1. Wie im Film: Merch-Mania ohne Ende

Mit »Marty Supreme« setzte Timothy Chalamet ein Statement – noch bevor der Film draußen war.
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Kann man sich nicht ausdenken: Das gefragteste Teil des Jahres war kein Hemd von Saint Laurent oder eine Dior-Hose von Jonathan Anderson, sondern ein Windbreaker mit der Aufschrift eines Filmtitels darauf. »Marty Supreme« ist noch nicht einmal in den Kinos, aber die Marketingmaschine lief bereits Ende November auf Hochtouren. »C u at 7« schrieb der Hauptdarsteller auf seiner Instagramseite und postete die Adresse des eigens eingerichteten Pop-Up Stores. Die Leute standen Schlange, Chalamet tauchte höchstpersönlich im rosafarbenen Modell auf. Mit »Movie Merch« bekommt der Ausdruck, sich bei der Promotion für einen Film »ins Zeug« zu legen, noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Nicole Kidman trug bei »Babygirl« damals ein T-Shirt mit aufgedrucktem Milchglas, vorher war schon das Team von »Challengers« mit dem »I Told Ya« T-Shirt unterwegs gewesen, aber Marty Supreme toppte alles. Die 250-Dollar-Jäckchen wurden auf Resale-Seiten kurze Zeit später für mehrere Tausend Dollar angeboten. Ob der eigentliche Film an Weihnachten für ähnlichen Andrang sorgt?
2. Der Jeans-Trend, von dem wir immer träumten

Der eigentliche Jeans-Trend ist, dass es den einen Jeanstrend nicht mehr gibt.
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Ist das noch Bootcut? Oder schon Schlag? So lautete eine der Fragen, die die Menschen 2025 wirklich bewegten. Kendrick Lamar hatte bei seiner Superbowl Halbzeit-Show ausgestellte Jeans von Celine getragen, danach gingen die Suchanfragen nach ähnlichen Modellen durch die Decke. Doch ein paar Monate später konstatierte die Vogue, »Barrell Leg Jeans« seien der einflussreichste Trend des Jahres. Nur um ein paar Wochen später das Comeback der Skinny Jeans auszurufen. Wie soll man da noch den Durchblick behalten? Gar nicht. Der eigentliche Jeans-Trend war, dass es den einen Jeanstrend nicht mehr gibt. Gerade, weit, eng, hochgeschnitten, extra tiefsitzende Bumster Hosen – fast alles geht. Nächstes Jahr dürfte allem Anschein nach sogar die extrem hochgeschnittene 80er-Jahre Karotte wieder tragbar sein.
3. Alle lieben das neue Chanel

Kristen Stewart ist eine der wenigen, die die Sachen von Mathieu Blazy für Chanel Probe tragen darf.
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2025 war das Jahr mit den meisten Designerdebüts aller Zeiten: einundzwanzig! Das sind fast so viele wie ein Fußballkader. Einer davon – Dario Vitale für Versace – ist schon wieder Geschichte, ein anderer gilt bereits jetzt als absoluter Glücksgriff. Matthieu Blazy hat bei Chanel so viel richtig gemacht und wird dafür von sämtlichen Lagern gleichsam gefeiert, dass es fast unheimlich ist. Neue, coolere Kostüme, bessere Two-Tone Pumps, aufwendig zerbeulte Taschen, wie sie im alten CC-Kosmos undenkbar gewesen wären. Bislang durften nur Stars wie Kristen Stewart oder Riley Keough die Sachen Probe tragen. In die Läden kommt Blazys Chanel erst Anfang des Jahres. Angeblich gibt es bereits so viele Vorbestellungen, dass das ein oder andere Teil nie das Licht eines Ladentheke erblicken wird.
4. All’s Fair – die neue Büromode?
»Es gibt keine schlechte Publicity« lautet ein alter PR-Mythos und zumindest in diesem Fall funktionierte das Motto: Kim Kardashian’s Anwaltsserie »All’s Fair« bekam so viele Null-Sternchen-Kritiken, dass erst recht alle hinguckten. Die zweite Staffel ist bereits in Planung. Wer noch eine Ausrede brauchte, sich den Kram reinzuziehen, feierte das »moderne Power Dressing« von Sarah Poulsen, Naomi Watts und Kardashian ab. Kostüme mit eingesetzter Korsage, Tangas, die unter Röcken hervorblitzen, lange Lederhandschuhe, Kaschmirlagen für Wölfinnen im Schafspelz. Man würde diese Looks zu gern mal in einer echten Anwaltskanzlei in Hamburg Harvestehude, München Grünwald oder an der neuen Bahnchefin Evelyn Palla sehen. Vielleicht ja im nächsten Jahr.
5. Katy Perry: erst im All, dann im siebten Himmel
Ihre Konzert-Tour floppte zwar, trotzdem trendete Katy Perry ständig. Einerseits stand sie gertenschlank in einer Reihe von Prominenten, die alle unter massivem Ozempic-Verdacht stehen. Entsprechend »trainiert« ließ sie sich mit Lauren Sánchez in sexy Taucheranzügen ins All schießen und küsste danach Mutter Erde, als sei sie monatelang fort gewesen. Kurz darauf gaben sie und Orlando Bloom ihre Trennung bekannt. Was dann folgte, wäre nicht mal dem kühnsten Rom-Com-Drehbuchautor eingefallen. Statt Totalabsturz wurde Perry bald mit einem neuen Mann auf einer Yacht gesichtet. Der sah auf den ersten Blick aus wie Justin Trudeau und entpuppte sich auf den zweiten Blick – roarrrrr – tatsächlich als der frühere kanadische Premierminister. Aus Tokio schickten die bald das erste offizielle Pärchenselfie. Mit extra viel Glow und Glück im Gesicht – oder macht das etwa auch das berüchtigte Ozempic-Face?
6. Mein Haus, mein Auto, mein Verlobungsring
2025 war überhaupt ein Jahr der großen Liebe. Also der ganz ganz großen Liebe, die man nicht nur fühlen, sondern sofort sehen kann. Lauren Sánchez Bezos trug bei der Hochzeit im Juni in Venedig einen geschätzten 30-Karat-Diamanten als Verlobungsring. Wer mit Karat nicht so vertraut ist – die Größe entspricht ungefähr einer kleineren Walnuss und führt auf Dauer garantiert zu Sehnenscheidenentzündung. Im August zog Travis Kelce nach und hielt um die Hand von Taylor Swift mit einem ähnlich beeindruckenden Klunker an, in historischem Diamantenschliff. Dua Lipas Verlobungsring von Callum Turner ist ebenfalls wenig minimalistisch. Die Fachpublikation »Brides« rief bereits den Trend zum »Ultra-Maximalist-Statement Ring« aus. Die Juweliere dürften ihr Glück kaum fassen können.
7. Kinky ist das neue Cool: Alexander Skarsgård

Ein Chippendale trifft auf kinky Leder – so oder so ähnlich könnte Alexander Skarsgård auf dieses Outfit gekommen sein.
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Leder kommt ständig wieder, geht aber nie so richtig. In diesem Jahr trug die jüngere weibliche Bevölkerung fast ausnahmslos Lederbomber, Zara brachte im November eine Kollektion mit dem französischen Designer Ludovic de Saint Sernin heraus, die neben Lederhose, Ledertrench, Lederminirock, Lederkleid (…) auch ein Lederbustier enthielt. Und dann waren da noch die Premierenlooks von Alexander Skarsgård für »Pillion«. Eigentlich ist sogenanntes Method Dressing eher vom vorletzten Jahr, aber diese Auftritte nahm man gern noch mit. In der rührend-skurrilen Liebesgeschichte spielt der Schwede den alternden, immer noch attraktiven Chef einer Motorrad-Gang, der einen jungen, verschüchterten Mann in die Freuden der Sadomaso-Kultur einführt. Entsprechend trug er sehr viel »kinky« Leder, unter anderem Overkneeboots zum doppelreihigen Anzug. Zur engen, nietenbesetzten Hose kombinierte sein Stylist Harry Lambert ein nur angedeutetes Hemd, das bei jedem anderen nach Chippendales-Chic ausgesehen hätte, Skarsgård jedoch sofort auf sämtliche »Best Dressed Listen« 2025 katapultierte.
8. Kauft eigentlich noch irgendwer neu?

Rosalía auf der 2025 Vanity Fair Oscar Party – in Dilara Fındıkoğlu.
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Während viele Luxusmarken 2025 ein Krisenjahr mit deutlich sinkenden Umsätzen erlebten, ging der Vintageboom erst recht weiter. Den meisten sind die Wucherpreise der Neuware schon lange zu teuer, nachhaltiger und origineller ist »Preloved« ohnehin. Rosalía trug im Video zu Berghain Vintage Givenchy, Vintage Alexander McQueen und Vintage Balenciaga. Ariana Grande wählte für die Premiere zu Wicked II ein schwarzes One-Shoulder-Kleid von Gilbert Adrian, eben jenem Kostümdesigner, der – Storytelling deluxe! – die roten Schuhe aus »The Wizard of Oz« entwarf. Längst ist der Trend auch bei Fußball-Shirts angekommen. Günstiger sind die alten Leibchen allerdings nicht unbedingt.

