Als der Fotograf Felix Adler vor ein paar Jahren zum ersten Mal Oświęcim besuchte, überraschte es ihn, wie normal das Leben dort ist. Oświęcim ist eine Kleinstadt in Südpolen, etwa 40000 Menschen wohnen dort, es gibt mehrere Einkaufszentren und ein McDonalds. Besser bekannt ist Oświęcim unter dem deutschen Namen Auschwitz.
Felix Adler kam wieder. 2016 verbrachte er fünf Wochen in Auschwitz, um das Leben der Menschen zu porträtieren, die an dem Ort zuhause sind, der wie kein zweiter für den Holocaust steht. Das Zentrum des Schreckens. 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen wurden dort ermordet, die meisten waren Juden.
Während seiner Recherche folgte Adler den Gleisen, die auf dem Gelände des früheren Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau enden und auf denen die Menschen Richtung Gaskammern transportiert worden sind. Außerhalb des Lagers führen diese Gleise nach ein paar hundert Metern durch ein Wohngebiet. Auf Adlers Bildern, die wir zeigen, begegnen sich Alltag und Grauen.
Wir wollten aber auch wissen, warum ausgerechnet dort jemand hinzieht, ein Haus baut, in Sichtweite der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau? Und wie sich das anfühlt, jeden Tag mit der Geschichte konfrontiert zu werden? Deshalb hat der SZ-Magazin-Reporter Christoph Cadenbach Ryszard und Malgorzata besucht, die in einem apricotfarbenen Neubau wohnen. Die Gleise durchkreuzen ihre Einfahrt, führen zwei Meter an ihrem Gartentor vorbei. Aus dem oberen Stockwerk sehen sie die Wachtürme des ehemaligen Lagers, das eine Gedenkstätte ist und im vergangenen Jahr von über zwei Millionen Menschen besucht wurde.
Auf den ersten Blick sieht das Anwesen des polnischen Ehepaars nicht recht einladend aus. Es ist von einer hohen Mauer umgeben, so wie die meisten Häuser in dieser Nachbarschaft. Hinter jeder Mauer hört man Hunde bellen. Doch Ryszard und Malgorzata sind dann ganz anders, als erwartet – und auch ihre Antworten überraschen.
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Foto: Felix Adler