Health Wear
Wärmt den Hals und pflegt die Haut: Schal aus Algen, von Twosquaremeter.
Gegessen wird nur noch bio, gecremt mit Naturkosmetik, aber was wir den ganzen Tag auf der Haut tragen, kann ruhig chemisch behandelt sein? Geht ja nur um unser größtes Körperorgan. Biobaumwolle war ein Anfang, spannender klingt allerdings, woran Labels wie das deutsche »Twosquaremeter« arbeiten: Naturfasern, die sie als »textile Kosmetik« bezeichnen, weil sie nebenbei auch noch pflegen. Beim Tragen der Shirts mit Algenanteil werden durch die Hautfeuchtigkeit Vitalstoffe wie Kalzium, Magnesium oder Vitamin E freigesetzt – und sie waschen sich angeblich nicht in der Maschine heraus. Auch die italienische Marke »Back Label« verwendet in ihren Kollektionen natürliche Hightech-Fasern, etwa ein Milchgewebe, das die Haut mit Proteinen versorgt und die Blutzirkulation anregt. Nur bräunen und Fett verbrennen kann die neue »Health Wear« nicht. Kommt aber bestimmt noch.
Der Midirock
Neue Mitte: Der Midirock geht bis kurz unters Knie.
Irgendwer wird wieder versuchen, die aktuelle Wirtschaftslage mit der neuen Rocklänge in Verbindung zu bringen, und dann etwas sagen wie: In der Weltwirtschaft läuft es ja derzeit so mittel, deshalb werden jetzt auch die Säume mittellang. Beschränken wir uns lieber darauf, beim sogenannten Midirock nicht nach dem Warum, sondern nach dem Wie zu fragen: Wie trägt man diese Länge? Zugangsvoraussetzung sollte eine gewisse Körpergröße sein, weil der Saum auf Höhe der Wade eher staucht als streckt. Dafür verdeckt er die Knie, bei den meisten ein eher unschöner Körperteil. Unifarbene Röcke passen toll zu Seidenblusen, die mit Muster gut zu schlichten, dünnen, vor allem eher kurzen Wollpullovern. Wer sich geschworen hatte, niemals wieder spitze Pumps zu tragen: Die sehen zu den sehr ladyliken Röcken am besten aus.
Volle Augenbrauen
Blaues Auge? Nein, volle Augenbrauen sind wieder chic.
Arizona Muse heißt das Model der Stunde, wenn es nach Menschen wie US-Vogue-Chefin Anna Wintour geht. Und was ist – außer dem Namen – das Schönste an der 21-jährigen Amerikanerin? Die Augenbrauen! Volle, geschwungene Blöcke. In allen Modemagazinen wird deshalb bald zu lesen sein, wie man sich aufsehenerregende Brauen schminkt: welcher Stift, welches Bürstchen, welches Augenbrauen-Gel (doch, das gibt’s)? Und was machen all jene, die sich mühsam Bleistiftstriche gezupft
haben? Sie müssen die Brauen unter großen Sonnenbrillengläsern wachsen lassen, bis es auch für diese Partie irgendwann Extensions gibt.
Texture Blocking
Kalkuliertes Chaos: Texture Blocking bei Chanel.
Diesen Sommer war von »Colour Blocking« die Rede, im Herbst wird noch mehr blockiert: »Texture Blocking« ist das Schlagwort, mit dem alle munter um sich werfen. Gemeint ist das Kombinieren ganz unterschiedlicher Materialien und Muster miteinander – in ein und demselben Kleidungsstück. Anschaulich zu sehen beim belgischen Designer Dries Van Noten, der Seidenblusen aus grafischen Mustern, Blumendruck und Pailletten zusammensetzt. Miuccia Prada mischt großes Karo mit kleinem Karo, ein paar unifarbenen Streifen und knalligen Gürteln. Und was war »Colour Blocking« noch mal? Ach, da kommen wir nächsten Sommer drauf zurück.
Die Portfolio Bag
Die kann man knicken: Portfolio Bag von Céline.
Der Satz »Oh, das ist aber eine hübsche Laptoptasche!« könnte diesen Herbst häufiger fallen, und er wird die Besitzerin dieser Tasche zutiefst erschüttern. Denn was bei Armani oder Céline zwar wie eine sehr schöne – und sehr teure – Laptophülle aussieht, ist eine »Portfolio Bag«. Frei übersetzt: Dokumentenmappe. Flach, rechteckig, aber praktisch eher nicht: Alles darin mit einem Durchmesser über zehn Zentimeter hinterlässt Dellen, und statt lässig über der Schulter muss die »Portfolio Bag« geschäftig unter dem Arm getragen werden – auch wenn nichts drinsteckt als der Abholzettel für die Reinigung. Deshalb kann man sie eigentlich auch gleich knicken und als zusammengeklapptes Omelett mitführen. Immerhin die Frage nach dem Laptop hat sich dann erledigt.
Die Hängeschulter
Schatz, da kannst du noch reinwachsen: Goldfarbenes Kleid und Anzug mit überschnittener Schulter, beide Stella McCartney.
Theoretisch geht es in der Mode darum, jemanden vorteilhaft aussehen zu lassen. Praktisch ist dieser Ansatz etwa so veraltet wie die Vorstellung, Außenminister müssten passables Englisch sprechen. Der Designer Marc Jacobs entwarf für Louis Vuitton diese Saison Jacken und Mäntel mit aufgepumpten Keulenärmeln, die selbst einer schmalen Asiatin einen Buckel wie Quasimodo verpassen. Auch bei Stella McCartney sieht man diese abfallende Schulter, die Frauen Rundungen verspricht, von denen sie bislang nicht ansatzweise geträumt hatten. Zumindest kaschieren diese skulpturalen Formen »Bingo Wings«, wie die Amerikaner es nennen, wenn Muskeln an den Oberarmen nicht mehr so straff sitzen. Aber Problemzonen zu kaschieren war sicherlich nicht ursprünglich im Sinne des Erfinders.
Illustration: Thomas Kartsolis, Fotos: Imago, fashionpps.com, Picture Press, dpa, access