»Hinter Spitzen gegen den Partner liegt meist ein Berg an Emotionen«

Wenn Paare einander vor anderen aufziehen oder verspotten, ist das für Freunde und Familie unangenehm. Was ist noch Scherz, was schon ein Ausdruck von Unzufriedenheit oder tiefer Verletzung? Eine Psychologin erklärt, warum Sticheleien so häufig sind, aber nie konstruktiv. Und wie man es schafft, damit aufzuhören.

Wenn sie ihn vor anderen kritisiert, kann das nur harmlose Stichelei sein – oder Anzeichen einer echten Krise der Beziehung.

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SZ-Magazin: Frau Rammer-Gmeiner, wenn Paare sich untereinander vor anderen bloßstellen, etwa auf Familienfeiern oder Partys im Freundeskreis, ist das oft für alle Beteiligten unangenehm. Warum kommt es trotzdem häufig vor?
Martina Rammer-Gmeiner: Verteilt jemand in der Öffentlichkeit Spitzen gegen den Partner, liegt meistens ein riesiger innerer Berg an Emotionen darunter. Viele Paare haben kritische Dauerthemen. Lässt sich die Frustration oder Hilflosigkeit darüber im Zwiegespräch nicht auflösen, wird das private Problem quasi vor ein Tribunal gebracht.

Welche Strategie steckt dahinter?
Wenn ich über die Vordertür, das offene Gespräch zu zweit, nicht reinkomme, wähle ich die Hintertür: Ironie, Stichelei oder sogar Demütigung. Man würdigt den Partner herab, um sich selbst aufzuwerten, auch in der Hoffnung, dass Dritte für einen Partei ergreifen: »Du hast recht, du Armer«, oder »Wahnsinn, was du alles leistest!«. Das schafft ein Gefälle, das mit Partnerschaft auf Augenhöhe wenig zu tun hat.