Vier Wochen nach den Pfingstferien bin ich halbwegs mit deren Bewältigung fertig. Bilanz eines vierzehntägigen Italien-Aufenthalts: Luis war mit dem Handy in der Badehose ins Mittelmeer gestürmt, das Gerät gab seinen Dienst für immer auf; später hat er sich dann noch eine Zehe gebrochen, die dritte von rechts, wenn Sie es genau wissen wollen; das ist jetzt geheilt. Paolas Handy hatte plötzlich aus nie geklärten Gründen jeden Kontakt zur Außenwelt verweigert und sich dadurch der Existenzberechtigung beraubt. In meinem Laptop hatten sich zwei Software-Installationen nicht vertragen und ineinander verhakt, ich bekam keinen Internetanschluss, der Fachmann saß stundenlang murmelnd über dem Apparat, tja …
Außerdem waren uns am Strand die Papiere für unser Schlauchboot verloren gegangen und wir mussten in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft, der Bootsversicherung, dem Motorfabrikanten, verschiedenen Carabinieri-Dienststellen, der Hafenkommandantur sowie dem Strandwächter Mimmo Ersatz besorgen.
Einen Bundeshaushalt aufzustellen ist ein Klacks dagegen.
Und als wir zu Hause ankamen, ging der Fernseher kaputt. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass, wenn Paola und ich unsere Berufe aufgäben, die Folgen ausschließlich finanzieller Art wären; wir hätten keine Sekunde mehr Zeit. Ein Beruf ist heute etwas, was man mühsam in dem bisschen Zeit unterbringt, das einem neben der Organisation der Familie und der Instandhaltung des familieneigenen Maschinenparks bleibt.
Allein für den Kauf eines Ersatzhandys für Luis habe ich drei Fachgeschäfte aufgesucht, dort jeweils lange auf die Audienz eines Kundenberaters gewartet, der dann feststellte, das Gewünschte sei leider gerade nicht vorrätig, sicher aber im Geschäft einige Straßen weiter, wo sein Kollege dieses Handy zwar hatte, sich gleichzeitig aber (»Wo wir dabei sind, ich sehe gerade …«) den Tarif meines Bürotelefons vornahm und auf eine günstigere Variante umstellte, was jedoch zur Folge hatte, dass ich Anspruch auf einen neuen »Router« für meinen Internetanschluss bekam, ein Gerät, welches mir darauf zwar mit der Post zugeschickt wurde, aber von deren Boten, weil er nicht in den fünften Stock gehen wollte, beim Griechen im Erdgeschoss abgegeben wurde, der am nächsten Tag einen dreiwöchigen Urlaub antrat, weshalb ich den »Router« nun im Fenster des Griechen neben der Kasse liegen sehe, wo er unter meinen Blicken bis zum Beginn der Sommerferien liegen wird – ja, sind denn schon wieder Ferien? Ferien, Ferien, hihi …
Bitte, war nicht die Technik zu unserer Entlastung gedacht? Damit wir den Kopf frei bekommen für das Eigentliche? Stattdessen habe ich hier einen Apparatepark zu warten, Tag für Tag, bin Maschinendiener! Und von dem kleinen unscheinbaren Plastikröhrchen in der Kaffeemaschine, das die Putzfrau weggeworfen hat, ohne das aber die Kaffeemaschine nicht funktioniert, habe ich gar nicht geredet und werde ich auch nicht reden. Ob es einen trösten würde, auf jedes kaputte Gerät einen kleinen Post-it-Zettel zu kleben, auf dem stünde: Hey, der Teilchenbeschleuniger in Genf geht auch nicht!?
Ich habe gelesen, dass amerikanische Soldaten, die im Irak und in Afghanistan mit der Betreuung von Minenräum-Robotern betraut sind, eine intensive Beziehung zu ihren Robotern aufbauen. Sie riskieren teilweise ihr Leben für sie! Peter Singer, Autor eines Fachbuches über Kampfroboter, berichtet von einem Mann, der, fünfzig Meter von feindlichem Maschinengewehrfeuer entfernt, versucht habe, seinen kleinen Freund in Sicherheit zu bringen. Von einem anderen, der den Robbie mit Tränen in den Augen zur Reparatur brachte. Von Kompanien, in denen man Roboter beförderte (zu Ober- oder Hauptrobotern), ihnen Orden verlieh oder sie mit militärischen Ehren beerdigte.
Wer verstünde diese Männer nicht? Wer würde nicht das Letzte für seinen Staubsauger geben, für seine Bohrmaschine, seinen Drucker, sein Mixgerät, seinen iPod – nur damit er nicht wieder los muss, um Ersatz zu besorgen. Nur damit er ein bisschen Zeit gewinnt, für seine Arbeit, seinen Beruf, fürs Eigentliche …
Illustration: Dirk Schmidt