»Wir leben im Internet, statt es nur zu nutzen«

Der Science-Fiction-Autor William Gibson erklärt, warum die Wirklichkeit oft schlimmer ist als seine düsteren Prognosen und was geschehen muss, damit die Menschheit doch noch die Kurve kriegt.

William Gibson, 72, ist ein amerikanischer Science-Fiction-Autor, der sich in seinem Werk mit den Auswirkungen von Informationstechnologie und digitaler Vernetzung auf unser Leben befasst. Sein Debüt Neuromancer aus dem Jahr 1984 gilt schon lange als Klassiker. Gerade ist sein neues Buch Agency erschienen, ein Science-Fiction-Roman über Künstliche Intelligenz, in dem nicht Donald Trump, sondern Hillary Clinton die Präsidentschaftswahl 2016 gewonnen hat.

Foto: Michael O'Shea/Klett-Cotta Verlag

SZ-Magazin: Herr Gibson, es ist jetzt fast 40 Jahre her, dass Sie in Ihrem Roman Neuromancer den Begriff »Cyberspace« erfunden haben. Seitdem hat die digitale Welt im Grunde ständig nachgebildet, was Sie damals skizziert haben. Können Sie sich an einen Moment in den letzten Jahren erinnern, in dem Sie selbst von den realen Entwicklungen schockiert waren?
William Gibson:
Da kommt nichts an die Wahl von Donald Trump ran. Ich glaube, die wäre ohne das Internet nicht möglich gewesen. Niemand, mich eingeschlossen, hat das vorausgesagt. Seit ich selbst Anfang der Achtzigerjahre das Internet als Triebfeder des Wandels wahrgenommen habe, ist es nicht nur exponentiell gewachsen, sondern hat sich auch völlig gewandelt. Wir leben jetzt im Internet, statt es nur in der realen Welt zu nutzen.