Was wurde aus dem Zaun in Heiligendamm?

Offene Fragen aus dem Jahr 2007.

Die Spur führt nach Bargeshagen. In dem mecklenburgischen Ort betreibt Frank Neumann die Firma MZS, das Unternehmen, das für den Auf- und Abbau des zwölf Kilometer langen Zaunes zuständig war. Nach dem G8-Gipfel ging der Zaun in den Besitz der Firma über, das war Teil des Vertrags mit der Landesregierung. Bald meldeten sich Interessenten, die Stücke des Zauns kaufen wollten: die Betreiber von zwei Flugplätzen und mehreren Zoos, die Veranstalter der Landesgartenschau Mecklenburg-Vorpommern und die Einkäufer der Berliner Botschaft der Seychellen.

Doch Frank Neumann will nicht sagen, wo der Zaun geblieben ist, man ahnt, dass er den Mann im letzten Jahr viele Nerven gekostet hat. Ähnlich geht es Marion Schlender vom Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern, das für die Sicherheitsmaßnahmen während des Gipfels verantwortlich war. Sie möchte nur sagen, dass viele Teile verschrottet worden seien, da sie im Wasser gestanden hätten und Erosionserscheinungen aufwiesen. Der Dokumentarfilmer Andreas Horn, der einen Film über den G8-Gipfel mit dem Titel Der Zaun gedreht hat, will sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben: »Erosionsschäden, nach so kurzer Zeit? Außerdem standen doch nur etwa hundert Meter im Wasser«, sagt er. »Es will einem einfach niemand verraten, wo die Teile sind, genauso wie nicht mehr herauszufinden ist, wer genau den Bau des Zaunes überhaupt bewilligt hat.« Andreas Horn empfiehlt einen Anruf bei Jörg Fredrich, der 500 Meter neben dem »Kempinski Grand Hotel« in Heiligendamm das Bistro »Oase« betreibt und »sein Ohr an allen Schienen hat«. Doch was Fredrich dort hört, bleibt sein gut gehütetes Geheimnis. »Schicken Sie mir erst mal eine Faxanfrage mit dem Briefkopf Ihrer Zeitung, an die Bistro-Betriebe-Ostsee«, fordert er. »Das geht hier nämlich alles über den Dienstweg!« Auch wenn dieser in einem kleinen Bistro relativ kurz ist, scheint er ins Nirgendwo zu führen. Nach einigen Anrufen ist Jörg Fredrich die Fragerei offenbar leid: Das Handy bleibt aus.

Aufgeschlossener ist dagegen Michael Joppeck von der Sicherheitsfirma Schwarzwolf in Reddelich: »Klar weiß ich, wo der Zaun ist: Ein Teil lagert bei uns!« Zwar nur fünf Elemente, aber er wisse, wer noch mehr davon besitzt: das Freilufttheater Grevesmühlen. 780 Meter umzäumen das Gelände, auf dem jedes Jahr ein Piraten-Schauspiel stattfindet. Mittlerweile lassen sich Besucher vor dem berühmten Zaun fotografieren – am Ende kommen eben immer die Touristen.