»Wenn Verliebtheit der Pfeil ist, mit dem Amor seine Opfer trifft und entflammt, sehe ich in der Liebe eher etwas wie eine Pflanze. Sie beginnt als zarter Schößling und baut sich ihr eigenes Gerüst, Zelle für Zelle, und jede Zelle ist eine kleine Geste mit der Bedeutung: Ich bin für dich da, ich denke an dich, ich sehe dich und ich freue mich darüber, nein, ich wollte dir nicht wehtun, und wenn ich es doch getan habe, verzeih mir. Verliebtheit ist groß, schnell, manchmal heftig, voller Selbstbewunderung und nicht selten dicht an der Grenze, abzustürzen und zu verschwinden wie ein Spuk. Liebe braucht Zeit, um zu wachsen und zu gedeihen; sie ist weniger aus Hormonen gemacht als aus Erinnerungen. Obwohl die Hormone nicht fehlen dürfen, beruht Liebe auf Entscheidungen und Wachsamkeit über ihr Wachstum.
Die Stille nach dem Knall
Gibt es einen Unterschied zwischen Verliebtheit und Liebe? Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer erklärt, warum das eine einem Wahn und das andere einer Pflanze gleicht.