»Schriftsteller sind Diebe«

Kaum ein Autor verkauft so viele Bücher wie John Grisham. Im Interview spricht er über Justizthriller, die er innerhalb einer Stunde entwirft - und seine Unfähigkeit, Sexszenen zu schreiben.

John Grisham: Baptist, Multimillionär, Vater zweier Kinder, verhaltener Anhänger der Demokratischen Partei.

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SZ-Magazin: Sie schreiben jeden Morgen von sechs bis zwölf Uhr, Sie veröffentlichen seit dreißig Jahren jeden Herbst einen Justizthriller, in dem es eigentlich immer um die gleiche Handlung geht, nämlich David gegen Goliath. Sie verbringen die Ferien im Strandhaus in Florida, gehen sonntags in die Kirche und sind seit 37 Jahren verheiratet. Sie sind ein Gewohnheitstier. Jüngst ist Ihre langjährige Sekretärin in den Ruhestand gegangen - und Sie haben keine Nachfolgerin gesucht. Wollen Sie sich mit 63 Jahren etwa verändern?
John Grisham: Ich komme zwar jeden Tag unter der Woche mittags in mein Büro in Charlottesville, aber ich schreibe zu Hause, in einem abgedunkelten Raum ohne Internet und Telefon. Mein Büro nutze ich, um Leute zu treffen oder zurückzurufen, die irgendwas von mir wollen. Aber eigentlich genieße ich es, niemandem Arbeit zu machen. Die Leute, die wichtig sind, wissen ja, wie sie mich erreichen können. Und die anderen sollen mich nicht finden. Ich will keine Sekretärin mehr.