SZ-Magazin: Mal werden Sie als Architektin und Designerin vorgestellt, mal als Künstlerin, mal als Wissenschaftlerin. Sie selbst vergleichen Ihre Arbeit lieber mit der einer Gärtnerin.
Neri Oxman: Meine Vision ist es, eine Welt zu gestalten, die nicht mehr aus Einzelteilen besteht. Für gewöhnlich zeichnen Designer und Architekten ihre Entwürfe, jedes Objekt wird in drei räumlichen Dimensionen beschrieben und gebaut: der X-Achse, der Y-Achse und der Z-Achse. Was für eine Beschränkung! In der biologischen Welt gibt es weitere Dimensionen wie die Temperatur, die Feuchtigkeit und natürlich die Zeit – und es entstehen lebendige Strukturen. An diesem Beispiel orientiere ich mich. Ich will Produkte und Gebäude wachsen lassen wie ein Gärtner seine Pflanzen.
»Stellen Sie sich vor: Aus einer Teetasse würde eine Orchidee werden«
Die amerikanisch-israelische Professorin Neri Oxman will die Welt nach dem Vorbild der Natur gestalten. Am MIT Media Lab in Cambridge entwickelt sie Materialien, aus denen irgendwann Häuser und ganze Städte wachsen könnten. Ein Gespräch über eine Zukunft ohne Plastik, ihre Zusammenarbeit mit Björk und das neue Gold in Zeiten der globalen Erwärmung.