Darfs ein bisschen sehr viel mehr sein?

Bling Bling ist zurück, beweist Moderator Kai Ebel mit einem Handgelenk-Monstrum, das sich erst auf den zweiten Blick als Uhr entpuppt. Auch Designer wie Philipp Plein haben großen Erfolg mit Mode und Produkten für Menschen, die gerne protzen.

Kai Ebel macht den Daumen-Test. So schwer, wie sie wirkt, scheint die Uhr gar nicht zu sein.

Screenshot: Facebook.com/KaiEbel

Seit fast drei Jahrzehnten berichtet der Sportreporter Kai Ebel nun schon live von der Formel-1-Strecke. Er gilt als modisches Chamäleon mit viel Mut zur Knallfarbe sowie zum gewagten Muster- und Materialmix. Glitzersakkos, die Chino in kniehohen Reitstiefeln oder leichte Sommeranzüge mit Dreiviertelhose und Slippers: Alles schon an ihm gesehen. Zum 25. Geburtstag von RTL wurde Ebel 2009 zum Moderator mit dem schlechtesten Modegeschmack gekürt, ein Jahr später veranlasste seine Erscheinung den Rapper Eko Fresh (wie Ebel aus Mönchengladbach stammend) zu dem Titel »Kai Ebel Style«.

Ein bisher möglicherweise missachtetes Detail seiner Garderobe sorgte vor kurzem bei Twitter für einige Lacher: »In Kai Ebels Uhr wurde der Vorspann von Game of Thrones gedreht«, schrieb der Moderator Jan Köppen dort zu zwei Bildern, die Kai Ebel beim Selfie-Machen mit Zahnbürste und einen Zoom auf sein Handgelenk zeigen. Daran hängt eine monströse goldene Armbanduhr, deren offengelegtes Ziffernblatt und Uhrwerk nahezu erschreckende Ausmaße annehmen.

Was hat es mit dem funkelnden Zeitmesser auf sich? Nutzt Ebel die Uhr als seine Variante der derzeit sehr angesagten Micro-Bag und bewahrt darin Wertgegenstände auf? Handelt es sich um ein neues Wearable, ausnahmsweise mal nicht in glatter Technologie-Ästhetik versteckt? Oder möchte Ebel in Zeiten, in denen sich das öffentliche Interesse an Sportreportern aufgrund aktueller Geschehnisse vor allem auf den Fußball konzentriert, mit dem Klunker einfach mal wieder auf sich aufmerksam machen?

Die Antwort: Der Armschmuck stammt tatsächlich aus Ebels eigener Uhrenkollektion von 2009. Gestaltet wurden die überdimensionierten »Engine Watches« damals von »Golden Hearts never die«, der Marke des Künstlers Heiko Sachse, der für die Ebel-Uhren Mini-Szenen aus dem Motorsport malte und mit Blattgold und Diamanten versah. Auf Luxusuhr24 wurde eines der Stücke zuletzt für knapp 15.000 Euro angeboten

Protziger kann eine Uhr kaum sein. Doch Ebel liegt tatsächlich im Trend. Nach Zeiten der Begeisterung für skandinavischen Minimalismus oder norddeutsches Understatement, geht es 2018 – zumindest in gewissen modischen Sphären – wieder sehr viel lauter zu. Komplett-Prints des Gucci-Logos oder der Versace-Medusa gehören wieder zum guten Ton. Der deutsche Designer Philipp Plein vermarktet höchst erfolgreich seine plakative Reichen-Mode, unter anderem unter dem Label »Billionaire«. Dazu passend zeichnet sich außerdem eine Rückkehr der mit Strasssteinen überhäuften Mode der 2000er ab. Deren Stil-Protagonistin Paris Hilton hat soeben eine eigene Modelinie für den Onlineshop Boohoo.com lanciert – ganz Hilton-typisch mit viel pinken Hausanzügen, Glitzer und metallischen Minikleidern.

»Bad Taste« als Trend kommt Kai Ebel nur zu Gute. Denn sein »Klotzen statt kleckern«-Stil ist seit jeher sein Markenzeichen und wirkt schon deshalb viel authentischer als bei jedem Modelabel-Jünger. Eine Stilikone wird er wohl trotzdem nicht mehr werden. Aber vielleicht holt sich die kriselnde Luxusuhren-Branche in puncto »Statement Pieces« bei ihm Inspiration für den Weg aus der Krise ab. Ist sicher nur eine Frage der Zeit.

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