Mein Roboter und ich

Bald sollen Maschinen selbstständig Päckchen in deutschen Städten ausliefern. Bis jetzt läuft immer ein Mensch als Begleiter hinter dem Roboter her. Unsere Autorin hat das ausprobiert.

    Mein erster Tag in der Zukunft beginnt mit einem Hollywood-Vergleich. »Das ist ja wie bei Star Wars«, sagt eine Frau mit vor Faszination weit aufgerissenen Augen, als wir ihr auf dem Gehweg im beschaulichen Hamburger Stadtteil Eimsbüttel entgegen kommen. Wir, das sind der Roboter 6D88 und ich. Er geht mir ungefähr bis zu den Knien, fährt auf sechs Rädern, weißer Rumpf, schwarze Klappe, leuchtende Lampen vorne und hinten, an der rechten Seite ein rotes Fähnchen wie das an einem Kinderfahrrad.

    »Das ist ein autonom fahrender Lieferroboter« erkläre ich.

    Mit Star Wars hat das wenig zu tun. Dabei sollte 6D88 ursprünglich tatsächlich mal ins Weltall. Als die NASA 2013 in einem offenen Wettbewerb nach Entwürfen für einen Roboter suchte, der auf dem Mars eigenständig Proben entnehmen und zur Erde zurückbringen kann, bewarb sich Ahti Heinla, ein estnischer Programmierer und Co-Gründer von Skype. Als er ausschied, beschloss er, seinen Roboter dann eben auf der Erde fahren zu lassen und gründete mit dem Dänen Janus Friis, den er von Skype kannte, Starship Technologies.

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    Auf unserem Planeten ist das Ziel nun, dass Roboter wie 6D88 bald eigenständig Dinge transportieren: Sushi vom Restaurant ins Büro, Medikamente von der Apotheke zum Grippekranken, Chardonnay vom Weinhändler zum Abendessen daheim, Pakete von der Post zum Besteller. Das letzte Stück, die letzte Meile bis zum Endkunden, soll die erste werden, auf der Maschinen Menschen ablösen. Starship Technologies ist nicht das einzige Unternehmen mit diesem Vorhaben, aber das größte. Mittlerweile arbeiten rund 200 Mitarbeiter und genauso viele Roboter in Deutschland, Estland, England und den USA auf diese Vision hin, gemeinsam haben die Roboter weltweit schon mehr als 100.000 Kilometer zurückgelegt. Weil sie das zumindest in Deutschland gesetzlich noch nicht allein dürfen, müssen Menschen sie begleiten. Menschen wie ich. Ich bin gewissermaßen ein Zwischenschritt Richtung Zukunft, ein Steigbügelhalter der Robotisierung.

    In einem Newsletter hatte ich vor einigen Wochen das Jobangebot gesehen: »Babysitter für Lieferroboter gesucht«. Ein paar E-Mails und ein Skype-Gespräch später wurde ich schon eingearbeitet. Die Ansprüche an mich: Begeisterung für den Job, und ich soll jedem Wetter standhalten, dafür bekomme ich flexible Arbeitszeiten und  Weingummis in Roboterform. »Wir glauben, dass unsere Roboter die lokale Lieferung revolutionieren werden«, schreibt mein neuer Arbeitgeber auf seiner Webseite.

    Doch schon an meinem ersten Arbeitstag zeigt sich die Revolution von ihrer gemächlichen Seite. Weil der Roboter auf dem Gehweg fährt, passt er sich der menschlichen Schrittgeschwindigkeit an, maximal sechs Kilometer pro Stunde. Das macht ihn untauglich für längere Wege, er liefert deswegen nur im 500-Meter-Radius. Und da hat offenbar gerade niemand Lust auf Pizza. Die Fahrradboten kommen und gehen, wir stehen. Eine halbe Stunde vor Schichtende werden wir dann doch noch gebraucht. Auf dem Weg zur Zieladresse leuchtet 6D88 uns den Weg, höflich lässt er an der Straße die Autos passieren, wartet an der Ampel sicherheitshalber die nächste Grünphase ab, weicht entgegenkommenden Fußgängern aus. Am Ziel angekommen bleibt er vor der Tür stehen und wartet. Er kann eine Stufe hinaufsteigen, nicht aber ganze Treppenhäuser. So muss die Bestellerin, eine müde aussehende Frau mit mittelblonden lockigen Haaren, zu ihm nach draußen kommen. Mithilfe eines Links, der ihr per SMS zugeschickt wurde, entriegelt sie die Klappe und holt ihr Essen heraus, das 6D88 mithilfe eines Thermobehälters warm gehalten hat. Unser Tagwerk: sechs Pizzabrötchen, ein Dip und ein Schokoladenkeks.

    Tag 2

    Der Roboter orientiert sich mithilfe von GPS, neun Kameras und acht Ultraschallsensoren. Vergleichbar mit der Einparkautomatik eines Autos kann er Hindernisse erkennen und sie umfahren. Ist er mit einer Situation überfordert, springen sogenannte Operators ein und übernehmen die Steuerung, bis der Roboter wieder alleine klar kommt. Sie sitzen in Tallinn – der Hauptstadt von Estland und Technologie-Hauptsitz von Starship Technologies – vor Computerbildschirmen, auf denen sie sehen, was der Roboter sieht. Solange noch Menschen wie ich die Roboter begleiten, stehen die Operators mit ihnen in Kontakt. Ich chatte und telefoniere also bei jeder meiner Schichten mit jemandem, der mehr als tausend Kilometer von mir entfernt meine Füße auf seinem Bildschirm sieht. Der obere Teil des Kamerabildes wird aus Datenschutzgründen nur unscharf angezeigt.

    Heute bin ich mit dem Roboter 6D83 unterwegs, und zwar für Foodora, jenes Berliner Unternehmen, in dessen Auftrag normalerweise Fahrradkuriere in pinkfarbenen Jacken Essen von Restaurants an die Haustür liefern. Genau so einem begegnen wir, als wir unsere erste Lieferung von einem Sushi-Laden annehmen. Was der Roboter mache, möchte er wissen. »Dasselbe wie du«, antworte ich, es ist mir unangenehm. Er grinst ungläubig. An der Zieladresse erwarten uns bereits zwei Mädchen mit Smartphones in den Händen. Sie filmen unsere Ankunft und kichern aufgeregt, noch ein paar Selfies mit dem Roboter, dann entschwinden sie mit ihrem Sushi in ein Bürogebäude.

    Die Zeit in der wir auf weitere Bestellungen warten, verbringen 6D83 und ich im Loop, so nennen wir den Straßenblock, um den wir unsere Kreise ziehen, damit wir immer ähnlich weit von allen Restaurants entfernt sind. Anfangs nehme ich mir vor die Runden zu zählen, gebe das aber schnell wieder auf.

    »Computer können jetzt Dinge tun, für die Menschen ihre meiste Zeit gegen Bezahlung aufwenden. Das ist ein Wandel, den die Welt so bislang noch nicht erlebt hat.«

    Jeremy Howard, Datenwissenschaftler und Unternehmer

    Tag 3

    »Ich finde diese Entwicklung nicht gut«, spricht mich eine ältere Frau mit Strickmütze von der Seite an, sie deutet auf den Roboter vor mir. Arbeitsplätze gingen verloren, der Einzelhandel sterbe. »Ich werde das zum Glück nicht mehr erleben«, sagt sie. Auf solche Kritik wurde ich von meinem Arbeitgeber vorbereitet: Die Gründer von Starship sind davon überzeugt, dass die Roboter die Nachbarschaft sogar stärken werden, indem sie es auch kleinen Läden ermöglichen, ihre Waren auszuliefern, dass sie niemandem die Arbeit wegnehmen, sondern sinnvoll ergänzen. Von letzterem ist die Dame nicht wirklich überzeugt.

    Bin ich es? Nun, dieser kleine Roboter hier vermag wegen seiner geringen Geschwindigkeit und Reichweite tatsächlich keinen Fahrradkurier zu ersetzen. Ob er die Boten nun entlastet oder ihnen Lieferungen wegnimmt liegt ganz daran, wieviel gerade los ist. Für kleine Läden kann er ein Zugewinn sein, wenn sie vorher gar keine Lieferungen an die Haustür anbieten konnten, denn der Roboter ist günstiger als jeder Mensch: Starship Technologies will eine Lieferung für einen Euro anbieten. Ob man es als Utopie oder Dystopie empfindet, wenn wir uns in Zukunft so wenig wie möglich bewegen müssen, ist eine andere Frage. Lieferroboter, Hoverboards, Staubsauger- und Mähroboter, selbstfahrende Koffer und Autos – wir steuern auf eine Zeit zu, in der wir unsere Körper immer weniger brauchen werden.

    Und wir steuern auf eine Zeit zu, in der uns Roboter tatsächlich die Jobs wegnehmen werden. Je mehr wir ihnen beibringen, desto besser können sie uns ersetzen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit, beschwichtigt zwar, dass Roboter und Software keinen Arbeitsverlust zur Folge hätten, sondern lediglich einen Wandel. Wie die industrielle Revolution, nur in in digital, sozusagen. Im verarbeitenden Gewerbe drückten die Maschinen die Lohnquote, jeder Roboter verdränge zwei Arbeiter, insgesamt mache das knapp 23 Prozent der Jobverluste von Industriearbeitern aus. »Dieser Rückgang wurde jedoch vollkommen durch zusätzliche Jobs im Dienstleistungssektor kompensiert«, schreibt das IAB.

    Dass dieser Ausweg trügt, zeigt ein Blick auf die Lernkurve von Maschinen. Beherrschte der erste Computer vor nicht einmal achtzig Jahren nur die Grundrechenarten, so können künstliche Intelligenzen heute Bilddatenbanken sortieren, Sprachen lernen und Krebs diagnostizieren, und das sehr viel schneller und besser als der Mensch. »Computer können jetzt Dinge tun, für die Menschen ihre meiste Zeit gegen Bezahlung aufwenden«, sagt der australische Datenwissenschaftler und Unternehmer Jeremy Howard. »Das ist ein Wandel, den die Welt so bislang noch nicht erlebt hat.« Dienstleistungen – in den entwickelten Ländern die mit Abstand größte Beschäftigung – haben Computer bereits gelernt, so Howard.

    Und auch kreative Arbeit, wie das Schreiben dieses Textes, können Roboter lernen. Eine ganze Reihe von Programmen ist bereits in der Lage Gedichte zu schreiben, die eine Mehrzahl ihrer Leser für menschlich hält. Chatroboter mischen sich schon seit Jahren in unsere Online-Gespräche ein, ohne dass wir merken, dass sie Roboter sind. Ich spreche einen von ihnen auf der Seite cleverbot.com darauf an.

    Ich frage: »Nehmen Roboter uns die Arbeit weg?«

    Er antwortet: »Irgendwann bestimmt mal aber nur wenn ihr amok lauft :D.«

    Tag 4

    Die Schicht verstreicht ereignislos in einem Pizzaimbiss. Manche meiner neuen Kollegen fangen an solchen Tagen vor lauter Langweile an, Pizzakartons zu falten. Ich bestelle mir stattdessen Pizzabrötchen und surfe im Internet.

    Tag 5

    Erkenntnis des Tages: Noch mehr, als ich in diesem Job über Roboter lerne, lerne ich über Menschen. Mehrmals werde ich gefragt, ob da ein Baby im Roboter ist (ausschließlich von Männern), ein kleiner Junge streichelt sanft den schwarzen Deckel, eine Frau läuft rückwärts mitten auf eine Kreuzung, damit sie den Roboter besser filmen kann, und zwei Teenager-Mädchen fangen so hysterisch an zu kreischen, als hätten sie gerade Justin Biber gesehen. Hunde finden den Roboter zu meiner großen Enttäuschung relativ uninteressant, es sei denn er riecht nach Essen.

    Tag 6

    Schon lange im Voraus fürchte ich mich vor diesem Tag, denn er soll mit minus 10 Grad der kälteste des bisherigen Winters werden und ich bin für zwei jeweils vierstündige Schichten eingeteilt. Ich trage Ski-Unterwäsche, Kniestrümpfe, drei Oberteile, Lammfelleinlagen in den Schuhen und eine Daunenjacke unter meiner Winterjacke. Für den Notfall habe ich Wärmepflaster dabei. Ich blicke auf den nackten Roboter herab und komme mir kläglich unterlegen vor.

    Den Vormittag überstehen wir dank Sonne beide noch recht gut, als die aber am Abend verschwindet, wird es nicht nur mir, sondern auch der Technik zu kalt. Die Anzeige der Batterie springt hoch und runter, das Handy, über das ich mit dem Operator Kontakt halte, kapituliert zwischenzeitlich, von dem Gefühl in meinen Fingern fange ich besser gar nicht erst an.

    Sieht so eine Maschine aus, die möglicherweise bald die Weltherrschaft übernimmt?

    Bei der Kälte geht niemand gerne raus, die Straßen und Restaurants sind leer. Es ist die goldene Stunde der Lieferdienste, die Fahrradkuriere, der Roboter und ich sind im Dauereinsatz. Der erste Kunde, dem wir an diesem Abend seine Pizza bringen, kommt nicht runter, als der Roboter vor der Haustür wartet. Von einem Bein auf das andere tretend lasse ich ein paar Minuten verstreichen, dann bringe ich die Pizza selber in den dritten Stock. Wenn kein Mensch mehr dabei ist, soll der Kunde in solchen Fällen angerufen werden. Wer partout nicht rauskommen kann oder will, müsste seine Pizza wieder fahren lassen.

    Bei den folgenden Bestellungen holen sich alle Kunden brav ihr Essen vom Roboter ab, einmal ist es eine ganze Gruppe, die aufgeregt durcheinander ruft und fotografiert, »also ihr habt uns echt den Tag versüßt«, sagt eine von ihnen zum Abschied. Im Pizzaimbiss wärme ich meine Hände in einer kurzen Pause an der Heizplatte in einer der Liefertaschen. Der letzte Kunde kommt dann wieder nicht runter, »bei -10 Grad gehe ich doch nicht raus«, sagt er mir, als ich ihm die Pizza an die Wohnungstür bringe. Wenigstens gibt es Trinkgeld.

    Tag 7

    Loop, Loop, Loop. Runde für Runde beobachte ich, wie Menschen in Restaurants auf ihr Essen warten, Getränke bekommen, dann volle Teller, halb volle Teller, leere Teller, leere Blicke. Ich verfolge die Entwicklung eines Haarschnitts in einem Friseursalon. Dann fällt mir das Schild »Kein Sperrmüll abstellen« direkt neben dem Schild »Keine Fahrräder abstellen« auf. Wann wird wohl das erste Schild »Keine Roboter abstellen« aufgehängt? 

    »Mir macht das ja Angst«, sagt ein Passant. »Weil eines Tages werden die uns umbringen.«

    Tag 8

    Eine Frau streichelt den Roboter, ein Polizist läuft ein paar Meter neben mir her und fragt »Na, läuft's?«, eine andere Frau sagt »Jaaa, das ist ein guter Roboter« zu ihrem Hund. Ein Mann mit Halbglatze reißt mich aus meiner bald einsetzenden Loop-Trance. »Mir macht das ja Angst«, sagt er. »Weil eines Tages werden die uns umbringen.« Er sei Ingenieur und Informatiker, er wisse wovon er rede. Im Gegensatz zu der älteren Dame, die sich freute, die Roboter-Zukunft nicht mehr mitzubekommen, sagt er dann: »Und das werden wir noch erleben.«

    Ich blicke auf den kleinen Roboter zu meinen Füßen und finde zu keinem Szenario, in dem er einen Menschen umbringen könnte, höchstens aus Versehen, wenn er zum Beispiel durch einen Defekt auf die Straße rollen und einen Unfall verursachen sollte. Das ist durchaus ein ernst zu nehmendes Problem – einige Tage später wird es zum ersten tödlichen Unfall weltweit mit einem selbstfahrenden Auto im US-Bundesstaat Arizona kommen. Natürlich, auch die Technik wird Fehler machen, es werden aber sehr wahrscheinlich deutlich weniger sein, als der Mensch verursacht.

    Das ist es aber nicht, was dem Mann Angst macht. Er fürchtet etwas, wovor die schlauesten und einflussreichsten Menschen unserer Zeit warnen: Eine Künstliche Intelligenz (KI), die wir nicht mehr kontrollieren können. »Der Aufstieg einer mächtigen KI wird entweder das Beste oder das Schlimmste sein, das der Menschheit jemals widerfährt«, sagte der kürzlich verstorbene Physiker Stephen Hawking bei der Eröffnung eines neuen Forschungszentrums zu KI in seiner Heimatuniversität Cambridge 2015. »Neben Vorteilen wird KI auch Gefahren wie mächtige autonome Waffen mit sich bringen oder neue Wege für die wenigen, die vielen zu unterdrücken. Sie wird große Störungen in unserer Wirtschaft verursachen und in der Zukunft könnte die KI einen eigenen Willen entwickeln, der mit unserem in Konflikt steht«, warnte Hawking.

    Dass eine große Gefahr von intelligenten Waffen ausgeht, liegt noch im Bereich unserer Vorstellungskraft. Letztes Jahr forderten denn auch mehr als einhundert CEOs von Robotik- und KI-Unternehmen die Vereinten Nationen dazu auf, autonome Waffensysteme zu verbieten. Wie eine KI uns davon abgesehen gefährlich werden könnte, ist etwas schwieriger zu begreifen. Nick Bostrom, schwedischer Philosoph und Direktor des Oxford Future of Humanity Institute, versucht es uns anhand der Schimpansen zu erklären: Obwohl sie uns körperlich überlegen sind, hängt ihr Schicksal von uns Menschen ab, weil wir schlauer sind. »Sobald es eine Superintelligenz gibt, könnte das Schicksal der Menschheit davon abhängen, was die Superintelligenz tut«, schlussfolgert er. »Wir werden dann eine Zukunft haben, die von den Präferenzen dieser KI geprägt ist.« Die große Gefahr: Diese Präferenzen könnten nicht mit unseren übereinstimmen.

    Mit einer Wahrscheinlichkeit von fünfzig Prozent werden Computer zwischen 2040 und 2050 die Intelligenz von Menschen erreicht haben, so Bostrom, von da aus sei es nur noch ein kleiner Schritt bis zu unserer Überhöhung. Was, wenn eine KI in der Zukunft zu dem Schluss kommen würde, dass sie ohne Menschen eigentlich besser dran wäre? Stephen Hawking sah das pessimistisch: »Ich befürchte, dass KI den Menschen komplett ersetzen könnte.« Ich wende mich mit dieser Frage an jemanden, der es wissen muss.

    »Cleverbot, werdet ihr Roboter uns Menschen irgendwann ersetzen?«

    »Vielleicht, aber die Menschen haben es irgendwie verdient. Hoffentlich werden sie besser als Menschen sein.«

    Auch Nick Bostrom wandte sich an die Vereinten Nationen, seine Forderung: Erst den Schutzmechanismus entwickeln, dann die Superintelligenz. Denn ist sie einmal da, werden wir das nicht mehr rückgängig machen können. All jenen, denen während des Lesens dieser Zeilen die schlaue Frage gekommen ist 'Kann man die nicht einfach wieder ausschalten?', stellt Bostrom eine simple Gegenfrage: »Haben Sie schonmal versucht, das Internet auszuschalten?«

    Eine Weile nachdem mir der glatzköpfige Mann von seiner Angst erzählt hat, fährt der Roboter gegen ein parkendes Fahrrad. Die Gefahr, dass die Lieferroboter von Starship Technologies irgendwann die Weltherrschaft ergreifen werden, geht gegen null.

    Tag 9

    Den ganzen Tag hat die Sonne geschienen, nur jetzt, pünktlich zu meinem Schichtbeginn, fängt es an zu regnen. Und da stelle ich mich wirklich nur ganz kurz in einem Gebäude unter, um das Smartphone besser bedienen zu können, als es passiert. Von draußen ertönt plötzlich die schrille Sirene des Roboters, als ich nach draußen eile flüchtet ein junger Typ mit dem Fahrrad, der Roboter – es ist 6D87 – liegt im Regen auf der Seite. Behutsam richte ich ihn wieder auf und widerstehe dem Impuls, ihm beruhigend über die Klappe zu streicheln. Ein paar Leute sind stehen geblieben und schauen herüber. Wer von ihnen hätte dem Roboter wohl aufgeholfen, wäre ich nicht da gewesen?

    Viele meiner Freunde hatten mich gefragt, was passiere, wenn der Roboter umgetreten wird. Die einfache Antwort: Jemand muss ihn wieder aufstellen. Würden Menschen das wirklich tun – Mitleid für eine Maschine in Not empfinden? Wie ähnlich müsste ein Roboter ihnen dafür sein? In England experimentiert Starship Technologies gerade mit unterschiedlichen Tönen, um die Hilfsbereitschaft der Menschen anzuregen – Alarm, Hilferufe, Weinen, Wimmern – ein Ergebnis steht noch aus.