Ein Bild von einem Mann

Jörg Pfeifer ist Phantombildzeichner beim LKA Dresden. Für uns durfte er sich eine Auszeit von den Verbrechern nehmen: Sechs Frauen haben sich neue Herrendüfte vorführen lassen – und ihm dann beschrieben, welcher dufte Typ dazu passen würde.

    Hermès, »Terre d'hermès«
    von Sabina von Walderdorff, 46, Yogalehrerin

    »Der Mann, der diesen Duft wählt, liebt die Natur, hat einen Hund und wohnt auf dem Land. Dort hat er sich eine alte Mühle umgebaut. Doch statt Holz zu hacken, denkt er lieber über das Leben nach. Ich schätze ihn auf Ende vierzig, er könnte Philosoph sein, Schriftsteller oder Wissenschaftler. Eine Familie braucht er nicht unbedingt, er kommt auch gut mit sich allein klar, was die wechselnden Frauen an seiner Seite ein wenig irritiert. Einsam ist er trotzdem nicht. Oft bekommt er Besuch, der immer zu viel von seinem guten Rotwein trinkt und dann über Nacht bleibt. Er hat ein paar gute Freunde, nicht Tausende auf Facebook. Das wäre unserem Dichter und Denker viel zu trivial.«

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    Meistgelesen diese Woche:


    Bulgari, »Bulgari Man Extreme«

    von Daniela Hübel, 37, Grundschullehrerin

    »Meine erste Assoziation: fünf Männer in einem Aufzug, alle tragen Einreiher, schlichte schwarze Schuhe und Aktentaschen. Ein dezenter Geruch verbreitet sich langsam in der Aufzugskabine. Von welchem der Männer er stammt, lässt sich nicht sagen; er würde zu jedem von ihnen passen. Wer diesen Duft wählt, setzt auf Understatement. Die markanteste Eigenschaft seines Gesichts ist, dass es nichts Markantes hat. Vermutlich ist er Banker. Wenn man ihn nach Hobbys fragt, fällt ihm nur das Fitnessstudio ein. Aber in Wahrheit ist er keiner, der richtig pumpen geht, sondern einer, der sich nur ab und zu in die Sauna legt.«

    Schnösel und Sunnyboy

    Marc Jacobs, »Bang«
    von Tuong Vi Pham, 25, Grafikerin

    »Wenn ich an dem Flakon rieche, bin ich wieder 18, stehe in einer Disco und werde trotz dröhnender Beats von einem Typ neben mir angemacht. Sein Geruch signalisiert: Ich steche gern aus der Masse heraus. Er sieht nicht schlecht aus: eher zierlich, mit gut proportioniertem Gesicht. Er ist casual, aber irgendwie nicht ganz stimmig gekleidet: zugeknöpftes Hemd, schmale Jeans, dazu klobige Markenturnschuhe in Neonfarben. Seine Haare sind leicht gescheitelt und mit Gel nach hinten gekämmt. Sein kleiner Mund scheint immer leicht zu lächeln - der Mund eines Mannes, der den Erfolg gewöhnt ist.«

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    Acqua di Parma, »Mirto di Panarea«
    von Nadine Hackemer, 26, Online-Redakteurin

    »Der Duft lässt mich an einen Surferboy denken, der locker jede Welle nimmt und abends vor seinem alten VW-Bus Marshmallows am Feuer grillt. Hübsch anzusehen, so um die dreißig, eigentlich Produktdesigner, aber momentan auf Sabbatical in Australien - des Freiheitsgefühls wegen, was sonst? Seine Augen sind stahlblau, darunter ein sinnlicher Mund, der fast immer lächelt. Die Sonne und das Meer haben seine blonden Haare noch mehr ausgeblichen. Selbstverständlich ist er breitschultrig und freundlicherweise trägt er selten ein Hemd.«

    Arzt und Frauenheld

    Viktor & Rolf, »Spicebomb«
    von Bettina Hinderer, 51, Designerin
    »Er macht Sachen gern ein wenig anders als andere. Man trifft ihn im Einrichtungsladen, wo er unter den Klassikern, die alle haben, garantiert das eine Objekt findet, das noch keiner hat. Er trägt schmale Hosen, die - sehr englisch - ein wenig zu kurz sind, weißes Hemd und Desert Boots, die aber ohne Socken. Seine Lässigkeit kostet ihn keine Mühe, und man ahnt, dass bei ihm mehr dahinter steckt, als der erste Eindruck vermuten lässt. Er ist Arzt mit gut gehender Praxis, setzt aber längst auf alternative Heilmethoden. Zweimal im Jahr fährt in Krisengebiete zum Helfen. Davon erzählt er erst beim dritten Treffen. Der einzige Haken: Er ist zu gut für diese Welt. Nur der Flakon in Form einer Handgranate passt weder zum Duft noch zum Mann: Der würde nie eine Waffe in die Hand nehmen.«

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    Chanel, »Bleu de Chanel«

    von Julia Wagner, 21, Redaktionsassistentin

    »Der Mann, den ich mir vorstelle, ist sportlich und bestimmt, viel unterwegs und immer auf dem Sprung, erlebnishungrig und abenteuerlustig - aber keiner, der campen gehen würde. Eher ein Büromensch, der auch außerhalb der Arbeit nach Herausforderungen sucht. Die ausgeprägten Wangenknochen, die Nase und sein Dreitagebart lassen ihn männlich wirken, gleichzeitig hat sein Gesicht etwas Offenes, Fröhliches. Auch sonst ist er ein lockerer Typ. Morgens streicht er sich kurz durch die Haare, zieht sich Jeans und T-Shirt an - und fertig. Ein Frauenheld, der weiß, was er kann, was er will und wie er es bekommt.«


    (Illustrationen: Jörg Pfeiffer für FACETTE Face Design System)

    Illustrationen: Jörg Pfeiffer, Fotos: Ben Kuhlmann