Nachgehakt

Viele bewegende Geschichten konnten Sie in diesem Jahr im SZ-Magazin lesen. Doch was hat sich in der Zwischenzeit im Leben der Protagonisten getan? Wir haben nachgefragt.

Ein Anruf bei Karin und Gerhard, kurz vor Weihnachten. Den beiden - verheiratet, zwei Kinder, Einfamilienhaus, berufstätig - war nach zehn Jahren Ehe bewusst geworden, dass sie zwar wunderbar funktioniert, die immer größer werdenden Schwierigkeiten miteinander jedoch ignoriert hatten. Daraufhin taten sie einen großen Schritt: Sie gingen in eine Paarberatung. Denn - und das ist sehr wichtig - sie wussten immer, dass sie gern zusammen bleiben würden. Und so wirkten sie auch, trotz ihrer Probleme, sehr aufeinander bezogen.

Gerhard geht ans Telefon. Karin ist schon im Bett und schläft. Hallo Gerhard, wie geht es Ihnen beiden?
Gerhard:
Wir sind müde. Wir hatten viel Stress vor Weihnachten, wie alle anderen auch. Aber nun freuen wir uns auf ein paar freie Tage. Die Stimmung zu Hause ist gut.

Gemeinsame Ferien gingen in den letzten Jahren immer schief. Glauben Sie, es wird diesmal anders?
Gerhard:
Ja. Wir haben beide gute Laune. Und wir haben endlich darüber gesprochen und beide eingesehen, wie wichtig es für uns ist, Zeit für die Familie zu haben. Wir haben in den Ferien sonst immer Dinge mit Freunden unternommen. Wir sind auch fast nie nur mit der Familie weggefahren. Vielleicht dachten wir, wir würden so jung bleiben, nicht so etabliert. Aber wir sind dabei zu kurz gekommen. Auch die Sommerferien liefen super, weil wir unter uns waren.

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Würden Sie sagen, dass die Paarberatung Ihnen gut getan hat?
Gerhard:
Auf jeden Fall, denn der Ferien-Aspekt war zum Beispiel ganz wichtig. Ausserdem rastet Karin nicht mehr so aus wie vorher, sie zeigt viel mehr Bereitschaft, auch mal auf mich zu hören. Und wenn es dann doch mal geschieht und wir uns streiten, nehme ich das nicht mehr so wichtig wie früher. Ich stelle nicht mehr alles in Frage. Denn ich weiß jetzt: Es geht vorbei. Und Karin braucht nicht mehr so lange wie früher, um sich zu beruhigen.

Sie halten sich also an Abmachungen, die Sie in der Therapie empfohlen bekommen haben.
Gerhard:
Wir benutzen manche Dinge, die wir dort gelernt haben, ja. Und es funktioniert tatsächlich. Manche Dinge sind einfach nur schlechte Angewohnheiten. Man kann sie ändern. Wenn Karin Ruhe braucht und ich reden möchte - das hatten wir ja ganz oft - sagt sie jetzt ein Zauberwort. Ich halte mich daran, auch wenn ich mich innerlich sträube.

Fühlen Sie sich ihr dann ausgeliefert?
Gerhard:
Klar. Aber umgekehrt gibt es eben auch Situationen, in denen ich weiß, dass sie sich jetzt zusammen reißt. Mir zuliebe. Uns zuliebe.

Wie fühlen Sie sich miteinander, ganz generell, auf einer Skala von eins bis zehn?
Gerhard:
Gute Mitte, würde ich sagen. So zwischen sechs und sieben. Von einer Trennung sind wir jedenfalls weit entfernt.