Uschi Obermaier, 61, das schönste Gesicht der Achtundsechziger, hatte Affären mit Jimi Hendrix, Keith Richards und Mick Jagger, lebte in der Kommune 1 und reiste jahrelang durch die Welt. Ihr Leben wurde verfilmt. Heute ist sie Schmuckdesignerin und wohnt in der Nähe von Los Angeles.
SZ-Magazin: Frau Obermaier, haben die 68er ihre Ziele erreicht?
Viele Dinge, die wir damals angestoßen haben, sind heute selbstverständlich. Das Selbstbewusstsein der Frauen hat sich immens gesteigert. Dann: Das sexuelle Verhalten ist viel freizügiger geworden. Homosexualität ist nicht mehr strafbar, über Pornografie regt sich auch niemand mehr auf. Und: Wohngemeinschaften! Wohl-gemerkt: Nicht Kommunen. Wohngemeinschaften, wie sie heute überall auf der Welt unter Freunden oder Studenten gang und gäbe geworden sind.
Zu 68 gehörte auch die Auflehnung gegen die patriarchalische Familie. Wollten Sie nie eine Familie gründen?
Das hat sich so in meinem Leben ergeben. Dieses Gefühl von Freiheit war schon immer mein Lebenstraum. War das auch der Lebenstraum Ihrer Generation: Freiheit?
Wir wollten die Freiheit, haben uns aber immer selbst bevormundet. Ich empfand das genauso beengend wie die Kritik meiner Eltern an mir. Oder dieses politisches Kopfwaschen, dass immer alle einer Meinung sein mussten.
Uschi Glas sagt genau dasselbe. Sie sieht sich als Außenseiterin der 68er, weil sie damals eben nicht wie alle links, sondern weiter CSU wählte.
Excuse me? Genau das ist das Problem, wenn man heute über die 68er spricht. Jeder erzählt die Geschichte so, wie sie ihm in den Kram passt. Als wäre der Mainstream damals links gewesen! Die Wahrheit ist: Alle waren steif und versteinert, gerade in Bayern, der Mainstream wählte CSU. Und die, die dagegen waren, gehörten zur Minderheit. Frau Glas sollte die Kirche mal im Dorf lassen. Während sie brav CSU gewählt hat, wurden wir in Straßenbahnen und Bussen als Nutten beschimpft, weil wir Miniröcke trugen.
Frau Obermaier, eine andere Frage: Sie sind amerikanische Staatsbürgerin. Wen werden Sie wählen?
Erst dachte ich: Sobald Hillary sich bewirbt, wird sie sicher meine Stimme bekommen. Schon aus dem Grund, weil sie eine Frau ist. Aber jetzt ist auf einmal Barack Obama aufgetaucht. Ich finde es toll, dass end-lich ein Schwarzer die Chance hat, Präsident zu werden. Obama hat Charisma – ein Mann, mit dem man viele Hoffnungen der 68er verbindet.
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