Kinder im Zen

Julie Delpy ist ohne Zweifel: Kinderdarsteller in Filmen können professioneller sein als ihre Eltern. 

Foto: Stephan Rabold

»Drehe nie mit Kindern oder Tieren« – ich kenne diesen Satz des US-Komikers W. C. Fields. Aber ich liebe es total, mit Kindern zu arbeiten. Daher hatte ich keinerlei Bedenken, ein kleines Mädchen ins Zentrum meines Films My Zoe zu stellen. Ich spiele ihre Mutter. In der Szene auf dem Foto hole ich sie von ihrem Vater ab. In der ­Geschichte ist das ein alltäglicher Vorgang, aber solche ein­fa­chen ­Momente sind oft komplizierter zu spielen als dramatische Ausbrüche.

Meine Kinderdarstellerin Sophia Ally war sehr entspannt – mehr als ich. Denn ich hatte als Regisseurin alle Hände voll zu tun, sodass ich höchst angespannt war. Wobei ich mir das nicht anmerken ließ. Es ist ja kontraproduktiv, wenn ich herumschreie. Ich flippe bei meinen Drehs niemals aus. Sophia kannte die Geschichte des Films, die relativ düster ist und die ihr auch abverlangte, dass sie in verschiedenen Szenen bewusstlos ist. Aber es gab während des ganzen Drehs keinen Anflug von Angst und Unsicherheit bei ihr, was ich bei anderen Kinderdarstellern schon erlebt habe. Sie war richtig Zen.

Ich hatte sie ausgesucht, weil ihr Gesicht im Kamerabild sehr schön aussieht, sie sehr smart ist und schnell auf neue Regieanweisungen reagierte. Sie war extrem natürlich, alles andere als ein Roboter. Meine Herangehensweise war, das Ganze aufzulockern und für sie zu einem Spaß zu machen. Der Schlüssel beim Umgang mit Kindern ist, sie nicht als Kinder zu behandeln. Ja, du musst sie beschützen, aber was sie wirklich stört, ist, wenn du ihnen was vormachst, wenn du Süßholz raspelst. Du musst mit ihnen absolut ehrlich sein, nicht brutal ehrlich, sondern gütig ehrlich. Dann hast du eine 99-prozentige Chance, mit ihnen besser zu kommunizieren.