Peking & Shanghai

Wenn einer meiner Freunde wegfahren will, ruft er oft als Erstes bei mir an. Meistens habe ich dann auch eine Idee und freue mich, wenn ich nachher höre, dass das Hotel genau das richtige war. Aber einfach ist es nicht, die besten ausfindig zu machen. Nä, das passende Hotel, das ist richtig Arbeit. Nun bin ich auch noch so superperfektionistisch: Wenn ich für eines meiner Buchprojekte verreise, klappere ich erst mal mindestens fünf Hotels ab, bis ich mich entscheide, in welchem ich absteigen möchte. So bin ich über die Jahre zur Hotelfachfrau geworden und kann immer besser die richtig guten von den möchtegernguten Hotels unterscheiden.Gerade war ich zum ersten Mal in China, genauer: in Peking und in Shanghai, wo ich mich mit meiner Freundin Mian Mian getroffen habe, der besten zeitgenössischen Schriftstellerin Chinas, die dort wie ein Popstar gefeiert wird. Ich brachte ihr eine riesengroße Sonnenbrille von YSL mit, und kaum hatte sie das Etui aufgeklappt, kreischte sie: »With these glasses I will be super star!« (Das »a« lässt sie in ihrem lustigen chinesischen Englisch weg.) Sie hat mir auch eines der neun Zimmer im »China Club Beijing« besorgt, wo neulich Condoleezza Rice, Giorgio Armani und Renée Zellweger gleichzeitig wohnten. Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass es kein typisches Fünf-Sterne-Hotel mit Business-Center und Fitnessclub ist und das Wasser nicht sofort heiß aus der Leitung kommt. Aber mir ist das egal, denn im »China Club Beijing« bin ich glücklich. Fangen wir mit dem Badezimmer an. Das prüfe ich immer zuerst, weil es garantiert Rückschlüsse auf den Rest des Hotels zulässt: auf Service, Sauberkeit und Sorgfalt (das gilt auch für Restaurants, dort muss man als Erstes die Toilette besuchen). Mein Zimmer, die Nummer vier, hat zum Glück ein wunderschönes Bad. Alles ist mit fast schwarzem Holz ausgekleidet, an vielen Stellen von Schnitzereien durchbrochen, dahinter blitzen Spiegel, die den Raum größer wirken lassen. Das Licht ist so gedimmt, dass man auch mit Jetlag noch in den Spiegel schauen kann, falsches Licht im Bad kann einem ja für den Rest des Tages die Laune total versauen. In der Mitte steht eine antike Porzellanbadewanne, als Kontrast sind die Badetücher knallpink. Es ist gestylt, trotzdem echt, während zum Beispiel das berühmte »Shangri-La China World« mit seinen Kristallleuchtern und beigefarbenen Sitzgruppen eher das neue, reiche China repräsentiert und mir im »Red Capital Club« (in diesem Hotel amüsierte sich Mao mit seinen Konkubinen) der Nippes-Kommunistenkitsch zu staubig ist. Den ersten »China Club« eröffnete der Designer und Geschäftsmann David Tang in seiner Heimatstadt Hongkong, dann folgten Singapur und 1996 Peking. Seine Handschrift erkennt man sofort. Er versteht es, traditionelle Elemente und Mao-Schick mit dem 21. Jahrhundert zu verbinden. Vor allem wirken die knalligen Farbakzente – ob in seinen Hotelbadezimmern oder bei der Kleidung, die er für seine Ladenkette »Shanghai Tang« produzieren lässt. So kann man bei ihm nicht nur herrliche Handtaschen, Bademäntel und Accessoires kaufen, sondern auch hauchdünne traditionelle Seidenkleider, die aber zeitgemäß geschnitten sind, so dass man sie auch in London oder Los Angeles tragen würde (für Berlin leider schon zu glamourös). Für den »China Club Beijing« hat Tang einen Prinzenpalast aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Tiananmen-Platzes gefunden. In meinem neuen Lieblingshotel reihen sich vier friedliche Innenhöfe mit Springbrunnen und Blumen hintereinander, in denen die Vögel zwitschern. Und man erfährt hier selbst dann etwas über das Land, wenn man das Hotel zwei Tage lang nicht verlässt und von morgens bis abends in der »Long March Bar« Chrysanthemen-Tee trinkt, Bücher liest oder einfach nur nonstop quatscht. Übrigens haben saunette Kellner in schicken Uniformen (natürlich von Shanghai Tang) uns dauernd unaufgefordert heißes Wasser ins Teetässchen nachgegossen. Nä, dachte ich. Man könnte meinen, man sitzt im »Päffgen« und trinkt Kölsch.CHINA CLUB BEIJING, Peking, Tel. 0086/10/66038855, Infos über www.imperialtours.net; RED CAPITAL CLUB, Peking, Tel. 0086/10/64027150, DZ ab ca. 130 Euro, www.redcapitalclub.com; SHANGRI-LA CHINA WORLD, Peking, Tel. 0086/10/65052266, DZ ab ca. 165 Euro, www.shangrila.com; villa taiyuan, Shanghai, Tel. 0086/21/64716688, DZ ab ca. 120 Euro; SHANGHAI TANG COLLECTION zu bestellen unter www.shanghaitang.com.