts einiger Soldaten ist es in meinen Augen ein Wunder, dass es dort noch nicht zu Schießereien gekommen ist.
Oberstabsarzt Jens Weimer, 34, Kabul 2006.

Seit IFOR wird Lale Andersens Lili Marleen in allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr zum Ende des Programms von Radio Andernach, dem Einsatzradio der Bundeswehr, gespielt – und damit auch als Rausschmeißer aus den Betreuungseinrichtungen jeden Abend um kurz vor 22 Uhr … Das Lied erzeugt ein seltsames Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn man es zu Hause hört, weckt es sofort Erinnerungen. Lili Marleen ist ein Stück der Kameradschaft, ein Teil dieses merkwürdigen Gefühls, das mir nicht gelingen will, jemandem zu beschreiben, der es nicht selbst erlebt hat.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Ab halb elf werden die Lichter in den Lagerwegen ausgemacht, um keine Zielscheibe zu bieten, leise klagt der Muezzin, und man steigt in die Federn. Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Nachts ist nicht nur Krieg. Man darf nicht unterschätzen, was so eine Zeit zwischen Männern und Frauen hier im Lager anrichtet. Es passiert schnell – aus Einsamkeit oder der Suche nach Ablenkung –, dass sich manche mal kurz oder lang finden, was häufig auch seine Auslöser oder seine Folgen zu Hause hat. Dies alles ist aus meiner Sicht die eigentliche Schwierigkeit: aus dem Etappenhorror einigermaßen aufrecht wieder zurückzukehren.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

Vorgestern ist passiert, was einmal passieren musste: Am Abend unseres Kontingentfestes hat in einem Toilettencontainer eine Spanierin mit einem Kanadier gepoppt und sich dabei von deutschen Feldjägern erwischen lassen. Jetzt fahren beide nach Hause, und zwar: getrennt. Der ISAF-Auftrag lautet zwar im weitesten Sinne, Liebe in dieses Land zu bringen, doch die eben erwähnte Interpretation von »Make love not war« verstößt gegen die Vorschriften. Als ich die Geschichte hier in meinem Büro erzählte, schwieg die Kanadierin betroffen, der Ire lachte und rief: »Hell, yeah!« Und der Rumäne fragte trocken: »Welche Spanierin war es denn?« Nun, worauf ich hinauswill: Hier in Afghanistan spielt die multinationale Kooperation eine sehr große Rolle.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Ich vermisse Euch ganz doll, und meine Stimmung schwankt auch immer hoch und runter. Am schlimmsten ist es, wenn ich die Kinder weinen höre oder wenn Deine Stimme nicht so gut klingt. Das tut mir schon gewaltig weh in meinem Herz. Viele tausend Küsse an Euch. ICH LIEBE DICH!!
Oberstleutnant Markus Mossert, 35, Masar-i-Scharif, 2009. (Er verließ nach dem Einsatz Frau und Kinder – für eine Kameradin.)

In meinem Zug stehen wohl eine Beziehung und eine Ehe kurz vor dem Aus, und ich hoffe für meine Kameraden, dass sie noch mal die Kurve kriegen.
Stabsoffizier Hermann West, 40, Kabul 2008.

Weihnachten in Afghanistan, IX.

Weihnachten am Hindukusch. Ziel des Tages ist wohl bei allen, diesen Tag nicht nüchtern überstehen zu müssen. An unseren Plätzen warten mit unserem Wappen gravierte Tassen, als Geschenk des Kontingents. Später gibt es dann die Geschenke der Bundeswehr. Wie üblich ist alles beim Bund nach Typen geordnet, ich bekomme Typ 4: ein Lineal mit Rechner und ein Kuli.
Stabsoffizier Lars Stock, 29, Masar-i-Scharif, im Dezember 2006.

10. Sehnsucht

Ich vermisse Euch alle sehr. Den Umständen entsprechend geht es mir gut. Macht Euch keine Sorgen. Bereitet lieber schon mal meine Party vor! Ich glaube, einen glücklicheren Menschen wird es nicht geben als mich, an dem Tag, an dem ich wiederkomme!!
Hauptgefreiter Robert Klein, 23, Kabul 2007.

Ich habe mich über jeden Anruf, jede E-Mail, jede Nachricht bei ICQ oder Skype und jeden Brief, Paket oder Postkarte aus der Heimat gefreut! Insgesamt erreichten mich hier unten 65 E-Mails, 293 Nachrichten bei StudiVZ und sage und schreibe 638 (!!!) Rufvorgänge aus Deutschland. Dazu habe ich unzählige Nachrichten via ICQ Skype bekommen. Diese Unterstützung hat mir tierisch geholfen, die Zeit so gut rumzubekommen.
Oberfeldwebel Frank Carsten*, 28, Kabul 2007.

Dein Schutzengel leuchtet mir abends und erinnert mich daran, vorsichtig zu sein. Aber wir passen auf und vermeiden unnütze Fahrten. Um mich brauchst Du sicher keine Angst zu haben!
Oberstleutnant Bertram Hacker, 61, Kabul 2002.

Liebe Tochter: Nachdem ich den Afghanen unsere Familienfotos gezeigt habe, haben sich zwei als Schwiegersöhne beworben. Der eine spricht mich schon als Schwiegervater an. Anbei Fotos. Soll ich beiden absagen, nur einem, oder willst Du beide? (Scherz!! Grins!! Lach!!)
Hauptmann Marc Jötten, 53, Kabul 2004.

Weihnachten in Afghanistan, X.
Ich hab Euch zu Weihnachten was eingepackt! Mama, Du kriegst die Bernsteinkette, beste afghanische Qualität! Tani, du den Lapislazuli-Stein. Hat keine magische Wirkung oder so. Magische Wirkung haben hier die Panzerabwehrminen, wenn Du verstehst, was ich meine. Und die Dromedare sind für Dich, Anton, ich hoffe, sie haben den Transport überstanden. Papa, Du kriegst die Paschtunen-Mütze. (Übrigens trägt Osama bin Laden auch so eine!) Ich freue mich schon auf Euer Paket! Frohe Weihnachten, Euer Robert
Hauptgefreiter Robert Klein, 23, Kabul, im Dezember 2006.

Gestern Nachmittag haben wir mit unserem Pfarrer die vierte Kerze an unserem Adventskranz angezündet. Weihnachten hat schon noch eine große Bedeutung. Viele, die sich sonst etwas mehr raubeinig darstellen, werden schweigsamer. Man rückt zusammen, kümmert sich um die Verzagten.
Brigadegeneral Bernd Kiesheyer, 62, Kundus, im Dezember 2005.

11. Abschied

Jetzt freue ich mich schon so richtig auf zu Hause. Endlich wieder frische Luft, grüne Landschaften, mich endlich wieder frei bewegen können, angeln gehen, das machen, worauf man Lust hat. Das alles werde ich noch viel mehr zu schätzen wissen. Ich mache mir schon Gedanken um meine Heimkehr. Wie wird es sein? Habe ich mich verändert? Wie werde ich mich in der Öffentlichkeit fühlen, ohne Waffe, ohne schusssichere Weste, ohne ungepanzertes Auto?
Oberfeldwebel Dominik Hirz, 30, Kabul 2008.

127 Tage Afghanistan. Auf vieles kann man sich kaum vorbereiten. Teilweise wurden wir von dem Dienstherrn allein gelassen, aber jeder Einzelne von uns hat das Beste aus der Situation gemacht. Hier unten hat man aber auch gesehen, dass der Mensch sich an fast alles gewöhnen kann. Zum Schluss war das alles hier Normalität. Man ist nicht mehr bei jedem Knall zusammengezuckt und merkte bald, dass nicht in jedem Afghanen ein mutmaßlicher Terrorist steckt.
Oberfeldwebel Frank Carsten, 28, Kabul 2007.

Ich freue mich auf lange Spaziergänge in Freiheit, ohne an Mauern zu stoßen, und darauf: ohne Anspannung inmitten von Menschenmengen auf dem Weihnachtsmarkt zu stehen.
Hauptfeldwebel Rolf Schmitz, 27, Kundus 2009.

NOCH 15!!! Irgendwie nicht vorstellbar, in vier Wochen wieder in meinem Büro in Köln zu sitzen und »langweilige« Büroarbeit, ganz ohne Staub, Affenhitze und Sprachmittler, zu verrichten.
Hauptmann Marc Jötten, 53, Kabul 2004.

Nicht viel Neues von hier, hatten letzte Woche paarmal Alarm wegen Raketen und Mörsern. Sonst ruhig. Die Woche muss ich wieder viel raus, zu den Schweden und zu den Amis. Wird wieder spannend. Aber nicht mehr lange, und ich kann ohne Waffe und kugelsichere Weste auf die Straße und in die Stadt fahren. Keine IED und so ein Scheiß mehr …
Oberfeldwebel Leo Maier*, 31, Termes/Usbekistan 2006.

Was die Geschichten angeht, die ich von hier zu erzählen habe, bin ich mir nicht sicher, ob Euch die Einsatzberichte schneller auf den Zeiger gehen oder mir die Frage: »Na, wie war’s?« zwischen Tür und Angel, auf dem Weg zum Kneipenklo oder im Supermarkt zwischen Tempotaschentüchern und Brokkoli, in diesem gehetzten Ton, der eine Zusammenfassung der vergangenen vier Monate inklusive eines Streifzugs durch die afghanische Geschichte in einem Satz mit maximal zehn Wörtern fordert.
Oberleutnant Claus Liesegang, 41, Kabul 2003.

Nächste Woche Montag ist Abflug. Seit drei Tagen fliegen uns wieder Raketen um die Ohren, ich hab die Schnauze voll, der Kleine (mein Diensthund) hat auch keinen Bock mehr. Mir geht’s nicht besonders, will heim.
Stabsunteroffizier Julia Ritt*, 30, Kundus 2009.

Letztlich stellt man sich die Frage: »Haben wir diesem Land geholfen???« Wir Fernmelder hier unten sind zu folgender abschließender Aussage gekommen: »Geholfen vielleicht nicht, aber wir haben dafür gesorgt, dass die Leute, die geholfen haben, telefonieren und funken konnten!« Deshalb kann man wohl sagen: MISSION ERFÜLLT – auf geht’s nach Hause!
Oberfeldwebel Frank Carsten, 28, Kabul 2007.

Weihnachten in Afghanistan, XI.

Am 24. Dezember treffen wir uns um 15:00 Uhr zu einer Andacht. Danach beginnt das Warten aufs Christkind. Gegen 19:00 Uhr werden wir unser Weihnachtsessen haben, Hirschgulasch mit Klößen. Nach 20:00 Uhr ist Treffen im »Lummerland«, unserer Betreuungseinrichtung, zum Austausch von Geschenken. Um 23:00 Uhr kommen wir alle zur Christmette zusammen. Unser Pfarrer bastelt mit einigen Soldaten seit Tagen an einer Krippe, und es hat sich ein Chor gefunden, der schon fleißig übt.
Brigadegeneral Bernd Kiesheyer, 62, Kundus, im Dezember 2005.

Ich öffne meine Geschenke und falle erst mal in ein Loch. Man merkt wieder mal wirklich, dass man bewaffnet in einer Art Bunker sitzt und alle, die einem etwas bedeuten, 5000 km entfernt sind. Später versammeln wir uns in unserem Kaffeeraum, um ein wenig zu feiern. Es gibt das Übliche und einen Haufen Alkohol. Wir öffnen ein paar Flaschen und sinnieren über Weihnachten. Gegen 22:00 Uhr gehen wir zur Christmette. Okay, ich bin kein Kirchgänger, aber es hat sich gelohnt. Weihnachtslieder, ein paar weihnachtliche Worte und etwas Ruhe. Nach der Mette schnappe ich mir eine AWCC-Karte und fange an rumzutelefonieren. Ich wecke zwar alle auf, aber alle sind froh, mich zu hören. Und zu wissen, dass ich heil und gesund bin. Gegen 24:00 Uhr ist der Tag für mich gelaufen.
Stabsoffizier Lars Stock, 29, Masar-i-Scharif, im Dezember 2006.