Tauben sollt ihr sein

Jeder Beruf braucht ein anständiges Wappen – auch Kolumnisten. Vor zwei Wochen hat Axel Hacke seine Leser um Vorschläge gebeten. Rabe, Erdmännchen oder Eintagsfliege waren dabei – hier eine Auswahl.

    Hier die drei Lieblingseinsendungen an Axel Hacke:

    1) Die Taube.
    Vorgeschlagen von: Peter J.Das Wappentier des Kolumnisten ist natürlich die Taube: Zum einen ist uns allen irgendwie klar, dass Taube auf lateinisch "Columna" heißt (gab es da nicht dieses Lied "La Columna bianca"?), zum anderen hat dieses Tier es meisterhaft verstanden, sein blütenweißes Image zu bewahren, obwohl es die Öffentlichkeit ständig mit seinen ätzenden Ausscheidungen überzieht.

    Antwort von Axel Hacke: Oder war, lieber Herr J., nicht "Columna" die Säule und "Columba" die Taube? Und hieß das Lied nicht "Una Paloma Blanca" von der George Baker Selection, nicht zu verwechseln mit "La Paloma", das Hans Albers so berühmt machte? Auf jeden Fall wäre die Taube ein Wappentier, das ich mit sehr zwiespältigen Gefühlen sähe, denn ich hasse die Tiere, die - während ich keusch meine Kolumne (oder Kolumbe? Oder Palome?) schreibe - auf meinem Bürobalkon gurrend kopulieren. "La Columna Bianca" wäre ein wahrer Horrorsong für mich, denn sein Inhalt müsste doch sein, dass der Kolumnist mit seiner Arbeit nicht zurande kommt, dass ihm nichts einfällt und deshalb freitags eine weiße Seite erscheint, worauf man in der Chefredaktion vermutlich weder "Una Paloma Blanca" noch "La Paloma" sänge, sondern Georg Kreisler: "Gemma den Kolumnisten vergiften im Park".      

    Meistgelesen diese Woche:

    2) Ein Pferd mit einem Lorbeerkranz auf gekreuzten Bleistiften (Bild anbei)
    Vorgeschlagen von: Heinz B.

    Antwort Axel Hacke: Mit dem Bleistift habe ich schon sehr lange nicht mehr geschrieben, Herr B., aber macht nicht, macht nichts, es ist ja nur ein Symbol, oder? Dieser Pegasus ist jedenfalls sehr schön, und das ganze Ding sieht aus, als könnte man es sich direkt vorn auf die Kühlerhaube des Autos kleben, und ab geht's dann mit dem tiefer gelegten Columno GTI auf die Autorbahn.

    3) Das Chamäleon
    Vorgeschlagen von:
    Hans-Dieter K.Es kann sich bekannterweise verfärben und zeigt damit die leichte Anpassungsfähigkeit dieser Berufsgruppe auf veränderte gesellschaftliche und politische Ströme am besten auf. 
    Hier nun in Kurzform weitere auf Journalisten passende Eigenschaften:
    - Unabhängig voneinander bewegbare Augen
    - Eine lange zur Jagd einsetzbare Zunge (eine "Schleuderzunge")
    - Die Körperform kann teilweise variieren indem sich das Chamäleon aufbläht
    - Keine aktive Verteidigung, aber Drohgebärden durch Aufreißen des Maules, einzelne Arten können dabei hörbare Zischlaute von sich geben.

    Antwort Axel Hacke:
    Leichte Anpassungsfähigkeit?! Herr K.! Wofür halten Sie mich? Wenn Sie mich noch einmal "anpassungsfähig" nennen, lege ich Ihnen einer der Knallfrösche, die Frau B. mir als Wappentiere empfiehlt, in den Briefkasten. Übrigens habe ich mal gelesen, dass ein Chamäleon seine Körperfarbe nicht zur Tarnung wechselt, sondern dass diese viel mit seiner inneren Gestimmtheit zu tun hat. Also: Ein rotes Chamäleon könnte wütend sein, ein gelbes neidisch, na, so etwa. Wenn das so ist, müsste mein Wappen-Chamäleon aschfahl sein, so seh ich nämlich aus, wenn ich mein Büro betrete, vor lauter Angst, dass mir nichts einfällt.