Ende gut, alles gut

Abergläubische Touristen meiden Orte mit apokalyptischen Namen wie »World’s End« oder »Kap Finisterre«. Dabei ist es dort unheimlich schön. Sechs Reisetipps.

Spanien, Galicien:
Kap Finisterre

Im Mittelalter, als die Erde in den Köpfen der Menschen noch wie ein Teller aussah, galt die Halbinsel westlich von Santiago de Compostela als das linke Ende der Erde. Deshalb hieß die Gegend im Lateinischen finis terrae, Ende der Welt. Auch wenn man inzwischen weiß, dass es hinter dem Kap Finisterre ein gutes Stück weitergeht, hat der Ort nicht an Reiz verloren. Noch immer wandern viele Pilger, nachdem sie das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela besucht haben, weiter bis hierher. Es kann also vorkommen, dass am Leuchtturm des Kaps Menschen mit Rucksäcken und Bergstiefeln erschöpft zusammensacken und auf den Küstenflanken sitzend das windgepeitschte Meer betrachten. Und aussehen, als seien sie nicht nur am Ende der Welt, sondern auch am Ende ihrer Kräfte. Kein Wunder, nach ungefähr 900 Kilometer Fußmarsch. UNTERKUNFT In der winzigen Pension Hospederia »O Semaforo«, Faro des Finisterre, Finisterre (A Coruña), Spanien, Tel. 0034/981/72 58 69 oder im »Hostal de los Reyes Católicos«, Pl. Obradoiro 1, Santiago de Compostela, Tel. 0034/981/58 22 00, Fax 0034/981/56 30 94, www.parador.es, DZ ab 232 Euro.
ANREISE Mit Ryanair oder Air Berlin nach Santiago de Compostela, weiter mit dem Mietwagen auf der Landstraße AC-445 zum 88 km entfernten Ort Finisterre. Von hier aus führt ein Fußweg zum Kap.

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Sri Lanka:
Province: World's End

Wer den Nationalpark »Horton Plains« besuchen will, sollte sich vorher ein Tässchen Tee gönnen. Zum Beispiel in einer Teefabrik im Hochland, in der der berühm-teste Tee Sri Lankas, der »Broken Orange Pekoe«, hergestellt wird. Danach hat man seine Nerven hoffentlich genug beruhigt, um die im Park lebenden wilden Leoparden anzusehen. Wer ungeschoren an ihnen vorbeigekommen ist, kann seinen Mut noch einmal auf die Probe stellen – am Steilabhang »World’s End«, der Attraktion des Nationalparks. Hier fällt die Felskante abrupt über 1000 Meter in die Tiefe. Wenn das Wetter gut ist, kann man bis zum Meer sehen. Aber Vorsicht, bloß nicht vor Freude über diesen Ausblick auf und ab hüpfen! Denn einen Schritt zu weit, und es wäre nicht nur das Ende der Welt.

UNTERKUNFT »Grand Hotel«, Nuwara Eliya, Sri Lanka, Tel. 0094/52/222 28 81, Fax 0094/ 52/222 22 64, www.tangerinehotels.com/thegrandhotel, DZ ab 79 Euro.
ANREISE Emirates, LTU oder auch Qatar Airways fliegen von vielen deutschen Städten direkt nach Colombo. Weiter nach Nuwara Eliya kommt man mit dem Taxi oder einem Fahrer, z. B. von Jetwing Travels, www.jetwingtravels.com, Tel. 0094/114 71 48 30. Der Nationalpark liegt eine Autostunde von Nuwara Eliya entfernt. Im Park führt ein 5 Kilometer langer Fußweg bis zum Steilhang.

China, Insel Hainan:
Tianya Haijiao

Kokosnusspalmen, türkisblaues Wasser, weißer Sandstrand: Dieser Ort wäre die perfekte Vorlage für die Fototapeten aus dem Baumarkt. Was sich die Chinesen wohl dabei gedacht haben, die Südspitze ihrer Lieblingsurlaubsinsel so schwarzmalerisch »Ende der Welt« zu taufen? Aber mal angenommen, hier würde wirklich alles aufhören: Mit einem so traumhaften Ende könnten wir sehr gut leben.

UNTERKUNFT »Palm Beach Resort and Spa«, Haipo Development Area, Sanya City/China, Tel. und Fax 0086/898/88 33 18 88, DZ ab 66 Euro.
ANREISE Cathay Pacific Airways fliegt direkt nach Hongkong. Weiter mit China Southern Airlines nach Sanya. Vom Flughafen fährt man am besten mit dem Taxi an die etwa 23 km entfernte Südspitze der Insel.

USA, Pennsylvania:
World’s End State Park

Wenn die geografische Bestimmung »am Arsch der Welt« tatsächlich einmal angebracht sein sollte, dann für diese Ecke Amerikas. Denn im »World’s End State Park« in den Endless Mountains, drei Autostunden nordwestlich von Philadelphia, gibt es wirklich nicht viel – außer Bergen, Seen und Wäldern. Und totaler Ruhe. Das gefällt Anglern gut, vorausgesetzt, die Bären, die hier zu Hause sind, nehmen ihnen den Fang nicht gleich wieder ab. Gut ausgerüstete Camper holen in so einem Fall schnell das Jagdgewehr aus dem Kofferraum ihres Geländewagens. Denn Bärenerlegen ist hier nämlich erlaubt.

UNTERKUNFT Im 10 Kilometer entfernten Bed and Breakfast »Crestmont Inn«, Crestmont Drive, Eagles Mere/USA, Tel. 001/570/525-35 19, www.crestmont-inn.com, DZ ab 94 Euro.
ANREISE US Airways fliegt von Frankfurt und München nach Philadelphia, dann geht es etwa drei Stunden weiter mit dem Mietwagen. Der World’s End State Park liegt an der Straße PA 154, die man über die PA 42 von der Interstate I-80 erreicht.

England, Cornwall:
Land’s End

Falls Sie am westlichsten Punkt Englands plötzlich sentimental werden sollten, liegt das vermutlich auch an Ihrem ausgeprägten Fernsehkonsum. Denn die zerklüfteten Felsküsten von »Land’s End«, die versteckten Buchten und grünen Hügel dienten als Kulisse für einige Rosamunde-Pilcher-Filme. Hier lagen sie sich in den Armen, Leute wie Lord Henry und die Blumenfachverkäuferin Lilly, und sagten Sätze wie: »Oh look, ist das nicht beautiful here?« Und auch wenn Sie sich sonst eher wenig mit den Protagonisten von Sonntagabendfilmen identifizieren – in diesem Fall muss man ihnen einfach zustimmen.

UNTERKUNFT »Mount Prospect Hotel«, Britons Hill, Penzance, Cornwall/England, Tel. 0044/1736/36 31 17, Fax 0044/1736/35 09 70, www.hotelpenzance.com, DZ um 200 Euro.
ANREISE Mit British Airways oder Lufthansa nach London, weiter mit der Bahn nach Penzance (Infos unter www.nationalrail.co.uk). Vom Bahnhof in Penzance fährt ein Bus nach Land’s End (Infos unter www.travelinesw.com).

Schweiz, Engelberg:
Ende der Welt

Die Schweizer müssen nur aus der Haustür treten, schon hört die Welt auf: Ganz in der Nähe der Gemeinde Engelberg türmt sich eine Felswand namens »Ende der Welt« auf, 400 Meter hoch. Weil es den Einheimischen aber zu trist ist, den ganzen Tag auf eine riesige Wand zu starren, toben sie sich lieber auf den schwarzen Pisten ihres Skigebiets Engelberg-Titlis aus. Oder lassen sich auf dem Pferdeschlitten durch die Winterlandschaft kutschieren und wärmen sich danach bei einem Käsefondue auf. Im Restaurant, das sich den Namen mit der Felswand teilt.

UNTERKUNFT Hotel Terrace, Terracestrasse 33, Engelberg/Schweiz, Tel. 0041/41/639 66 66; Fax 0041/41/639 66 99, www.terrace.ch, DZ mit Frühstück ab 112 Euro. Restaurant »Ende der Welt«, Horbisstrasse 124, Engelberg, Tel. 0041/ 637/47 87, www.ende-der-welt.ch.
ANREISE Mit dem Auto auf der A2 Basel-Gotthard bis Stans-Süd, dann etwa 20 km weiter nach Engelberg. In Horbis, ein kleines Stück in Richtung Nordwesten, liegt die Felswand.