Immer habe ich davon geträumt, Mutter zu werden. Aber seit der Chemotherapie spielt mein Unterleib verrückt. Ich habe oft Schmerzen, nur ganz selten habe ich meine Periode – in fünf Jahren ganze zwei kleine Blutungen. Meine Eierstöcke hatten zu arbeiten aufgehört. Ich habe mir gedacht: Die Chemo hat mich vom Krebs geheilt, ich darf leben. Aber dafür muss ich den Preis bezahlen, keine Kinder mehr zu bekommen. Jeder, der eine Chemo hinter sich hat, muss mit den Nebenwirkungen klarkommen. Bei mir hat es den Unterleib getroffen.
Mein Partner und ich waren entschlossen, ein Kind zu adoptieren. Ich wollte doch so gerne Mutter sein. Im Dezember 2005 bin ich zu meiner Frauenärztin gegangen, weil ich ein Brennen im Unterleib spürte. Ich habe auf eine Entzündung der Eierstöcke oder der Blase getippt. Nach fünf Jahren bin ich zu einer Expertin für Unterleibserkrankungen geworden. Meine Ärztin hat mich mit dem Ultraschall untersucht. Plötzlich schaut sie ungläubig auf den Monitor, dann zu mir und dann wieder zum Monitor. "Birgit, du bist im vierten Monat!", hat sie dann gesagt.
Mir ist die Kinnlade runtergefallen. Ich konnte es nicht fassen. Eine Schwangerschaft war das letzte, womit ich gerechnet hatte. Mir war ja weder übel noch wuchs mein Busen. Ich war so glücklich: Endlich Mutter werden. Ich hatte aber auch Bedenken, dass das Kind gesund zur Welt kommt. In sechs Monaten Chemo hatte ich so viele Wirkstoffe in meinen Körper bekommen. Und gegen die Unterleibsschmerzen nahm ich jahrelang viele Medikamente. Ein bisschen Angst hatte ich auch vor der Geburt. Chemo und Bestrahlung hatten meine Lunge total geschwächt. Ich kann auch heute noch keine 100 Meter laufen, ohne auszusehen wie ein Amateurläufer nach einem Marathon. Ich fürchtete mich davor, dass mein Kreislauf die Strapazen der Geburt nicht schafft. Aber Nick hatte es sehr eilig, auf die Welt zu kommen. Nach anderthalb Stunden lag er in meinen Armen – gesund und munter.