SZ-Magazin: Am Abend vor diesem Interview haben Sie ein Konzert gegeben. Auf dem Programm standen ein Marsch von Richard Wagner, ein irre virtuoser Liszt und die Hammerklaviersonate, die als schwierigste Sonate Beethovens gilt. Wie haben Sie danach geschlafen?
Igor Levit: Nicht gut. Ich habe ohnehin keinen guten Schlaf und wache dauernd auf, um zwei, um vier, um sechs. Aber heute kommt dieses Programm dazu. Vor allem die Hammerklaviersonate. Kein anderes Werk ist so intensiv, ich bin danach jedes Mal in einer Art finalem Erschöpfungszustand.
Gehen Sie in der Nacht nach einem Konzert alles noch mal durch?
Immer. Aber nicht, weil ich an dem Moment festhalten will. Im Gegenteil – wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Es gibt keine berührbare Masse, die Musik heißt, das ist ja gerade das Tolle. Es gibt nur das Gespielte, das Gehörte, das Erlebte, dann ist es weg – wie Luft. Wenn ich den Abend noch mal durchgehe, denke ich nicht, oioioi, was habe ich da gemacht, sondern es arbeitet weiter in mir für die Zukunft, für das nächste Konzert.