Leserpost (IV und Schluss): Es naht der 80. Geburtstag der Königin Elizabeth II., und da fällt mir ein: Beinahe hätte ich den Brief von Frau B. aus Goslar vergessen, die mir einen Artikel aus jener Ausgabe der SZ kopiert hatte, in der über die königliche Geburtstagsparade vor zwei Jahren berichtet wurde. Da hieß es: »Zwei Schimmel zogen die Monarchin und ihren Ehemann Prinz Philip vom Buckingham-Palast durch Londons Innenstadt, wo tausende Schaulustige die Straßen säumten. Hinter dem Monarchenpaar folgten zu Pferde Kronprinz Charles und seine Schwester Prinzessin Anne.« Dazu schreibt Frau B. sehr passend: »Mir kam spontan folgendes Bild: Die Queen und ihr Mann werden von den Pferden an Riemen befestigt bäuchlings über die Straßen von London gezogen. Dahinter hoch zu Pferde Prinz Charles und Prinzessin Anne.«Heuer wird man hoffentlich ein würdigeres Ritual finden.Aber eigentlich wollte ich über die Briefe berichten, die mich zum Thema »Handy-Telefonieren« erreichten. Es gibt kein Thema (außer vielleicht »Taubentöten«), zu dem man mehr Briefe bekommt, hier zum Beispiel das Schreiben von Herrn S. aus Icking, das mich zu einer sehr wichtigen Einsicht gebracht hat. Herr S. schreibt nämlich, das wirklich Ärgerliche an den Leuten, deren Telefonate man so oft im Zug mitanhören muss, sei nicht deren Lautstärke, sondern die Tatsache, »dass man nur die Hälfte mitbekommt und gar nicht recht weiß, was die beiden da besprechen«.Und da hat er Recht, der Herr S., was er mit einem kleinen und sehr schönen Text beweist, den ich hier nur auszugsweise zitieren kann. Man sitzt also im Zug und hört einen Mann an seinem Telefon Folgendes zu einem Unbekannten sagen:»Meine Frau wollte mich unbedingt davon abbringen, sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt.«»…«»Da hab ich einfach zugeschlagen.«»…«»Sie ist zur Polizei gegangen und hat Anzeige erstattet.«Da möchte man natürlich gern wissen, was passiert ist, und ärgert sich, weil man es nicht erfährt. Nur hier und jetzt erfährt man es, in dem ich mal einfüge, was Autor S. die andere Person sagen lässt.»Meine Frau wollte mich unbedingt davon abbringen, sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt.«»Das hat sie mir erzählt, aber du wolltest ja diese Venus-Plastik unbedingt ersteigern und als der andere gezögert hat …«»Da hab ich einfach zugeschlagen.«»Ja, aber deine Frau hat gesagt, das sei eine Fälschung und man habe dich betrogen …«»Sie ist zur Polizei gegangen und hat Anzeige erstattet.«So geht das. Und so was entgeht einem, dauernd!Dann wäre da noch mein Briefwechsel mit Frau K. aus München, die zwei Anekdoten aus den Zeiten erzählt, als in München Unterschriften für ein Volksbegehren gegen den Wildwuchs bei Mobilfunkantennen gesammelt wurden. Da habe es manchen auf der Straße gegeben, der gesagt habe: »Naaa, da solln z’erscht amal die hingehn, die wo a Handy ham. Ich geh ned zum Einschreim, weil ich brauch a koa Handy.«In einem Biergarten hing, so Frau K., am Eingang ein Plakat mit dem Bild einer Funkantenne und der Überschrift: »Der nächste Sender vor Ihrem Schlafzimmer?« Drinnen im Biergarten saßen drei Damen. Sagte die eine Dame zu den beiden anderen: »Hobts es gseng? De wollen Sender vor unserne Schlafzimmer stelln. Als ob mir no ned gnua hättn!«