Das Schnäuzelchen-Dilemma

Alberne Kosenamen gelten vielen als peinlich. Dabei können sie ein wichtiger Gradmesser für die Liebe sein.

Illustration: Jean Jullien

Im höchsten Liebesglück braucht man keine Worte. Da genügen ein Kuss, ein Blick oder eine Berührung für Nähe und stilles Einvernehmen. Meistens hält dieser Zustand wenige Minuten an, mal ein paar Stunden, aber noch länger zu schweigen ist in der Regel sozial unverträglich. Und ehe man sich’s versieht, hat einen der Trott wieder und macht sich daran, die eben noch verspürte Innigkeit im Mahlwerk der Alltagsbanalitäten aufzureiben.

Worte helfen. Nur welche? »Die Sprache der Liebe ist eine Geheimsprache«, wusste Robert Musil, es empfiehlt sich also, mit dem geliebten Menschen nicht im selben Tonfall zu palavern, den man auch für Kunden, Kollegen oder seinen Fußpfleger verwendet. Manche Liebespaare entwickeln ausgefeilte Codes, die nur ihnen gehören; falls das zu aufwendig ist, bleibt als Destillat dieses Gedankens immer noch der Kosename.

Leider gilt der schon seit mindestens 2000 Jahren als lächerlich: So kriegen sich Asterix und Obelix vor Lachen nicht ein, als sie erfahren, dass der Häuptling Majestix von seiner Frau »Schnäuzelchen« genannt wird. Tatsächlich steht der Kosename aber für viele Dinge, von denen die beiden ledigen Raufbolde keine Ahnung haben und die bis heute in Partnerschaften geschätzt werden: Nähe, Zärtlichkeit, Vertrauen, Zugewandtheit, Humor. Er ist ein Zeichen dafür, dass einem der geliebte Mensch wichtiger ist als das Urteil der Außenwelt und dass man jene innige Zweisamkeit erreicht hat, welche die Liebe dauerhaft macht.

Meistgelesen diese Woche:

Daneben steckt im »Schnäuzelchen« die Möglichkeit, die Liebe im Alltag auf humorvolle Weise zum Funkeln zu bringen. Das Funkeln ist dabei umso heller, wie Erfahrungswerte besagen, je beknackter der Kosename ist. Also nicht »Schatz« oder »Mausi«, sondern »Krötenbär«, »Quaki«, »Äpfelchen« oder »Purzelino«. Trauen Sie sich und probieren Sie es aus!