»Ich war natürlich für die Beatles«

Bundestagspräsident Norbert Lammert im Gespräch über seinen baldigen Ruhestand, seine Jahre als Teenager in den Sechzigern und die Frage, warum er nie in Talkshows zu sehen ist.

Einmal hat Norbert Lammert die Berliner Philharmoniker dirigiert, zum Spaß, aber im Ernst. Nach der Probe, auf der er im Unterschied zum Orchester bestanden hatte, sagte er: Nach meinem Geschmack war es zu langsam. Und der erste Konzertmeister antwortete: Nach meinem Geschmack auch. Aber wir spielen halt, wie Sie dirigieren.

Norbert Lammert hört jetzt wirklich auf. Nach 37 Jahren im Bundestag und zwölf Jahren auf dem Präsidenten-Chefsessel. Vor ihm ist noch nie ein deutscher Bundestagspräsident freiwillig aus dem Amt ausgeschieden. Bis auf Karl Carstens, der zum Bundespräsidenten gewählt wurde.

Schön, dass es Youtube gibt. So werden auch spätere Generationen sehen können, was für ein Bundestagspräsident dieser Norbert Lammert gewesen ist. Zu langsam jedenfalls nie. Witzig, selbstironisch streng, verspielt manchmal, unterhaltsam immer: Wie er sich mit Gregor Gysi um die Redezeit kabbelt. Wie er die Kanzlerin ermahnt, dass sie jetzt mal endlich aufhören soll, mit dem Kauder zu quatschen. Einmal hat er sogar eine ganze Fraktion rausgeschmissen aus dem Bundestag.

Meistgelesen diese Woche:

Im Interview mit dem SZ-Magazin gibt Norbert Lammert zu, dass dieser 26. Februar 2010, als die Linken im Parlament mit Spruchbändern gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan protestierten, der Extremtest für seine Autorität gewesen ist. Und er verrät auch, was er gemacht hätte, wenn die einfach nicht gegangen wären.

Er sieht jung aus, schlank und fit, als ihn die Redakteure Thomas Bärnthaler und Evelyn Roll in seinem Ferienort Überlingen am Bodensee treffen. Nicht wie einer, der tatsächlich in den Ruhestand will. Und jetzt? Und dann? Wie fühlt sich das an? Ist er schon in das berühmte Loch gefallen?

Im Interview spricht Lammert darüber, wie er über seinen Ruhestand denkt – und wie seine Frau damit umgeht. Außerdem erzählt er von seiner Jugend: Was es bedeutet, als das älteste von sieben Kindern aufzuwachsen, und was für eine logistisch ungewöhnliche Veranstaltung es war, mit einer neunköpfigen Familie unterwegs zu sein. Er berichtet, warum die Zeit, in der er gemeinsam mit seinem Vater, dem Bäckermeister, in der CDU-Rathausfraktion in Münster saß, für den Vater die politisch schwierigste Zeit seines Lebens war. Schließlich verrät Norbert Lammert auch noch, warum er nicht in Talkshows zu sehen ist und was er da oben auf seinem Präsidentensessel im Bundestag getan hat, damit ihm niemals langweilig wurde.

Lesen Sie das Interview jetzt mit SZ Plus:

"Ob uns was fehlt, sehen wir dann"

Nach 37 Jahren im Bundestag, davon zwölf als dessen Präsident, geht Norbert Lammert in den Ruhestand. Ein Gespräch über Handygefummel im Parlament und die Kunst des Loslassens.

Foto: dpa