Paris ist eine traumhafte Stadt – mit einer Menge lausiger Hotels. Sie glauben mir nicht? Ich habe mir im letzten Jahr mehr als 120 Hotels in Paris für ein geplantes Buch angesehen und in einigen davon auch übernachtet. Begeistert war ich nur von einem: dem »Bourg Tibourg«, einem Drei-Sterne-Haus mit 30 Zimmern im Marais.Wer nicht aufs Geld schauen muss, kann sich natürlich eine Suite im »Ritz« oder im »George V« nehmen, den beiden besten Häusern der Stadt. Bucht man hier aber nur ein Doppelzimmer, wird man erstens enttäuscht und zweitens ausgenommen: Für prachtvolle, aber popelige zwölf Quadratmeter zahlt man 600 Euro. Weil ich in Paris mein Geld lieber für andere Dinge ausgebe, gehe ich immer wieder ins »Bourg Tibourg«. Hier kann man für 150 Euro im quirligsten Viertel der Stadt zwischen Brasserien, Bars und Boutiquen wohnen, ohne auf die typische Paris-Atmosphäre aus Sentimentalität, Prunk und Dekadenz verzichten zu müssen.Rot-schwarz-grüne Tapeten, schwere Ledersessel, mittelalterliche Vertäfelungen, dunkle Samtvorhänge, alles im »Bourg Tibourg« ist dramatisch, düster und romantisch, ein bisschen wie in einem Delacroix-Gemälde oder einem Dracula-Film. Die kleinen Zimmer, vom französischen Star-Designer Jacques Garcia orientalisch, teils neogotisch eingerichtet, haben riesige Betten, sind aber so schummrig beleuchtet, dass ich fast jedes Mal das Ladegerät fürs Handy in der Steckdose vergesse. In einigen kann man auf einem Minibalkon über den Dächern von Paris frische Croissants mit hausgemachter Marmelade aus England frühstücken. Man kann aber auch über die Straße in den Teesalon »Mariage Frères« gehen, wo es eine riesige Auswahl an Teesorten und hervorragende Mitbringsel gibt: zum Beispiel die Duftkerzen Thé des Mandarins. Außerdem in Reichweite: das Centre Pompidou, das Musée Picasso und die Place des Vosges.Da es im »Bourg Tibourg« zwar einen kleinen Garten, aber weder ein Restaurant noch eine Bar gibt, sollte man für Drinks in die Bar des Hotels »Costes« gehen, einer der Lieblingsorte der Pariser Modeszene, der ebenfalls von Jacques Garcia im gleichen pompösen Bordellstil eingerichtet wurde. Hier wird man mit dem Staunen nicht fertig, so viele skurrile alte Männer hängen mit jungen, blassen Models an der Bar. Selbst Star-Designer Tom Ford steigt inzwischen im »Bourg Tibourg« ab, wenn er ein paar Tage unerkannt in Paris verbringen will. Und der könnte sich das »Ritz« nun wirklich leisten. HOTEL BOURG TIBOURG, 19, rue du Bourg-Tibourg, Paris, Tel. 0033/ 142784739, EZ ab 150, DZ ab 200 Euro, www.bourgtibourg.com. TEESALON MARIAGE FRÈRES, 30/35, rue du Bourg-Tibourg, Tel. 0033/142722811. BAR im HOTEL COSTES, 239 rue St-Honoré, Tel. 0033/142445000, www.hotelcostes.com.