Man kann viel Pech haben. Aber wenn man Glück hat, fühlt man sich, als hätte man am Himmel angeklopft. Drei bis vier Millionen Touristen besuchen jährlich den Nationalpark Teide auf Teneriffa, 19 000 Hektar Vulkanlandschaft mit Tieren und Pflanzen, die es sonst nirgends gibt: ein UNESCO-Weltkulturerbe. Und mittendrin überragt er alles, der Teide, mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Die einen fahren mit dem Auto auf 2000 Meter und gehen spazieren, andere nehmen, wenn der Wind nicht zu heftig ist, die Seilbahn auf 3555 Meter und haben nach einer kurzen Wanderung einen Blick auf die anderen kanarischen Inseln, so schön, dass sie noch ihre Enkel damit nerven: Gran Canaria, La Gomera, El Hierro, La Palma!
Wirkliche Kenner aber machen noch etwas ganz anderes: Sie wandern am Nachmittag zu Fuß zur Schutzhütte »Refugio di Altavista« auf 3260 Metern, haben sich zuvor eine Reservierung für eines der sechzig Betten besorgt und brechen am nächsten Morgen zwei Stunden vor Tagesanbruch auf, um bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen. Obwohl dann nur 500 Höhenmeter zu überwinden sind, ist der Aufstieg mühsam. Eiskalt kann es sein, vor allem im Herbst und im Frühjahr, die Luft ist dünn, oft liegt Schnee, oder es schüttet, die Felsen sind nass, die Serpentinen steil und die dortige Eishöhle, die schon Alexander von Humboldt beschrieb, nicht jedermanns Sache bei Dunkelheit und Kälte. Und wenn es blöd läuft, liegt zwei Stunden später der Gipfel in Wolken. Soweit zum Pech. Das Glück sieht so aus: Aufstieg geschafft, die Sonne geht auf, man sieht nicht nur das unendliche Meer und die Inseln darin, sondern sogar deren Dörfer und Städte. Und während man auf dem Gipfel des Teides steht, sieht man irgendwo dort vorn: den Gipfel des Teides. Es ist sein Schatten, den die Morgensonne in die Unerreichbarkeit geworfen hat.
Schlafen: »Hotel Océano«, Calle Océano Pacífico 1, 38240 Punta del Hidalgo, Tel. 0034/922/15 60 00, DZ ab 100 Euro, oceano.de, direkt am Meer mit Blick auf den Teide. Reservierung der Hüttenplätze für die Gipfeltour: reservasparquesnacionales.es, 25 Euro pro Person (alle Lebensmittel mitbringen!), Seilbahn: Hin- und Rückfahrt 25 Euro.
Essen: Puchero canario, kanarischer Eintopf.
Foto: Turismo de Tenerife