»Wenn wir beide miteinander reden können, dann können es auch andere«

Vor rund vier Jahren wurde Paris vom ­Terror erschüttert: 130 Menschen starben, allein 90 im Konzerthaus ­Bataclan. Eines der ­Opfer: Lola Salines, ­einer der Täter: Samy Amimour. Ein Gespräch zwischen ihren Vätern.

Azdyne Amimour möchte aus Furcht vor Übergriffen nicht erkannt werden, vorn im Bild: Georges Salines.

Foto: Daniel Delang

Es ist Freitag, der 13. November 2015, im Pariser Konzerthaus Bataclan. Es spielen The Eagles of Death Metal. Lola ist 28 Jahre alt, zierlich, hat dunkle Haare, lacht viel. Ein paar Selfies noch, so erzählen es Freunde später, dann drängt sie nach vorn links zur Bühne hin, in den Graben, dem Teil des Bataclan, in dem getanzt wird. Gute Laune, Menschen zwischen 15 und 50, die Jüngeren begleitet von Eltern. Auf einmal Schüsse von hinten. Drei Männer stürmen den Saal. Samy Amimour, wie Lola 28 Jahre alt, hat das Gesicht verhüllt, in den Händen eine Kalaschnikow. Er läuft zur Bühne hin. Oben auf den Rängen schaltet ein Besucher ein Tonband ein. Minutenlang sind Gewehrschüsse und Schreie der Opfer im Erdgeschoss zu hören, dazwischen Stille, die Menschen liegen übereinander, stellen sich tot. »Steh auf, oder ich bring dich um!«, hört man einen sagen. »Leg dich hin, oder ich schieße«, einen anderen: Es ist Samy, der Einzige, der auf dem Band offiziell identifiziert wurde. Nach zwölf Minuten tritt von hinten ein Polizist in den Saal. Er sieht Samy auf der Bühne, wie er seine Waffe auf einen Mann richtet, 25 Meter entfernt. Samy bemerkt den Kommissar, er ruft: »Hau ab, hau ab, Scheißkerl!« Der Polizist schießt, ein Schrei, Samy fällt, hebt, so schildert es der Bericht des Polizisten, noch mal den Kopf – und sein Sprengstoffgürtel explodiert. Es ist 22.07 Uhr. Lola Salines wird später vor der Bühne gefunden, zwei Kugeln haben sie getroffen, eine tödlich.