Ein paar der Rosen, die ich bisher geschenkt bekam, habe ich, als sie verblüht waren, umgedreht aufgehängt und getrocknet, es waren die ganz wichtigen. Aber selbst die nervten irgendwann mit ihren verschrumpelten Blütenblättern, aus denen es staubte und bröselte, und sie landeten im Müll.
Aber das ist natürlich genau der Zauber von Rosen: dass sie verblühen, verwelken und vertrocknen werden, meistens schneller als Gefühle. Und es liegt ein gewisser Trost darin, dass auch die Rosen vergänglich sind, die andere von den Menschen bekommen, von denen man sich selbst eine erträumt hat.
Würde man die Rosen fragen, würden sie vielleicht sagen, dass sie nicht verwelken und vertrocknen wollen. Das will ja niemand so gern. Seit ein paar Jahren nun gibt es für eine einfache Rose die Möglichkeit, zur Longlife-Rose zu werden, sie muss nur gut gewachsen sein: Sie wird in eine Maschine gestellt, die ihren Blüten und Blättern per Unterdruck die Flüssigkeit entzieht und diese Flüssigkeit durch ein pigmentiertes Füllmittel ersetzt. Dann altert die Blume nicht mehr – sofern niemand sie dann zu nah an die Heizung oder in die grelle Sonne stellt. Erst nach zwei Jahren wird sie unansehnlicher: bleicht aus, verstaubt, erodiert. Bei sehr guter Behandlung kann sie bis zu zehn Jahre ziemlich gut aussehen.
Im Grunde ist nichts dagegen zu sagen, denn eine Rose ist immer noch eine Rose, auch nach einem solchen lebensverlängernden Verfahren. Floristen sagen, dass sie Longlife-Rosen kaum von normalsterblichen unterscheiden können. Und man möchte ja gar nicht darüber nachdenken, was die Menschen täten, wenn sie ihr Aussehen mithilfe einer Maschine für zwei bis zehn Jahre konservieren könnten.
Und doch: Die meisten Männer kaufen am Valentinstag oder in anderen Momenten, in denen sie ihren Frauen eine Freude machen möchten, eine frische Rose. Oder viele frische Rosen. Weil das romantischer ist. Weil es für weniger Geld mehr hermacht (eine Longlife-Rose kostet zwischen fünf und zehn Euro, je nach Größe). So sagt es Frau Braun, Schnittblumenverkäuferin bei Dehner in München-Forstenried. (Sie sagt übrigens auch, aber das nur nebenbei: Wenn ein Mann einen Strauß für fünfzig Euro kauft, während vier Männer warten, kaufen die anderen auch je einen für fünfzig Euro. Wenn der erste einen Strauß für zehn Euro kauft, sagt der zweite, zwölf dürften es bei ihm schon sein.)
Es sind die Frauen, die Longlife-Rosen kaufen, sagt Frau Braun. Für Sträuße und Gestecke. Ohne romantische Absichten also. Offenbar ist das ewige Leben einfach etwas Unromantisches.
Illustration: Zeloot