»Ich war noch nie auf einer Demonstration. Ich bin selber eine«

Vor 30 Jahren starb der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt, im kommenden Monat wäre sein 100. Geburtstag. Wir ehren ihn, indem wir ihn posthum befragen: ein Gespräch, in dem alle Antworten aus Dürrenmatts Werken und Interviews stammen.

Er sah sein Leben eher als Komödie: Friedrich Dürrenmatt, hier im Jahr 1977, war trotz seiner Zuckerkrankheit ein immenser Trinker.

Foto: Ruedi Bliggenstorfer

SZ-Magazin: Als Sie noch keinen Chevrolet Bel Air oder Jaguar fuhren, gaben Sie Ihre Preisgelder an junge Kollegen weiter. Wie handhaben Sie es heute?
Friedrich Dürrenmatt: Ich glaube, es war der Maler Max Ernst, der kaufte sich als überzeugter Kommunist einen Rolls-Royce, fuhr damit durch die Arbeiterviertel und schrie: »Nieder mit dem Proletariat!« Zur Rechenschaft gezogen, antwortete er: »Es ist meine politische Pflicht, die Kerle in Rage zu bringen.« Meine Preise sind mein Rolls-Royce.

Wann waren Sie zuletzt auf einer ­Demonstration?
Ich war noch nie auf einer Demonstration. Ich bin selber eine.