In Kalifornien gibt es zwei Orte, die verhalten sich zueinander wie Düsseldorf und Köln. Der eine ist weltläufig und schick, der andere prollig und charmant. In Palm Springs spielen die Menschen Golf und trinken Martinis am Pool. In Desert Hot Springs, zwanzig Kilometer östlich, wird eine öde Hauptstraße von Tankstellen und Steakhäusern gesäumt, vor denen mächtige Pick-Ups parken. Ich kann die Touristen verstehen, die hier achtlos durchfahren. Sie können ja nicht wissen, dass sie das schönste Motel Kaliforniens verpassen: das »Hope Springs«. Man muss schon mal hier gewesen sein, sonst findet man das »Hope Springs« nicht, so versteckt liegt es am Ende einer asphaltierten Straße, die abrupt in der Wüste endet. Wahrscheinlich ist es deswegen bis heute ein geheimes Wochenend-Hideaway für Kreative aus Los Angeles geblieben, die vor allem eins wollen: den Kopf frei kriegen unter einem Sternenhimmel, wie es ihn nur in der Wüste gibt. Hauptattraktion des »Hope Springs« sind seine drei unterschiedlich temperierten, aus heißen Quellen gespeisten Mineralwasserpools, die in einem großzügigen Innenhof liegen. Eine bessere Entspannungsmethode gibt es nicht, als sich nachts auf einem Gummiring durch das warme Wasser treiben zu lassen. Droht man schlapp zu machen, wechselt man einfach ins nächstkältere Becken. Danach braucht man sich nur noch auf eines der zehn Zimmer zu schleppen und sich in eine leichte Daunendecke zu hüllen, die es hier statt der in amerikanischen Motels üblichen kratzigen Wolldecken gibt. Auch sonst entspricht das »Hope Springs« genau meiner Vorstellung von Luxus: kein Fünf-Sterne-Schwulst, sondern geschmackvolle Klarheit. An jedes Zimmer grenzt eine private Terrasse mit Aloe-Vera-Pflanzen, auf dem polierten Betonboden stehen ein Bett auf einer Holzplattform, zwei Leselampen und Stühle von Eames oder Plattner – das war’s.Wie gut ein Haus geführt ist, verraten oft Kleinigkeiten: Im »Hope Springs« ist es die Gemeinschaftsteeküche, in der nicht nur Tag und Nacht grüner Sencha- und Rosenblütentee bereit stehen, sondern auch eisgekühltes Gurkenwasser. Zum Frühstück werden Melonen und Erdbeeren serviert, dazu Bio-Joghurt, Eier und frisches Brot. Schick ausgehen kann man in Desert Hot Springs natürlich nicht. Das will hier auch keiner, weil mit der magischen Wüstenstimmung sowieso keine Bar mithalten kann. Wer auf ein Gutenachtbier trotzdem nicht verzichten will, sollte in der nahe gelegenen Westernstadt Pioneertown in den Saloon »Pappy & Harriet’s« einkehren – einen so urwüchsigen Folkschuppen gibt es in ganz Los Angeles nicht. HOPE SPRINGS, 68075 Club Circle Drive, Desert Hot Springs, Tel. 001/760/329-4003, DZ ab 150 Dollar, www.hopespringsresort.com.PAPPY AND HARRIET’S, 53688 Pioneertown Road, Pioneertown, Tel. 001/760/365-5956, www.pappyandharriets.com.