Die Tolle

Endlich mal wieder ein Popstar, auf den wir uns einigen können. Und falls Sie noch nicht sicher sind, was Sie von Janelle Monáe halten sollen: Hier räumen wir alle Zweifel aus.


Och nö, bitte nicht schon wieder eine weibliche Pop-Sensation, die ich mir merken muss! Mir reicht’s langsam mit all diesen Lady Gagas, Katy Perrys, Amy Winehouses – jedes Jahr eine neue Tussi, die ganz anders ist als all die anderen …
Aber diese hier ist GANZ, GANZ anders. Ehrlich. Spektakuläre Stimme, phänomenale Bühnenshow. Nach ihrem Auftritt auf dem Reeperbahn-Festival letztes Jahr ist das Publikum mit seligem Grinsen auf die Straße getorkelt, sie hat die Leute schwindlig gesungen. Ein Megastar noch vor ihrer ersten CD. Ein Genie.

Geht’s vielleicht eine Nummer kleiner?
Sorry, nein. Das einzig Kleine an ihr ist ihre klassische Popstar-Größe von gut einsfuffzig. Sonst: riesig.

Und die soll mich interessieren, weil …

… weil Sie dieses Jahr sowieso keine Chance haben, ihr zu entkommen. Die Frau ist die Wiedergeburt von James Brown in einem Marlene-Dietrich-Smoking, die gerade versucht, David Bowie in seiner Ziggy-Stardust-Phase zu spielen. In einem Bond-Film.

Können wir mal diesen Pop-Rezensenten-Quatsch lassen?

Gern. Janelle Monáe, 24, Ziehkind von Outkast. 2008 eine EP namens Metropolis – sofort für den Grammy nominiert. Hat ihre eigene warholeske Kunsttruppe namens Wondaland Arts Society gegründet. Ihre Musik: Rock’n’Soul & Funk & Musicalfilm & Hip-Hop, die Stimme mal opernhaft wie Shirley Bassey, mal dreckig, mal seidig. Nach ihrem derwischhaften Auftritt bei Letterman hat sich P. Diddy, sonst nicht berühmt für seine Demut, vor ihr in den Staub geworfen. Prince ist übrigens auch ein Fan.

Die Frisur von Prince ist ja auch zirka so hoch wie die von dieser Janelle
.
Ein Markenzeichen wie ihr Smoking und die Fifties-Schuhe. Die Afroversion einer Rockabilly-Tolle à la Leningrad Cowboys.

Irgendwie kommt sie mir bekannt vor …
Sie haben sie vielleicht im neuen Coca-Cola-Werbespot gesehen. Aber das heißt nicht, dass sie sich billig verkauft, im Gegenteil. Ihr erstes Album The ArchAndroid zitiert Fritz Langs Metropolis, Salvador Dalí, Debussy, Bond-Soundtracks und Disney-Songs. Darin spielt sie die Rolle eines messianischen Androiden namens Cindi Merriweather. Ein Konzeptalbum, das von Anfang bis Ende gehört werden sollte. Findet sie. Miss Monáe ist da sehr streng. In ihre Konzerte wird keiner reingelassen, der zu spät kommt, »ohne Ausnahme, egal ob Sie der Bruder des Managers oder die Königin von England sind (God bless her)«, steht auf einem Schild am Eingang.

Pfff. Ganz schön größenwahnsinnig für so einen Frischling.
Ja, aber warum sollte man auch nur eine Sekunde ihrer Show verpassen wollen? Die Frau ist live der Hammer. Mitreißend. Sie gleitet über die Bühne, als ob sie aus Eis wäre.

Okay, okay, so langsam interessiert’s mich. Kann man die irgendwo sehen?

Am 9. Juli in Berlin auf der Bread & Butter, ihrem einzigen Deutschland-Auftritt zum Erscheinen von The ArchAndroid. Gern geschehen. Danken Sie mir später.

Also nichts wie los, hier gehts zur MySpace Seite von Janelle Monáe.

Foto: Jiro Schneider