Reisen weckt den Jäger und Sammler in uns. Wir verreisen nämlich nicht nur, um neue Weltgegenden zu erkunden oder um uns zu bilden, wir reisen auch, um Beute zu machen. Wer ohne Mitbringsel nach Hause kommt, fühlt sich leer, fast so, als wär er gar nicht weg gewesen. Da helfen auch die 1300 Digitalfotos nichts, die man unterwegs geschossen hat. Der Ohrring vom staubigen Straßenmarkt in Lima/Peru aber, der bleibt. Und lebt mit uns (oder an uns) weiter. Das Souvenir gibt der Erinnerung eine Gestalt. Eine, die nicht tot auf irgendwelchen Festplatten lagert.
Das Shoppen in der Ferne bringt auch Distinktionsvorteile: Wer mit handgemachten Saami-Armbändern aus Lappland nach Hause kommt, kann sich einigermaßen sicher sein, etwas Exklusives zu tragen. Dieser Trick hat sich in den letzten Jahren herumgesprochen und zu einem kleinen Modetrend ausgewachsen, der einen Ausweg bietet aus der Copy & Paste-Hölle des Straßenbilds: Man baue ein möglichst exotisches Mitbringsel in den persönlichen Look ein, und zack, hat man einen kleinen, aber feinen Unterschied gemacht. Wird auf Dauer natürlich etwas kostspielig, wenn man nicht gerade Paris Hilton heißt und das Reisen als Zerstreuung betreibt. Doch selbst aus diesem Dilemma bietet das Internet einen Ausweg.
In Onlineshops wie gypset.com oder canfora.com kann man sich jetzt exotische Souvenirs aus Gottweißwo einfach bestellen und muss dazu nicht mal seinen Schreibtisch verlassen. Und dem, der jetzt einwendet, auf diese Weise verliere doch jedes Souvenir seinen Zauber, antworten wir: Mag sein, aber es ist auch was gewonnen, und zwar Seelenfrieden. Man kann sozusagen daheim Urlaub machen vom Shoppingstress in der Ferne. Vielleicht hat man dann ja endlich Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel könnte man mal verreisen, nur um des Reisens willen.
Fotos: Alexandra Kinga Fekete; Styling: Annekatrin Meyers