Brücken
Über 1500, die meisten gänzlich unspektakulär, weil sie nichts anderes tun, als ihren Zweck zu erfüllen. Die berühmteste ist die Magere Brug, eine hölzerne Zugbrücke über die Amstel und ein beliebtes Postkarten- und Filmmotiv (im James-Bond-Abenteuer Diamantenfieber von 1971 wird hier die Leiche einer gewissen Mrs. Whistler aus dem Fluss gezogen). Die futuristischste ist die Pythonbrug im Oostelijk Havengebied, eine feuerwehrrot gestrichene und sich schlängelnde Fußgängerbrücke. Zum Träumen, Ausruhen und Knutschen gut sind die beiden Brücken dort, wo Brouwersgracht und Prinsengracht aufeinanderstoßen: Auf den Bänkchen in der Nähe sitzen an lauen Abenden Amsterdamer, denen die Decke auf den Kopf fällt, und gucken dem Straßentreiben zu.
Gondeln
Die beste Methode, die Stadt auf dem Wasser zu erkunden: selbst ein Boot mieten (für alles unter 15 Meter Länge braucht man keinen Bootsführerschein), einen Picknickkorb draufpacken, losschippern. Allerdings sollte man manövrieren können, denn an warmen Tagen und an Wochenenden staut sich der Verkehr auf den Kanälen. Die beste Adresse für begleitete Bootstouren war lange der St. Nicolaas Boat Club of Amsterdam (www.amsterdamboatclub.com), ein Verein von Enthusiasten, die sich für die Erhaltung historischer Wasserfahrzeuge stark machen und Touristen gegen Spenden gern mitnahmen. Doch weil die Stadt hartnäckig keine Konzession herausrückt, pausiert der Betrieb. Die nicht ganz so exklusive Alternative: eine Tour bei einem der zahlreichen kommerziellen Kanalrundfahrtsunternehmen.
Stadtschreiber
Adrianus Franciscus Theodorus van der Heijden, in den Niederlanden als Star verehrt, schreibt so ausufernd, wie er heißt: Seine Romane haben oft 500, 600, 700 Seiten. Aber weil auch das nicht reicht, um die Geschichte (eigentlich Hunderte von Geschichten) zu Ende zu erzählen, wuchern sie zu Zyklen. Die zahnlose Zeit ist voluminöser als Prousts Verlorene Zeit, Homo duplex soll noch monströser werden. Worum es in van der Heijdens wilder, erfahrungshungriger, sprachmächtiger Literatur geht: Hausbesetzungen, Radrennfahrer, Beschaffungskriminalität, verwickelte Liebesgeschichten, Fußballhooligans, die Mondlandung, die Ausdünstungen von Cognacfässern. Nur so zum Beispiel. Und um Amsterdam, eine Stadt, die bei ihm für ein ganzes Universum steht.
Essen
Im »de Admiraal« (Herengracht 319, www.proeflokaaldeadmiraal.nl). Nicht wegen des Essens, obwohl es daran nicht das Geringste auszusetzen gibt (Steak in Rotweinsauce, Hering), sondern weil das »Admiraal« zur letzten Amster-damer Genever-Destillerie A. van Wees De Ooievaar gehört, deren hervorragenden Stoff man hier in traditionellem Ambiente probieren kann. Man sollte, unbedingt. Schließlich waren es die Holländer, die auf die gloriose Idee kamen, Korn mit Wacholder zu aromatisieren – und so den Vorläufer des Gins erfanden.
Schlafen
Das neue Fünf-Sterne-Hotel »Andaz Amsterdam« in der Prinsengracht (www.amsterdam.prinsengracht.andaz.hyatt.com, DZ ab 250 Euro) ist bis in die winzigsten Details vom Designer Marcel Wanders funky gestaltet: Lampen, die wie Himmelskörper aussehen, eine fünf Stockwerke hohe Tapete, auf der man von der Hölle in den Himmel kommt, in den Fluren statt uninspirierter Reproduktionen Monitore mit Videokunst. Ebenso schön: Das »Andaz« versteht sich auf eine Gastlichkeit, die man in vielen Hotels schmerzlich vermisst. WLAN und nicht alkoholische Getränke aus der Minibar kosten nichts, auf den Zimmern gibt es Espressomaschinen und gut ausgewählte Bücher, in der Bibliothek kann man sich beim Lesen am Wein bedienen. So sollte es überall sein.
Unbedingt
das im letzten Herbst wiedereröffnete Stedelijk Museum (Museumplein 10, www.stedelijk.nl) mit seiner grandiosen Sammlung moderner Kunst (Malewitsch! De Stijl! CoBrA!) besuchen. Ein Fahrrad mieten. Sich am besten Apfelkuchen der Stadt im »Café Winkel 43« (Noordermarkt 43, www.winkel43.nl) nahe des Noordermarktes überfuttern. Sich vom winzigen Laden The Otherist (Leliegracht 6, www.otherist.com) verzaubern lassen, einer wie aus der Zeit gefallenen Wunderkammer: Es gibt Keramik-Miniaturen von Zweigen, gepresste Meeresalgen, raffinierten Schmuck.
Auf keinen Fall die Ausstellung Vincent van Gogh in 3D (Beursplein 1, www.mydreamexhibition.com) besuchen – auch wenn der Slogan, man könne hier van Gogh erfahren wie niemals zuvor, nicht gelogen ist. Ebenfalls vermeiden: die mit Käse oder Erdnusspampe gefüllten Kroketten aus den Automaten der Fast-Food-Kette »Febo«. Eine Amsterdamer Institution, doch hinterher fühlt man sich, als hätte man Steine im Magen.
Fotos: Peter de Krom; Illustration: Jean Jullien