Die Bilder stammen von Michel Comte und sind der Biografie Michael Schumacher. Die offizielle und autorisierte Inside-Story zum Karriere-Ende entnommen, die in der Süddeutsche Zeitung Edition erschienen ist. Den Band können Sie in der SZ-Mediathek für 24 Euro 90 bestellen.
Willi Weber, Manager
»Ich kann nicht sagen, wie viele Millionen Michael-Schumacher-Kappen es auf der Welt gibt, das weiß kein Mensch, die werden ja überall gefälscht. Aber eines kann ich sagen: Es könnten genau 100 000 mehr sein. Und zwar 100 000 Kappen, auf denen Michael Schumacher von mir etwas voreilig zum Weltmeister 1997 erklärt wurde. Michael wollte nämlich nie was von der Produktion von Weltmeister-Kappen wissen, bis er tatsächlich auch Weltmeister sein würde. Ich durfte gar nicht darüber sprechen, weil unser Michael ein bisschen abergläubisch ist. Also musste ich mich immer heimlich ans Werk machen.
Auch 1997. Michael hatte damals vor dem Finale in Jerez einen Punkt Vorsprung auf Jacques Villeneuve. Ich ließ die Kappen schon mal produzieren. Weil die beiden kollidierten, ist es bekanntlich doch anders gekommen: Michael stand mit leeren Händen da und ich mit 100 000 falschen WM-Mützen. Ich musste sie alle verbrennen lassen. Erzählt habe ich Michael das nie.«
Balbir Singh, Masseur
»Es war im Herbst 1998 in Maranello. Michael testete und testete und testete, bis es zu schneien begann und wirklich nichts mehr ging. Wir hetzten zu seinem Flugzeug, er wollte nach Hause in die Schweiz. Vorn, im Cockpit, saßen die beiden Piloten. Hinten Michael und ich. Plötzlich, mitten im Steigflug, drang Rauch in die Kabine. Aus jeder Ritze! Ein paar Tage zuvor war eine Swissair-Maschine auf dem Weg von New York nach Genf abgestürzt. Ich hatte brutal Schiss. Ich brüllte ins Cockpit, fragte, was los sei. »Wir haben alles gecheckt. Die Instrumente zeigen nichts an«, beruhigte mich der Pilot und kurz darauf sahen wir auch schon wieder klarer.
Der Rauch war bloß Enteisungsspray, das in die Lüftung geraten war. Michael war während des gesamten Vorfalls seelenruhig geblieben. Er hat oft gesagt, dass er im Auto keine Angst spürt, dass er an Schicksal glaubt: »Wenn deine Stunde gekommen ist, ist sie gekommen.« An diesem Tag habe ich erkannt: Er meint das wirklich so.«
Michel Comte, Fotograf
»Vor drei Jahren besuchte ich Michael in seinen Reitferien in Huntsville, Texas, USA. Ich hatte erwartet, dass er für Corinna und die Familie eine Riesenfarm angemietet hat. Sie reiten ja sehr gern und er könnte sich für jeden Urlaub eine eigene Farm kaufen, wenn er wollte. Aber Michael saß da auf der Terrasse vor seinem Wohnwagen und trank mit Freunden sein Bierchen. Keinerlei Luxus, nichts Prätentiöses. Bei Michael erlebt man eine Bescheidenheit, die sehr selten ist. Er gibt nicht an. Nicht mit dem, was er besitzt, und nicht mit dem, was er kann.
Als er zu Ferrari kam, wusste dort keiner, dass er sehr gut Fußball spielt. Michael wollte keine Show abziehen, aber er wollte spielen. Also brachte er einfach seinen Ball mit und kickte allein hinter der Box herum. Bis ein Mechaniker nach dem anderen dazustieß und mitspielte. Seitdem wurde bei Ferrari fast immer gekickt. Übrigens spielt Michael viel besser Fußball als ich. Dafür reite ich besser.«
Ralf Schumacher, jüngerer Bruder
Auch nach mehreren Anfragen wollte sich Ralf Schumacher aus »terminlichen Gründen« nicht zum Karriere-Ende seines Bruders äußern. Zum Interview
Eine Karriere in Zahlen