Mal ohne Steine: Zehn Tipps für einen friedlichen 1. Mai in Berlin

Als Gegenprogramm zu den Straßenschlachten früherer Jahre veranstalten Anwohner am Kottbusser Tor in Berlin am 1. Mai ein sehr charmantes Straßenfest.

Für viele Kreuzberger ist der 1. Mai der schönste Tag des Jahres: Die Frühlingssonne strahlt, die Blätter sprießen und tausende Menschen spazieren durch die Straßen rund um das Kottbusser Tor und den Mariannenplatz. Punk-Bands spielen neben HipHop-Crews und türkischen Folklore-Kapellen. Es wird getanzt, jongliert und über Gaukler gelacht. Durch die Luft weht der Geruch von Köfteburgern und Falafelbällchen, die meisten Speisen haben die Bewohnern des Viertels in der heimischen Küche selber gemacht. Und genau in dieser flohmarkthaften Do-it-Yourself-Attitüde liegt das Besondere am Kreuzberger "Myfest": Es wirkt wie ein großer Spaß unter Nachbarn. Das war nicht immer so.

Früher galt die Gegend am 1. Mai als touristische No-Go-Area, zumindest für Menschen, die kein Interesse an brennenden Autos hatten. Doch das "Myfest", das von Anwohnern und dem Bezirksamt veranstaltet wird, hat geschafft, was für Hundertschaften von Polizisten nicht möglich war: den Krawall zu verhindern. Nur zu später Stunde kam es in den vergangenen Jahren am Rande der traditionellen "Revolutionären 1.-Mai-Demonstration" zu kleineren Scharmützeln autonomer Linker mit der Polizei. In diesem Jahr befürchten manche, dass die Gewaltbereitschaft zunehmen könnte, weil die Stimmung durch die Finanzkrise aufgeheizt ist. Nichtsdestotrotz sollte man sich tagsüber einfach durch die Straßen treiben lassen. Sehenswert sind zum Beispiel die türkische Bühne am Feuerwehrbrunnen und die Straßenkünstler auf dem Mariannenplatz. Auch in die berüchtigte Naunynstraße, in der der "Spiegel" nur "Dealer, Kiffer, Hehler und jugendliche Gangs" ausmachen konnte, kann man sich am 1. Mai getrost einmal wagen. Hier treten semiprofessionelle Rapper mit ausbaufähigen Texten aber einer ganzen Menge Realness auf.

Für alle, die Berlin vor allem mit elektronischer Tanzmusik verbinden, lohnt sich ein Abstecher in den Görlitzer Park, wo sich am so genannten "Mondhügel" ab 14 Uhr die Feiergemeinde zum amüsanten Open-Air-Rave trifft. Auch der Garten des Berghain hat am 1. Mai geöffnet und abends feiert dann die Bar 25 ihren offiziellen Start in die Sommersaison.

Meistgelesen diese Woche:

1) "Myfest"-Bühne 11: Ziemlich realer Berliner HipHop in der Naunynstr. 71

2) "Myfest"-Bühne 15:" My Çepki Day" - türkische Musik und Gruppentanz am Feuerwehrbrunnen

3) "Myfest" auf dem Mariannenplatz: Gaukler, Straßenkünstler und Kinderunterhaltung. Von 13 bis 15 Uhr werden die Spielpläne für den "Räuber-und-Gendarm-Parcour" ausgegeben

4) Luzia Open Air: Hippster-Musik vor Kreuzbergs Hippster-Bar. Mit Demir&Seymen, Virginia, Ahment Coskun, Boge&Prause, und Yavuz Ak. Oranienstr. 34, ab 14 Uhr.

5) "Hoch die Tassen" Open Air: Elektronische Tanzmusik mit Martin Zadek und Kotelett am "Mondhügel" im Görlitzer Park. Von der Skalitzer Straße kommend liegt der Hügel hinten rechts im Park. Ab 14 Uhr, Eintritt gibt es natürlich nicht, Müllbeutel werden an der Bar verteilt. Infos unter: www.hochdietassen.net

6) Berghain-Garten-Party: Open Air mit den Haus-DJs Ben Klock, nd_baumecker, Steffi, Tama Sumo, Prosumer, Len Faki, Boris und Marcel Fengler. Am Wriezener Bahnhof, ab 12 Uhr, Eintritt frei

7) Kreuzberg-Museum: Filme zur Geschichte der linken Protestbewegung in Kreuzberg, Friedrichshain und Mitte, darunter ein neuer Film über zwei Jahrzehnte KØPI 137. Adalbertstr. 95, ab 20 Uhr im Garten

8) Bar 25: Offizielle Eröffnungsfeierlichkeiten zur Sommersaison. Holzmarktstr. 25

9) "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration": Start um 18 Uhr am U-Bahnhof Kottbusser Tor

10) Sämtliche Infos zum "Myfest" unter www.myfest36.de

Fotos: MyFest-Crew-FS