Sobald Oberarme, die im Lauf der Zeit schlaff geworden sind, ruckhaft nach oben schnellen, schwingt das Fett an ihrer Rückseite mit, etwa wenn die Besitzerin des Oberarmes gerade ihr »Bingo!« kundtut. Deswegen fing es irgendwann an, dass solche Oberarme »Bingo Wings« genannt wurden. Schon auch lustig, aber neben all den Krähenfüßen, grauen Haaren, Nasolabialfalten und Po-Dellen eine neue Schwachstelle, gegen die Frauen angeblich vorzugehen haben. Später kam noch der Muffin Top hinzu, eine süße Umschreibung für die Ringe, die wie fluffiger Kuchenteig über den Hosenbund hängen. In anderen Körperregionen sollen wir uns nach Schönheitsidealen wie dem Thigh Gap richten (wenn die Oberschenkel sich barbiemäßig im Stehen nicht berühren), der perfekten Brötchenvagina, dem sexy Zehendekolleté. Der weibliche Körper ist also von Kopf bis Fuß als einzige Problemzone identifiziert. Was viele Frauen zur Verzweiflung bringt – oder, zu Recht, auf die Barrikaden.
Nur eine Stelle ist bislang ausgenommen: der Unterarm. Erstaunlicherweise das Körperteil, das neben Gesicht (schlimmes Krisengebiet) und Händen (immer pflegeintensiver) am häufigsten zu sehen ist und gerade deshalb penibel beäugt werden müsste. Ist die Stelle einfach zu uninteressant? Eine sexappealfreie Zone, die Gänsehaut zeigt, aber nicht erzeugt? Oder ist nichts zu finden, was man daran aussetzen könnte? Bloß schmale Muskelstränge, die zu oft in Bewegung sind, um erschlaffen zu können? Die Beautyindustrie ist doch sonst so kreativ!
Oder wir haben sie mit diesem Text erst darauf angesetzt? Dann ist er ein großer Fehler.
Illustration: Mrzyk & Moriceau