SZ: Ein typischer Fußballer sind Sie ja nicht.
Xabi Alonso: Wie kommen Sie darauf?
Weil Sie einen so guten Geschmack haben. Auf Twitter schwärmen Sie beispielsweise von Fernsehserien wie True Detective oder Fargo.
Das sind aber auch absolute Meisterwerke. Die zweite Staffel von Fargo ist sogar noch besser als die erste.
Auch Ihre Musikvorlieben sind interessant. Sie hören zum Beispiel The Velvet Underground und Lou Reed.
Ich mag aber auch neue Sachen. The Shins zum Beispiel, The Flaming Lips oder The Delgados. Ich halte mich da ziemlich auf dem Laufenden.
Das sind wirklich gute Indie-Bands. Ist es nicht so, dass die meisten Fußballer Chartmusik aus riesigen Kopfhörern konsumieren und sich ansonsten vor allem für ihre Playstation interessieren?
Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Es ist das ewige Klischee, dass Fußballer keinen Geschmack haben. Ich finde das ganz schön unfair. Aber ich kenne das ja schon, ich habe mich daran gewöhnt.
Ist das Klischee denn so falsch? Ihre Playlist läuft doch wohl kaum in der Mannschaftskabine von Bayern München.
Das stimmt. Die Jungs würden mich nie auflegen lassen. Das erledigen eher Jérôme Boateng oder Rafinha, und die spielen dann eben vor allem Hip-Hop.
Außerdem sind Sie der letzte Fußballer auf der Welt, der nicht tätowiert ist.
Das ist nicht ganz falsch. Viele wie ich sind zumindest nicht mehr übrig. Den Zug habe ich wohl verpasst. Jetzt ist es zu spät, um damit noch anzufangen.
Wollte Sie noch nie ein Kollege zum Tätowierer seines Vertrauens mitnehmen?
Die wissen, dass sie bei mir null Chancen haben. Ich bin übrigens nicht grundsätzlich gegen Tätowierungen. Kann schon sein, dass das bei anderen cool aussieht. Aber nicht bei mir. Ich kann mir mich einfach nicht mit Piercings, Ketten oder sonst was vorstellen. Offensichtlich bin ich hoffnungslos altmodisch.
Vielleicht ist das ja der Grund, warum Sie von Herrenmagazinen aus aller Welt regelmäßig auf die Best-Dressed-Listen genommen werden.
Ich lese nicht die In-&-Out-Listen oder schaue, welche Trends gerade angesagt sind, wenn Sie das meinen.
Für Mode interessieren Sie sich aber schon, oder? Sie waren regelmäßig das Gesicht von Modemarken. Ihre Frau Nagore hat ein eigenes Kindermodelabel und einen Laden in San Sebastián.
Ich habe zumindest klare Vorstellungen, was ich mag und was nicht oder was ich anziehen würde und was nicht. Der Rest interessiert mich nicht. Wenn ich dann trotzdem auf irgendeiner Liste lande – gern!
Als Fußballer kommen Sie viel herum. Sie haben in Liverpool gespielt, in Madrid, jetzt in München. Wie ist Ihr Eindruck: Kann man in Deutschland gut leben?
Auf jeden Fall. Die Deutschen sind sehr höflich, sie respektieren die Privatsphäre. Ich kann die Kinder morgens normal zur Schule bringen, das finde ich großartig. Vielleicht denke ich aber auch nur, dass die Deutschen so zurückhaltend sind, weil ich nicht mitkriege, was sie alles zu mir sagen. Mein Deutsch ist noch nicht so gut.
Wie läuft der Sprachunterricht?
Ich habe dreimal pro Woche Unterricht, zusammen mit Thiago. Aber die Sprache ist kompliziert. Zum Beispiel: »Flüssigkeitshaushalt ausgleichen«. Das muss man doch einfacher sagen können?
Sie schwärmen oft von München, weil man da so viel machen könne. Was denn?
Ich finde die Stadt sehr lebendig. Es gibt gute Restaurants, viele Parks. Die Isar war im Sommer fantastisch. Die Pinakothek ist toll.
Ein Fußballer, der ins Museum geht … Gibt’s nicht!
Doch, doch! Meine Frau und ich unternehmen gern etwas. Für uns ist es auch etwas ganz Neues, sich einfach ins Auto zu setzen und mit den Kindern in die Berge zu fahren. Das kennen wir aus Madrid ja nicht. München ist vergleichsweise klein, aber der Lebensstandard hier ist sehr hoch.
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